Screenshot der Website eines rechtsextremen Versandes
fussball-gegen-nazis.de

"Steh auf, wenn Du ein Deutscher bist"

Mit Angeboten, die keinen Bezug zur rechtsextremen Szene haben, versuchen Neonazi-Versandhäuser auch nicht-rechte Fußballfans, Ultras und Hooligans anzusprechen. Aber auch der rechtsextreme Fußballfan findet hier die passenden Kleidungsstücke.

Von Joachim Wolf

"Gegen Stadionverbote" steht auf dem schwarzen T-Shirt. Darüber ist eine Zeichnung zu sehen, die Fußballfans mit einem Megaphon und mit Bengalischen Lichtern zeigt. Scrollt man auf der Seite ein wenig runter, stößt man auf die von anderen Internet-Versandhäusern bekannte  Rubrik "Kunden, die diesen Artikel bestellen, haben auch folgende Artikel gekauft". Hier werden einem dann ein Anstecker in Form des Reichsadlers, eine Fahne  des "Deutschen Reiches" und ein Shirt mit der Aufschrift "Anti-Antifa"  vorgeschlagen. Links daneben ist in roter Schrift zu lesen: "Spendet für uns! Wir stehen wieder vor einem Prozess wegen Volksverhetzung".

Angebote für nicht-rechte Fans, Ultras und Hooligans  

Das Beispiel des "Versandes der Bewegung" zeigt, wie rechtsextreme Versandhäuser  versuchen, mit ihrem Angebot auch nicht-rechte Fußballfans zu bedienen. Schließlich hat das beschriebene Shirt keinerlei Bezug zur rechtsextremen Szene. Im Gegenteil: Es greift eine Forderung auf, die ursprünglich von linken oder sich unpolitisch verstehenden Fangruppierungen stammt, vor allem von denen der jugendorientierten Ultras. Eine bei Rechtsextremen offenbar durchaus beliebte Taktik: Hatte doch zuletzt auch die NPD Thüringen versucht, sich bei den Fußballfans anzubiedern und sich in einer Stellungnahme "solidarisch" mit der Fanszene erklärt. Außerdem forderte die rechtsextreme Partei in dem Schreiben eine "lebendige, selbstständige und vielfältige Fankultur im Fußball", eine Forderung, die ja  zuerst von linken bzw. nicht-rechten Fangruppierungen gestellt wurde.  Auch ein T-Shirt bei einem anderen rechtsextremen Online-Versand funktioniert nach diesem Prinzip: Es ist nicht offen rechtsextrem, sondern greift vielmehr einen Slogan auf, der in vielen - auch in linken - Subkulturen, wie etwa in der Punk-, Hardcore- und Hooliganszene verwendet wird. Auf diesem Kleidungsstück ist der Schriftzug "ACAB"  zu lesen, die Abkürzung für den Slogan "All Cops are Bastards". Damit ist wiederum die Verbindung zur Fußballszene hergestellt, denn nicht nur Hooligans, sondern zumindest auch Teile der Ultras pflegen das "Feindbild Polizei" und verwenden diesen Slogan. Ebenso wie die neonazistischen "Autonomen Nationalisten", die kein Problem mit der Verwendung von englischsprachigen Parolen haben.        

Andere Kleidungsstücke rechtsextremer Versandhäuser richten sich an offen gewaltbereite Fußballfans: "3. Halbzeit-Liga" ist beispielsweise auf einem Shirt, das beim bereits erwähnten "Versand der Bewegung" erworben werden kann, zu lesen. Eine Anspielung auf die gezielten Verabredungen von Hooligans zu gewalttätigen körperlichen Auseinandersetzungen untereinander. Dementsprechend ist auch das Motiv gestaltet: Es zeigt eine Person, die einen am Boden liegenden Menschen tritt. Und auf einem Shirt, das beim rechtsextremen "Odin"-Versand erhältlich ist, heißt es ganz offen: "Gewalttäter Sport – Mittendrin statt nur dabei". Auch diese beiden Shirts haben dabei eigentlich keinen direkten Bezug zur Neonazi-Szene. Doch sie werden offenbar auch von Neonazis getragen, was ein Blick auf die Rubrik mit Vorschlägen, die dem  (potentiellen) Käufer auf der Website des Versandes gemacht werden, belegt.  Dort werden einem unter anderem eine schwarz-weiß-rote Autoflagge sowie ein Shirt mit Symbolik und Slogans der jugendorientierten rechtsextremen "Autonomen Nationalisten" vorgeschlagen. Das passt: Die "Autonomen Nationalisten" zeichnen sich nicht nur durch ihre hohe Gewaltbereitschaft aus, sie versuchen auch in den Kurven der Stadien Fuß zu fassen und dort ihre Propaganda zu verbreiten. Das haben zuletzt die Ereignisse in Dortmund und Aachen gezeigt.

Angebote für rechtsextreme Fußballfans

Aber natürlich sprechen viele Neonazi-Versandhäuser auch direkt gewaltbereite und rechtsextreme Fußballfans an. So wie beispielsweise der "Z-Versand" mit einem Shirt, auf dem eine männliche Figur mit einem Schwert in der einen und einer schwarz-weiß-roten Flagge in der anderen Hand zu sehen ist. "German Hooligans" und "Deutschland den Deutschen" ist dort zu lesen. Auch ein anderes Shirt zielt in diese Richtung: Es zeigt ein Schwert und den Slogan "Steh auf, wenn Du ein Deutscher bist" – eine Anspielung auf einen  in Fußballstadien beliebten Gesang. Gleichzeitig nimmt dieses Shirt durch das Schwert-Symbol aber auch deutlich Bezug auf den militanten "Widerstand" der Neonazis. Und die oben bereits erwähnte schwarz-weiß-rote Autoflagge richtet sich ebenfalls direkt an den rechtsextremen Fußballfan, der auf diese Weise zum Beispiel während einer Europameisterschaft seine extrem nationalistische und antidemokratische Gesinnung offen zur Schau stellen kann.   

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