Splitterpartei „Republikaner“ wird zum Auffangbecken gescheiterter Neonazis, die keiner haben will
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Splitterpartei "Die Republikaner" wird zur Resterampe für gescheiterte Neonazis

Weil sie sonst keiner haben will: Die eigentlich in der Versenkung verschwundene rechtsextreme Partei „Die Republikaner“ wird zum Auffangbecken für gescheiterte Neonazis.

 

Von Kira Ayyadi

 

Sie erinnern sich noch an die Minipartei „Die Republikaner“ (REP)? Eigentlich dachten auch wir, dass diese Partei mittlerweile in der Bedeutungslosigkeit versunken wäre. Doch seit ein paar Monaten stolperten wir immer mal wieder über diese Splitterpartei. REP ist mittlerweile zu einem Auffangbecken für gescheiterte Neonazis geworden, die sonst keiner haben will. Im speziellen scheint das rechtsextreme Trio von „Thügida“, David Köckert, Alexander Kurth und Jens Wilke, die fast vergessene Partei übernehmen zu wollen.

 

„Unite the right“

Das verwundert allerdings im ersten Moment, schließlich beobachten wir seit geraumer Zeit eine Vereinigung unterschiedlicher rechter und rechtsextremer Szenen. So warben beispielsweise NPD-Mitglieder und Neonazi-Kader ganz offen dafür, bei der Bundestagswahl 2017 die AfD zu wählen und mit den Demonstrationen in Chemnitz und Köthen hat die AfD nun auch öffentlich den Schulterschluss zur rechtsextremen Szene vollzogen. Also warum satteln Köckert und Co. nun das tote Pferd REP?

Weil sie sonst offenbar niemand haben will.

 

Alexander Kurth: Baut Mist bei der NPD, geht zu „Die Rechte“ und landet nun bei REP

Alexander Kurth beispielsweise war ehemals NPD-Funktionär in Leipzig. 2014 hat er in seinem Wahlbezirk in Leipzig allerdings eine Wiederholung der Stadtratswahl ausgelöst, da er sich aufgrund seiner Vorstrafen nicht für die Kommunalwahl hätte aufstellen lassen dürfen. Wegen eines Angriffs 2003 auf Sebastian Krumbiegel, den Sänger der Band „Die Prinzen“ und Ali Ziemer, den Schlagzeuger, wurde Kurth zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. 2009 folgte seine nächste Gefängnisstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung, Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen und Betruges. Der damalige Landesvorsitzende Holger Szymanski der rechtsextremen Partei warf Kurth 2014 vor, für „einen schweren Ansehensverlust der NPD“ verantwortlich zu sein. Es kam damals zu einer öffentlichen Schlammschlacht, zwischen ehemaligen NPDlern, auch Kurth, und der NPD-Führung. Hinzu kam, dass Nachrichten aus Kurths geraubtem Handy 2015 veröffentlicht wurden. Die geleakten Chatverläufe belegen intensive Kontakte von drei Polizeibeamten in die rechtsextreme Szene. Unter ihnen der Vater eines Neonazis, der an der Ermordung des Irakers Kamal K. in Leipzig beteiligt war. Das war alles ziemlich peinlich für Kurth. Kein Wunder also, dass die NPD seither nicht mehr gut auf ihn zu sprechen ist. Kurth verließ Ende 2014 die NPD und kündigte an, sich bei der Splitterpartei „Die Rechte“ (DR) einbringen zu wollen. Allerdings ging auch schon vor vier Jahren des „Einflussgebiet“ der DR kaum über die nordrhein-westfälische Stadt Dortmund hinaus. Besonders in letzter Zeit ähnelt „Die Rechte“ eher einer Art Dortmunder Kameradschaft, denn einer ernstzunehmenden politischen Partei. Um irgendwie auf der rechtsextremen politischen Bühne in Sachsen mitzuspielen eignet sich „Die Rechte“ also nicht, dass hat auch Kurth festgestellt und versucht es jetzt bei den „Republikanern“.

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Mit der schwarzen Sonne im Gesicht: David Köckert, rechts daneben Alexander Kurth am 09.09. in Köthen

 

David Köckert: Kameradschaftler und Ex-AfD-Mitglied hat es sich gründlich mit der NPD verscherzt – letzte Hoffnung REP

Ganz ähnlich verhält es sich bei David Köckert. Viele Jahre galt er als Führungsfigur in der neonazistischen Szene im Vogtland und bewegte sich auch im Umfeld von „Blood & Honour“, wie „thüringenrechtsaussen“ berichtet. In den 1990er Jahren war er der Kopf der Kameradschaft „Braune Teufel“, die sich auch „Alkoholocaust“ nannten. Neben mehreren Verfahren wegen Körperverletzungen gegen politische Gegner, illegalen Rechtsrock-Konzerten und illegalen Nazi-Symbolen wurde gegen Köckert in der Vergangenheit auch wegen Betruges, Versicherungsbetrugs, Kreditkartenbetrugs und Sozialversicherungsbetrugs ermittelt. Später wurde Köckert als Vorsitzender von „Thügida“, eines rechtsextremen Ablegers von Pegida, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird, in ganz Thüringen bekannt. Nach eigenen Aussagen war er damals AfD-Mitglied. Allerdings war er dann bereits seit 2014 Mitglied der NPD, deren Landesorganisationsleiter er bis 2016 war. Kurz vor dem Parteiverbotsverfahren verließ der Greizer Neonazi 2017 die Partei dann auch wieder - jedoch nicht im Guten. Laut „Endstation rechts.“ ging er den Thüringer NPDlern Thorsten Heise an, der damals zum neuen Landeschef gewählt wurde. Köckert  hoffte darauf, dass „man diese Partei eines Tages von innen säubern“ könne. Er sprach von „Maden, die am Knochen der NPD nagen“ würden. Seither tingelte er mit seinem „Thügida“-Auto durch Thüringen. Doch nun scheint auch dieser umtriebige Neonazi eine neue politische Heimat bei den „Republikanern“ gefunden zu haben. David Köckert begründet die Existenz der „Republikaner“ damit, da es eine Alternative zur Alternative für Deutschland geben müsse.

 

Jens Wilke will mit REP nach Brüssel um dort die EU abzuschaffen

Der dritte im Bunde, der es nun noch einmal bei den „Republikanern“ versucht, ist Jens Wilke. Der Versicherungsmakler aus dem Landkreis Göttingen war zunächst Kopf der rechtsextremen Gruppierung „Freundeskreises Thüringen/Niedersachsen“ und der Nachfolgeorganisation „Volksbewegung Niedersachsen“. Gemeinsam mit zwei weiteren Aktivisten dieses Bündnisses war Wilke 2017 wegen Bildung einer bewaffneten Gruppe angeklagt. Zu jener Zeit hatte Wilke bereits bei der Kommunalwahl im September 2016 für die NPD als Landrat kandidiert.

Doch mittlerweile ist auch Wilke zu den „Republikanern“ gewechselt. Wilke befindet sich derzeit auf Listenplatz drei für die anstehende Europawahl.

 

Beobachtung durch den Verfassungsschutz?

 

„Die Republikaner“ wurden 1992 vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft und wurden daher vom Verfassungsschutz beobachtet. Im Jahr 2006 wurde die Einstufung als rechtsextrem aufgehoben. Mit den neuen Parteimitgliedern könnte sich das Interesse des Verfassungsschutzes an REP wieder ändern.

 

Anmerkung der Redaktion: In einer vorigen Version des Artikels hieß es: "Am vergangenen Sonntag wurde er [Lars Wilke] zum neuen niedersächsischen Landesvorsitzenden gewählt."  Wie uns "Die Republikaner Niedersachsen“ korrigierte ist das so nicht richtig. Landesvorsitzender der „Republikaner“ ist Lars Fintelmann.

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