Bei rechtsextremen Esoteriker_innen besonders beliebtes Symbol: Die "Schwarze Sonne" im "Obergruppenführersaal" der Wewelsburg in Paderborn.
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Rechtsextreme Esoterik

Neben der rechtsextremen Subkultur hat die Esoterik zur Popularisierung rechtsextremer Mythologien beigetragen. Im religiös-sanften Unschuldsgewand transportiert sie rechte Hasssymbole.

Von Friedrich Paul Heller

Der große Popularisierer dieser Esoterik ist Jan van Helsing. Helsing ist der bekannteste gegenwärtige Esoteriker im deutschen Sprachraum. Sein Erfolgsrezept ist Griffigkeit und Vereinfachung. Helsing heißt in Wahrheit Jan Udo Holey. Er wurde am 22.3.1967 in Dinkelsbühl geboren. Die Auflagen seiner Bücher und Videos gehen in die Hunderttausende. Die beiden erfolgreichsten Bücher Helsings sind die „Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert“ (1993) und die „Geheimgesellschaften 2“. Das Doppelwerk macht sich die Theorie von der jüdischen Weltverschwörung durch „Illuminati“ (die Erleuchteten) zu eigen. Die Illuminati sind nach Helsing eine jüdisch-freimaurerische Elite, die über Banken und Wirtschaftskonzerne fast die gesamte Weltwirtschaft kontrolliert. Sie gehören zu den „jüdischen Monopolträgern“ (Helsing 1995: 119). Als Drahtzieher erwähnt Helsing immer wieder die jüdische Familie Rothschild. Die Illuminati dirigieren im Hintergrund eine geheime Weltregie-rung. Die Illuminati wollen die Menschheit versklaven und haben zu diesem Zweck schon zwei Weltkriege angezettelt. Als Beweis für die Weltverschwörung führt Helsing die „Protokolle der Weisen von Zion“ an.

In seinem Buch „Unternehmen Aldebaran – Kontakte mit Menschen aus einem anderen Sonnensystem“ durchfliegt das deutsche Raumschiff Odin einen „Dimensionskanal“ und landet im Bauch eines Raumschiffs des Sonnensystems Aldebaran. Den Gruß, den die Aldebaraner erbieten, ist der Hitlergruß. Diese Außerirdischen brauchen menschliches Gen-material, damit ihre Rasse nicht ausstirbt. Deshalb entführten sie nachts Menschen und ent-nahmen ihnen Samen. Die Sendboten des Alls, bei denen es sich „um besonders schöne Exemplare der Spezies ‚Arier‘ handelte, blond und blauäugig“, die deutsch sprechen und ein Hakenkreuz auf der Schuhsohle haben, kreuzen sich mit den Men-schen, denn auch diese sind degeneriert, weil durch unterschiedliche Kolonisationen außer-irdischer Völker mehrere irdische Rassen entstanden sind. So was tut nicht gut, denn das Ideal ist, dass es pro Planet nur eine Rasse gibt. Diese rassistischen Phantasien legitimiert Helsing dadurch, dass er sie in eine jahrtausendealte Vergan-genheit zurückverlegt oder ins Universum projiziert und damit zum Ursprungsmythos stilisiert.

In seinem Roman „Die innere Welt: das Geheimnis der Schwarzen Sonne“ populari-siert Helsing ältere, oft völkische Phantasien über eine Welt innerhalb unserer Welt. Sie ist seit 30.000 Jahren besiedelt, vielleicht aber schon seit Millionen Jahren. Zu den Völkern im Erdinneren gehören „die Wikinger, die Alt-Deutschen und die Neu-Deutschen (...) die älteste Rasse der inneren Welt ist germanischen Ursprungs“ (Holey 1998: 190). Die Alt-Deutschen sind Abkömmlinge deutscher Kolonisten in Brasilien, die sich 1572 vor den Giftpfeilen der Indianer in einen Tunnel am Amazonas zurückzogen. Dieser Tunnel führte ins Erdinnere. Die Neu-Deutschen sind Nationalsozialisten, die ins Erdinnere flüchteten, als die deutsche Kriegsniederlage bevorstand.
Die Hauptstadt Neu-Deutschlands ist, wie man einem Straßenschild am Ortseingang entnehmen kann, Neu-Berlin. In Neu-Berlin gibt es Gebäude, die der Architekt Alfred Speer „auf Befehl von Adolf Hitler“ entworfen hat.

In der Mitte der Hohlwelt hängt eine künstliche Sonne aus unzerstörbaren Kristallen, die „schwarze (unsichtbare, F.P.H.) Strahlen“ aussendet.

Dieser Auszug des Essays "Mythologie und Okkultismus bei den deutschen Rechtsextremen" ist aus dem Buch Handbuch Rechtsradikalismus, Thomas Grumke und Bernd Wagner (Hrsg.), Leske + Budrich, 2002

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