Heute ist der 11. September. Während viele Menschen den Opfern der Terroranschläge vor 14 Jahren gedenken, ist das für Verschwörungsfreund_innen auch ein Anlass für antisemitische Hetze. Genau dieser will das Projekt no-nazi.net der Amadeu Antonio Stiftung deshalb heute symbolisch mit einer konzentrierten Twitter-Aktion, einem "Tweet up" (Hashtag #nichtsgegenjuden), entgegen treten. Unterstützung erhalten die menschlichen Kämpfer_innen gegen Antisemitismus online dabei von Maschinen - no-nazi.net hat Bots programmiert, die antisemitische Propaganda auf Twitter automatisch kontern.
Im Web: www.nicht-gegen-juden.de
Bei jeder Form von Hetze gegen Minderheiten gibt es die Top-"Argumente", die immer wieder kehren: Dies gilt auch für den Antisemitismus, der gerade im Internet gepflegt wird und ständig neue Nahrung erhält. Leider entsteht daraus auch ein reales Bedrohungspotenzial, dass dazu führt, dass sich viele Menschen nicht mehr trauen, offen jüdisch aufzutreten, da sie Anfeindungen befürchten müssen. Sicher ist in den Sozialen Netzwerken nur eins: Antisemitismus ist ein fester Bestandteil in der alltäglichen und politischen Diskussion in Deutschland. Um dem etwas entgegen zu setzen, hat die Amadeu Antonio Stiftung letztes Jahr die Seite www.nichts-gegen-juden.de gestartet. Das Prinzip ist einfach: Gängige antisemitische Vorurteile werden entlarvt und aufgeklärt. Ein wenig angriffslustig und als Argumentationshilfe für die gedacht, denen vielleicht manchmal die Worte fehlen, um Antisemitismus zu widersprechen.
Der Bot: Twitter.com/nichtgegen
Zum 14. Jahrestag des 11. September wurde nun nichts-gegen-juden.de einem Relaunch unterzogen. Neue antisemitische Sprüche wurden aufgenommen und inhaltlich angegriffen. Außerdem gibt es eine technische Erweiterung: Jetzt werden Bots im Kampf gegen Antisemitismus einsetzen. Konkret heißt das, dass auf Tweets mit antisemitischem Inhalt mittels Informationen und einer Grafik automatisch reagiert wird. Auf der Website steht ganz zentral eine große Zahl: So oft ist unser Bot angesprungen seit dem 9.9.2015 - live einsehbar hier: https://twitter.com/nichtsgegen
Die Seite nichts-gegen-juden.de und die damit verbundenen Grafiken, die mit dem Bot genutzt werden, sollen aber in erster Linie Menschen unterstützen, die sich gegen Antisemitismus im Netz engagieren wollen. Manchmal ist es leichter, einen Link zu setzen oder einen Text zu kopieren. Der technische Aspekt ist ein Experiment, aber letztlich soll so die Zivilgesellschaft gestärkt werden, indem sie Argumentationshilfen bekommt.
Wir haben 10 gängige antisemitische Stereotype gesammelt:
- Ich habe ja nichts gegen Juden, aber ...
- Kindermörder Israel!
- Die Zionisten sind die Nazis von heute!
- Araber sind auch Semiten
- Die Deutschen haben ja auch gelitten
- Es muss auch mal Schluss sein!
- Da stecken doch die Zionisten hinter
- Israel hat kein Recht zu existieren
- Die wahren Juden sind gegen Zionismus
- Man darf ja nichts sagen, sonst ist man gleich Antisemit ...
Der Ton der Texte ist bewusst kämpferisch, die Grafiken nutzen Verzerrungen - denn: Antisemitismus ist verzerrt, hart und dennoch so fragil in der Substanz und irrational. Reine Fakten helfen nicht gegen Antisemitismus. Antisemitismus zeigt die Grenzen der Aufklärung auf. Deswegen ist diese Kampagne – eine Mischung aus Technik, Zivilgesellschaft, Aufklärung und rhetorischer Angriffslust – ein Versuch. Ein Test, inwiefern Antisemitismus im Netz begegnet werden kann. Denn das ihm begegnet werden muss, ist keine Frage.
Tweet up!
Weil aber Menschen noch mehr Argumente gegen Antisemitismus haben als Maschinen, gibt es zusätzlich ab 14 Uhr ein "Tweet up gegen Antisemitismus". Hier kann jede_r sofort mitmachen. Unter dem Hashtag #nichtsgegenjuden gegen Antisemitismus twittern - und lesen, was die anderen zu schreiben haben.
Siehe: Facebook