Am Samstag starten Neonazis die Festival-Saison mit "Rock für Deutschland" (Symbolbild)
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Neonazis läuten am Samstag Festival-Saison mit “Rock für Deutschland” ein

Sommer, Sonne, Musik und Hass: Auch für Neonazis ist Festival-Saison. Am Samstag findet das erste von drei großen Rechtsrock-Konzerten in Thüringen statt. Bei “Rock für Deutschland” werden waschechte Neonazi-Bands wie “Frontalkraft” ihre hetzerischen Parolen in die Menge brüllen können. Allerdings formiert sich Protest.

 

Von Kira Ayyadi

Am kommenden Samstag, den 1. Juli 2017, beginnt die Festival-Saison der Neonazis. Nach zweijähriger Pause findet dann wieder ein „Rock für Deutschland“-Konzert (RfD) statt. Zuletzt hatte das Open Air-Event 2014 in Gera stattgefunden, war jedoch während eines Auftritts unterbrochen und vorzeitig beendet worden.

 

“Rock für Deutschland” doppelt angemeldet

Wie die mobile Beratung “mobit” uns gegenüber bestätigte, wurde “Rock für Deutschland” an zwei Standorten angemeldet. Laut eines MDR-Berichts ist die Veranstaltung mit 800 Teilnehmer_innen in Themar und mit 1.200 Teilnehmer_innen in Gera angemeldet. Die Entscheidung, wo die Versammlung stattfindet, könne der Anmelder_innen bis unmittelbar vor Versammlungsbeginn treffen.

 

Auf der Wiese eines AfD-Politikers in Themar sind für Juli insgesamt drei große Rechtsrock-Veranstaltungen angemeldet. Auf der Facebook-Seite von RfD wurde nun allerdings Gera als Veranstaltungsort bekannt gegeben. Es soll auf einem Parkplatz am Hofwiesenpark stattfinden.

 

 

Bei Neonazi-Konzerten ist es nicht unüblich, dass der Veranstaltungsort erst kurz vor dem Event bekannt gegeben wird. Einerseits erschwert dies die Koordination von Gegenprotesten andererseits verleihen die Organisatoren den Events damit einen konspirativen Charakter.

 

 

Auf diesem Event wird Angst gesät und Hass geschürt (Quelle: Screenshot RfD)

 

Im Publikum der Rechtsrock-Konzerte tummeln sich in der Regel NPD-Kader, Neonazis, Skinheads und Neulinge. Die meisten sind tief vernetzt in der rechtsextremen Szene. Hier trifft sich der breite Querschnitt jung und alter Neonazis. Neben den hetzerischen Bands gibt es ein Rahmenprogramm aus Redebeiträgen und Verkaufs- und Infoständen verschiedener rechtsextremer Gruppen.

 

“Frontalkraft”: die Band der Hammerskins

Die Organisatoren um Gordon Richter vom NPD-Kreisverband Gera setzten auf das 25-jährige Jubiläum von “Frontalkraft”, eine der ältesten Rechtsrock-Bands aus dem Umfeld der “Hammerskin”-Szene.

 

Mit dem Sänger Sten Söhndel verherrlichen sie den Nationalsozialismus und propagieren ein “nordisch-germanisches Heidentum”. Das musikalisch inhaltliche Spektrum der Band fokussiert sich auf politische und weniger auf subkulturelle Themen. Dass die Band als neonazistisch einzuordnen ist, machen Texte wie "Wir bekennen uns" deutlich. Darin heißt es: "Wir bekennen uns zu unserem Land, zu unserem Blut und unserer Art, auch zu dem, was vor 45 war". In ihren Songs idealisieren "Frontalkraft" mal mehr, mal weniger den Nationalsozialismus und rufen zum Kampf gegen das "System" auf.

 

Frontalkraft hat seit 1992 mehr als 100 Konzerte gespielt; dass diese auch in Italien, Frankreich, der Schweiz und der Tschechischen Republik stattfanden, unterstreicht die internationale Bedeutung der Band und deren festes Standing innerhalb der rechtsextremen Szene.

 

Ebenfalls auf der Bühne stehen sollen fünf weitere Bands: „Division Germania“, „Confident of Victory“, „Hausmannskost“, „Frontfeuer“ und die 1999 gegründete italienische Hardcore-Formation „Green Arrows“.

 

Die "Aufklagen"  der Veranstaltung. Ob sich da wohl alle dran halten werden? (Quelle: Screenshot RfD)

 

Aktivist_innen veranstalten “Rock für Alle”

Das “Aktionsbündnis Gera Gegen Rechts” und “Flauschig gegen Rechts” wollen ihre Stadt den Neonazis jedoch nicht protestlos überlassen. Daher veranstalten sie am Samstag von 14 bis 22 Uhr am Kultur- und Kongresszentrum Gera (KuK) das Protest-Konzert “Rock für Alle”.  

 

“Musik und Rock sind für alle Menschen und nicht nur für eine rassistisch definierte Volksgemeinschaft. Und eben genau diese Vorstellung einer solidarischen Gesellschaft wollen wir auch am 1. Juli dem Hasskonzert entgegensetzen und gemeinsam mit allen Menschen in Gera ein “Rock für Alle” feiern und damit ein Zeichen gegen das Neonazi-Konzert setzen.” (Quelle: Screenshot Aktionsbündnis Gera Gegen Rechts)

Auftritte sind unter anderem von “Matthias und Joschi”, “Mario Schmidt & Freunde”, “Dustlane” und der Hamburger Punk-Band “SLIME” geplant.

 

Am Freitag, den 30. Juni 2017, hat Bodo Dressel mündlich seinen Austritt auf der AfD erklärt.

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