Screenshot aus dem Trailer von "Wie im falschen Film".
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Wie im falschen Film – Geschichten aus dem Fußball

"Wie im falschen Film" habe sich Otto Addo gefühlt, als in den 90er-Jahren Bananen aufs Spielfeld flogen und Parolen wie "N* raus!" in den Stadien skandiert wurden. Der Dokumentarfilm "Wie im falschen Film" von „Show Racism the Red Card – Deutschland e.V.“ lässt Fußballspieler*innen zu Wort kommen, die Erfahrungen mit diskriminierenden Verhalten auf und abseits des Platzes gemacht haben.

Von Jakob Rödl

Neben den Interviews mit Fußballstars, wie den Boateng-Brüdern oder Gerald Asamoah, begleitet Regisseur Timian Hopf drei Menschen, die für den Fußball leben, in ihrem (Fußball-)Alltag.

Offener Rassismus in den 90er Jahren

Otto Addo, der mittlerweile die U19 des HSV trainiert, erinnert sich an den offenen Rassismus in den Stadien der 90er Jahren. Für Addo trugen diese Erfahrungen dazu bei, sich nicht als vollständiges Mitglied der deutschen Gesellschaft zu fühlen. Einmal für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen, konnte er sich deswegen nicht vorstellen.

Anders als Jérôme Boateng. Der jüngere der Boateng-Brüder ist eine der Stützen der deutschen Verteidigung. Doch vor allem in jungen Jahren hatte er mit Rassismus zu kämpfen. Wenn er gut spielte, galt er als Deutscher, lief es gerade nicht top, war ganz schnell wieder  der "Afrikaner".

Alltagsrassismus in der "Mitte der Gesellschaft"

"Wie im falschen Film" gibt nicht nur Einblicke in den offenen Rassismus im Fußballstadion. Die Protagonisten berichten auch vom Alltagsrassismus, den sie erfuhren und immer noch erfahren. Gezielte Fahrscheinkontrollen beim einzigen "ausländisch" aussehenden Fahrgast in der Bahn, mehrmalige Verkehrskontrollen an einem Tag, Immobilien, die plötzlich doch vergeben sind, als die Besitzerin sieht, wer da einziehen will.

Affenrufe und Bananenwürfe gibt es auch heute noch im Fußball, aber sie gehören nicht mehr zur Tagesordnung, wie noch in den 90er-Jahren. Doch den Alltagsrassismus, von dem Jérôme Boateng, Roberto Hilbert und andere berichten den gibt es leider immer noch. Und genau das zeigt der Film: Rassismus nur als ein Problem rechter Fußballfans und andere Rechtsextremer zu sehen, würde zu kurz greifen. Rassistische und homophobe Vorurteile sind auch ein Problem in der sogenannten "Mitte der Gesellschaft".

Von der Kreisklasse bis zur Champions League

Wichtig ist auch, dass "Wie im falschen Film" sich nicht auf die oberen Spielklassen und ihre Stars beschränkt. Ganz bewusst gehen die Filmemacher auch in die Kreisklasse. Hier begleiten sie Alexander Dolderer, Torhüter der Münchener Streetboys, dem ersten schwulen Fußballteam im regulären Ligabetrieb. Außerdem besuchen sie die deutsche Nationalspielerin Anja Mittag, die beim FC Rosengård in Schweden spielt. Diskriminierung und Vorurteile gibt es eben nicht nur auf den Rängen der größeren Stadien. Das Problem gibt es im Amateur-, wie im Profifußball, im Männer-  wie im Frauenfußball.

Filmvorführung mit Rahmenprogramm

"Wie im falschen Film" feierte auf dem Fußballfilmfestival 11mm am 29. März 2014 in Berlin Premiere. Wer den Film sehen will und ein pädagogisches Begleitprogramm wünscht, kann sich an Show Racism the Red Card wenden. Der Verein veranstaltet Filmvorführungen mit Impuls-Workshops, zum Beispiel in Fußballstadien, Jugendeinrichtungen und Schulen. Kontaktanfragen können an wieimfalschenfilm@theredcard.de gerichtet werden.

Einen Trailer gibt es auf YouTube.

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