Auf dem Fronttransparent der NS-Verherrlicher stand das Heß-Zitat: „Ich bereue nichts“
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Vereinte Neonazis marschierten in Berlin für NS-Verbrecher

Am Samstag, den 19 August, sind Neonazis in Berlin-Spandau zum Gedenken an den NS-Verbrecher Rudolf Heß aufmarschiert. Ihre geplante Strecke konnten sie zwar dank engagierter Gegendemonstrant_innen nicht erreichen, dieser Erfolg sollte jedoch nicht verschleiern, dass die rechtsextreme Szene trotz heftiger interner Zerstrittenheit insgesamt 1.100 Neonazis mobilisieren konnte – aus dem In- und Ausland.

Von: Belltower.News und Danny Frank (Fotos)

Die rechtsextreme Szene ist nach den Verlusten von Großdemonstrations-Orten der letzten Jahre durch das Engagement von kreativen Gegendemonstrant_innen  (Dresden, Bad Nenndorf, Wunsiedel) auf der Suchen nach neuen Möglichkeiten, ihren Hass-Lifestyle zu feiern.

Unter dem Motto „Mord verjährt nicht! Gebt die Akten frei – Recht statt Rache” mobilisierten die Neonazis im In- und Ausland. Positive Bezüge zum Nationalsozialismus als maximale Provokation funktionieren in rechtsextremen Milieus immer noch zuverlässig, um Menschen auf die Straße zu bringen.

Der Demonstrationszug, der zum größten Teil aus äußerst kurzhaarigen Männern bestand, wollte ursprünglich vom Bahnhof-Spandau zur Wilhelmstraße ziehen. Hier stand das ehemalige Kriegsverbrechergefängnis, in dem sich Rudolf Heß am 17. August 1987 das Leben nahm. Kein anderer NS-Kriegsverbrecher wird in der Szene so verehrt wie er.

 

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Rund 1.500 Demonstrant_innen stellten und setzten sich den Neonazis in den Weg

Allerdings wurde der Plan von rund 1.500 engagierten Demonstrant_innen und Anwohner_innen durchkreuzt. Wegen Straßenblockaden konnten die Neonazis lediglich 300 Meter ihrer ursprünglich geplanten  Strecke  laufen.

 

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Demo-Anmelder Christian Häger (links) und Sebastian Schmidtke (NPD Berlin, rechts) ) im Gespräch mit Polizeibeamt_innen über eine Alternativ-Route.

Aufgrund von Blockaden durch Gegendemonstrant_innen mussten die NS-Verherrlicher nach 300 Metern ihre Route ändern und erreichten ihr Ziel, das ehemalige Gefängnis, nicht. Nach langer Wartezeit in der prallen Sonne zog die Demo einmal um den Block.

 

Unterlegt mit Wagner-Musik zogen die Neonazis dann eine andere Strecke entlang und grölten immer wieder die üblichen Neonazi-Parolen.

 

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„Kameraden aus Budapest“

Auf einer eigens eingerichteten Internetseite fanden sich Aufrufe zur Mobilisierung in 13 verschiedenen europäischen Sprachen. Diesem Aufruf sind auch einige Rechtsextreme aus dem Ausland gefolgt. So gab es etwa ein Transparent  von Neonazis aus Ungarn.

 

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Tomasz Szkatulski (Bildmitte) stürmt zu seinen „Kameraden”, die in diesem Moment die Gegendemonstrant_innen angreifen

 

Auch Rechtsextreme auf Frankreich sind für den Heß-Gedenkmarsch nach Berlin gereist, unter ihnen der bekannte Kampfsportler Tomasz Szkatulski. Seine Verehrung für Rudolf Heß trägt er in Form eines Portrait-Tattoos stolz auf der Brust, auf seinem Hals steht „White Power“. Szkatulski gehört zum französischen „Blood & Honour“-Netzwerk – und er ist Kampfsportler für das Team der Neonazi-Marke „Pride France“.

 

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Angriff auf Anwohner

 

Nachdem offenbar ein Gegendemonstrant einem Neonazi seine Fahne entwendet hat, greifen die Heß-Fans die Aktivist_innen an. Als die rechtsextremen Ordner ihre „Kameraden“ zurückziehen können, kommt es zu Angriffen auf Anwohner. Beteiligt waren hier auch Mitglieder der „Turonen / Garde 20“, zu denen unter anderem ehemalige Angeklagte des “Ballstädt-Prozesses” gehören, von denen ebenfalls Personen in Spandau anwesend waren.

 

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Gruppe von „Turonen“

 

Auch Mitglieder der Berliner neonazistischen Rockergruppierung „Vandalen“ waren in Spandau anwesend, wie der bereits wegen versuchtem Mord verurteilte Sebastian Dahl.

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Martialisches Gehabe der „Vandalen“ und „Turonen”: Markus Blasche: hinten links, mit schwarzem Cap und Gesichts-Tattoo; Sebastian Dahl: vorne rechts, mit langem Bart

 

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MaKss Damage: Ihm sind die „Identitären“ und Patrick Schröder einfach nicht radikal genug

 

Auch der NS-Rapper MaKss Damage war in Spandau. Er sorgt derzeit für einen großen Streit innerhalb der neonazistischen Szene.

 

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Peter Rushton

 

Neben Vertretern aus Deutschland sprachen während der Abschlusskundgebung Rechtsextreme aus Finnland und Frankreich sowie der antisemitische britische Geschichtsrevisionist Peter Rushton.

 

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Da die Bahnstrecke von Berlin nach Hamburg und Hannover am Samstag Vormittag gesperrt war, wurden knapp 120 Neonazis daran gehindert, nach Spandau anzureisen. In der benachbarten brandenburgischen Stadt Falkensee (Havelland) wurden sie unfreiwillig gestoppt. Hier schlossen sie sich dann mit weiteren Neonazis zusammen, die mit Bussen angereist waren und von hier ursprünglich mit der Bahn nach Spandau fahren wollten.

Die Gruppe meldete eine Spontandemonstration in Falkensee an, woraufhin knapp 250 Neonazis zwei Stunden lang durch die Kleinstadt zogen und dabei das Schaufenster eines Büros der Grünen beschädigten. Gegen 17 Uhr twitterte „Die Rechte Dortmund": „Am Rande der Demo in Falkensee wurde offenbar gerade ein Büro der Grünen entglast. Mitleid eher gering“.

 

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Nach Beendigung der Demo in Spandau machten sich viele Teilnehmer_innen auf den Weg nach Falkensee.

 

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Nach einem brutalen Angriff auf Passant_innen wird dieser Neonazi abgeführt.

 

Auch nach der Demonstration griffen Neonazis Aktivist_innen und Anwohner_innen an.

 

Obwohl die Blockade der geplanten Strecke durch Gegendemonstrant_innen ein klarer Erfolg der antifaschistischen Aktivist_innen ist, muss man es dennoch als Erfolg bewerten, dass zu diesem Aufmarsch rund 1.100 Neonazis mobilisiert werden konnten. Hinzu kommt, dass sich hier Rechtsextreme aus unterschiedlichen Gruppierungen und Parteien getroffen haben. Am Samstag sind Personen aus der NPD, “Die Rechte”,  “Vandalen”, Turonen” und dem “Blood & Honour”-Netzwerk gemeinsam auf Berlins Straße marschriert. Es bleibt zu hoffen, dass das hohe Mobilisierungsotential am 30. Todestags von Rudolf Heß lag. 

 

 

Heß-Gedenkmarsch am 19.08.2017 in Berlin

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