Freundschaftsspiel: DFC Kreuzberg und Expertinnen
Jan Tölva

Discover Football: Frauenfußball als Werkzeug im Kampf um Frauenrechte

Ein Projekt, das Frauenfußball explizit als eine Art Werkzeug im Kampf um Frauenrechte begreift, ist Discover Football aus Berlin. Hinter dem Projekt steht als Träger der Verein "Fußball und Begegnung". Der Name deutet schon an, in welche Richtung das Engagement von Discover Football geht.

Von Jan Tölva

Der Slogan "Discover Football" hat eine doppelte Bedeutung, was sich auch in der alltäglichen Praxis des Projektes widerspiegelt. Einerseits geht es tatsächlich darum, den Fußball zu entdecken, andererseits ist der Name jedoch auch Hinweis auf das Kopftuch zu verstehen, das mancherorts die Köpfe von Fußballerinnen bedeckt. Genau hier, bei der Frage nach dem Kopftuch, liegt nämlich der Ursprung des Projekts. Genau genommen beginnt die Geschichte von Discover Football im April 2006, als das Frauen-Team von Al-Dersimspor aus Berlin in Teheran gegen die iranische Frauenfußballnationalmannschaft spielte, was damals das erste öffentliche Frauenfußballspiel im Iran überhaupt war und von einem Filmteam mit der Dokumentation "Football Under Cover" für die Nachwelt festgehalten worden ist. An diesem Film beteiligt war auch Marlene Assmann, heute eine der Projektkoordinatorinnen bei Discover Football.

Gegen Homophobie und Sexismus

Zu koordinierende Projekte gibt es mittlerweile reichlich. Neben der Ausrichtung von Turnieren mit sozial engagierten Frauenteams aus verschiedensten Ländern abseits des globalen Westens, gibt es seit dieser Saison mit dem Discover Football Club Kreuzberg, kurz DFC, auch einen Verein, dessen Teams im Ligabetrieb des Berliner Fußballverbands spielen. Auch hier geht es wieder um das Entdecken von Fußball als Breitensport, aber nicht nur darum.

Um sich offensiv und öffentlich gegen Homophobie, Trans*phobie und Sexismus zu positionieren, hat der DFC eine Kampagne ins Leben gerufen und ein Banner dazu gedruckt, das nach Möglichkeit bei jedem Spiel dabei ist. Ganz nebenbei zeigt der Verein damit auch, dass es keiner großen Namen oder Stars bedarf, um ein Zeichen zu setzen. Im Prinzip hat jeder Verein die Möglichkeit - und eigentlich auch die Verantwortung - selbst die Initiative zu ergreifen und sich zu positionieren.

Forum mit Expertinnen aus Nordafrika und Nahost

In der letzten Novemberwoche betrat Discover Football dann abermals Neuland, indem das Projekt mehr als ein Dutzend Expertinnen aus Nordafrika und dem Nahen Osten zu einem Forum nach Berlin einlud, um dort über die Situation und die Möglichkeiten des Frauenfußballs in ihrer Region zu diskutieren und gleichzeitig ein für 2013 geplantes Turnier mit Teams von eben dort vorzubereiten. Auf der Agenda standen dabei neben Freundschaftsspielen und einer Podiumsdiskussion vor allem Workshops. Die thematische Bandbreite reichte vom Umgang mit Geschlechterrollen bis hin zu Fundraising.

In den meisten Fällen ging es jedoch vor allem darum, dass es in den Ländern, aus denen die Expertinnen angereist waren, in Sachen Frauenfußball bei allen Fortschritten noch immer an allem mangelt. Es gibt nur wenige Spielerinnen, noch weniger Schiedsrichterinnen und Trainerinnen sowie kaum gute Sportanlagen, was auch, aber nicht nur, an der strukturellen Bevorzugung des Männerfußballs liegt – ein Problem, das ja auch hierzulande alles andere als unbekannt ist.

Barrieren in den Köpfen

Die Tatsache jedoch, dass es in Sachen Frauenfußball in Nahost und Nordafrika (genau wie hier) noch unendlich viel zu tun gibt, und dass vielfach vor allem erst einmal Barrieren in den Köpfen eingerissen werden müssen, sollte nicht zu totaler Entmutigung führen. Das Projekt Discover Football jedenfalls leistet gute und wichtige Arbeit und wurde dafür auch schon mit diversen Preisen wie dem Gustav-Heinemann-Preis oder dem Clara-Zetkin-Preis ausgezeichnet.

Nur wenige Tage vor dem Expertinnenforum in Berlin kam dann auch noch der Engagementpreis 2012 des "FES-Ehemalige e.V." hinzu. Das Preisgeld soll in ein für den Sommer 2013 geplantes Mädchenfußballcamp fließen, das wahrscheinlich zeitgleich zur nächsten Auflage des Frauen-Fußball-Kultur-Festivals des Projekts mitsamt Turnier und breit gefächertem Rahmenprogramm stattfinden soll. Von Discover Football wird also auch im nächsten Jahr wieder einiges zu hören sein.

 

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