Eine neue App soll schnelles Eingreifen bei rassistischen Vorfällen ermöglichen
fussball-gegen-nazis.de/Assahli Alla

App gegen Rassismus

"Kick It Out " plant für die nächste Saison die Einführung einer "Anti-Rassismus-App". Mit dieser können Zuschauer während der Partien rassistische Ausfälle auf den Rängen melden. Im Unterschied zu den bestehenden Hotlines erhoffen sich die Vereine, dass die Fans diskriminierende Äußerungen melden, noch während sie passieren.

Von Assahli Alla

Auch soll eine Variante für Fußballprofis entwickelt werden, die es diesen ermöglicht, etwa rassistische Äußerungen in den Kabinen oder auf dem Trainingsplatz zu melden - anonym natürlich. Die Meldungen sollen dann umgehend an den englischen Fußballverband FA und die Vereine übermittelt werden. Diese Maßnahmen sollen bewirken, dass rassistische, antisemitische oder homophobe Äußerungen nicht in der Kabine bleiben bzw. in der Menge auf den Rängen untergehen. Fans, Funktionäre und Profis sollen ein neues Problembewusstsein entwickeln und entsprechend reagieren.

Bereits seit 20 Jahren arbeitet "Kick It out " im Antidiskriminierungsbereich. Doch nach den Vorkommnissen um John Terry und Luis Suarez gehen die Maßnahmen des Verbandes - und somit auch die von "Kick It Out " – nach Ansicht von Spielern wie Rio Ferdinand(Manchester United), Anton Ferdinand (Queens Park), Jason Roberts (Reading) oder Micah Richards (Manchester City) nicht weit genug.  Zum Hintergrund: Im Oktober 2011 beleidigte John Terry vom FC Chelsea seinen Gegenspieler Anton Ferdinand mit den Worten "verdammte schwarze Fo... ". Terry  bestritt dies zunächst, bevor er sich der erdrückenden Beweislast der Fernseh-Nahaufnahmen beugen musste. Der Prozess gegen ihn begann am 9. Juli 2012 vor einem Zivilgericht in London und endete mit einem Freispruch. Terry und seine Anwälte verteidigten sich damit, dass der Chelsea-Spieler auf sarkastische Weise den Wortlaut Ferdinands lediglich wiederholt habe. Später nahm sich die FA des Falles an und verurteilte den zu diesem Zeitpunkt bereits zurückgetretenen Nationalspieler in derselben Sache zu einer Geldstrafe in Höhe von 220.000 Pfund (rund 280.000 Euro) und vier Spielen Sperre.

Die Tatsachen, dass die Verhandlung erst nach der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine aufgenommen wurde, dass Rio Ferdinand, der Bruder von Anton, nicht für die Nationalmannschaft nominiert wurde, obwohl er zuvor eine feste Größe im Kader war und, dass Terry durchgehend von seinem Verein und dem Ex-Nationalcoach Fabio Capello gedeckt wurde, stieß Rio Ferdinand, Anton Ferdinand,  Jason Roberts und Micah Richards auf. Als Reaktion auch auf die Affäre um Luis Suarez und Patrice Evra organisierten sie einen Boykott gegen die alljährliche Antirassismus-Aktion "weeks of action" im Herbst letzten Jahres, bei der sich alle Premier-League- Spieler beim Aufwärmen ein T-Shirt mit der Aufschrift "One Game, One Community" anziehen sollten. "Meiner Meinung nach wurde nicht genug getan. Die FA hat wohl einen Plan, aber der geht nicht weit genug…es sind nur schöne Worte", begründet Jason Roberts die Boykott-Aktion. Weiterhin führte er aus, dass diese Form des Protestes gewählt wurde,  um Dinge voran zu treiben.

Vielleicht ist die App ja ein Schritt in diese Richtung.  Von ihr verspricht sich "Kick It Out" jedenfalls eine weitere Ermutigung zur Zivilcourage. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die Fans und auch die Profis, trotz Anonymität, die App wirklich nutzen.

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