"Zentrale Werte im Sport sind Respekt, Toleranz und Fair Play. Nachdrücklich anerkennen wir die bedingungslose Umsetzung dieser Werte im Sport", heisst es in der "Berliner Erklärung"
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"Wir wollen Akzeptanz, Toleranz reicht nicht"

Mit den prägnanten Worten "Heute schaffen wir Historisches" eröffnete die ZDF-Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein gestern eine Veranstaltung, auf der die "Berliner Erklärung " vorgestellt wurde. Leitgedanke dieses Manifestes ist der Einsatz gegen Homophobie und für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport. Namhafte Akteure aus Sport, Wirtschaft und Politik haben sich dem Vorhaben bereits angeschlossen.

Von Julius Hermann

Mit den prägnanten Worten "Heute schaffen wir Historisches" eröffnete die ZDF-Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein gestern eine Veranstaltung, auf der die "Berliner Erklärung " vorgestellt wurde. Leitgedanke dieses Manifestes ist der Einsatz gegen Homophobie und für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport. Namhafte Akteure aus Sport, Wirtschaft und Politik haben sich dem Vorhaben bereits angeschlossen.

Zu den Erstunterzeichnern der "Berliner Erklärung" gehört auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. In ihrer Rede betonte die Politikerin, dass Vielfalt, Respekt und Akzeptanz bereits im olympischen Gedanken fest verankert seien – und trotzdem gebe es nach wie vor Schwierigkeiten, die Idee der Integration im Sport zu etablieren. Deshalb liege es ihr und den weiteren Unterzeichnern besonders am Herzen, ein gesamtgesellschaftliches Klima des Respekts und der Akzeptanz zu schaffen. Dabei setzen die Unterstützer auf die hohe gesellschaftliche Aufmerksamkeit, die vor allem dem Fußball in Deutschland zukommt. Schließlich haben die Erfolge beim Kampf gegen Rassismus bewiesen, was Initiativen im Sport und ganz besonders im Fußball erreichen können.  

Rein statistisch gesehen seien 5 bis 10% der Spieler homosexuell – das seien 2 bis 4 komplette Bundesligamannschaften, so die Bundesjustizministerin. Und trotzdem überwiege bei homosexuellen Fußballern die Furcht vor Anfeindungen durch die Öffentlichkeit und durch gegnerische Fans nach einem Coming-Out. Dabei gebe es keinen wirklichen Unterschied zwischen dem Profifußball und dem Amateurbereich, ergänzte Sven Wolf vom VfL Mannheim. Zwar sei im Profibereich das Medieninteresse größer, im Amateurfußball sei aber der Druck auf die Spieler wesentlich individueller. Auch Äußerungen, wie die von Christoph Daum, der Homosexuelle mit Pädophilen in Verbindung brachte, würden zu einem gesamtgesellschaftlichen Klima beitragen, welches das Coming-Out eines homosexuellen Fußballers erschwere, beklagte Wolf.

Deshalb ist es das langfristige Ziel der Kampagne, dieses erste Comig-Out eines Profi-Fußballers in Deutschland zu ermöglichen. Dies schaffe man nur, "indem man Wissen verbreitet", erklärte die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Christine Lüders in ihrem Redebeitrag. Dementsprechend wird die Kampagne auch von einer umfangreichen Aufklärungs- und Bildungsoffensive begleitet, die von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) in Kooperation mit der Universität Vechta konzipiert und durchgeführt wird. Durch die Aufklärungsarbeit sollen alle am Sport Beteiligten für das Thema sensibilisiert, der respektvolle Umgang miteinander etabliert und so eine "Vertrauenskultur im Sport" geschaffen werden, erläuterte der Vorsitzende der BMH, Jörg Litwinschuh. "Ziel muss es sein, Akzeptanz zu erreichen. Nicht nur Toleranz, das reicht uns nicht", so Litwinschuh weiter.

Aber auch positive Vorbilder können helfen, das gesellschaftliche Klima zu verändern. Hier wurde beispielsweise der Frauenfußball besonders hervorgehoben, der wesentlich offensiver mit der Thematik umgehe. Aber auch das Engagement von Vereinen wie Hertha BSC, St. Pauli und Union Berlin wurde positiv bewertet. So war Hertha der erste Fußballverein mit einem homosexuellen Fanklub. Der Einsatz für Toleranz und Vielfalt  entspreche dem Selbstverständnis eines Vereins, der in einer Stadt wie Berlin zuhause sei, so Hertha-Vizepräsident Thorsten Manske. "Und wer weiß, vielleicht sieht man uns ja auch bald beim CSD", fügte er hinzu – eine Anspielung darauf, dass vor zwei Jahren Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin, den "Christopher Streetday" in der Hauptstadt eröffnet hatte. Der 1. FC Union hatte die "Berliner Erklärung" ebenfalls unterschrieben. Auch Faninitiativen wie die "Fußballfans gegen Homophobie" wurden auf der gestrigen Veranstaltung  immer wieder gelobt- Fanvertreter waren allerdings zumindest auf dem Podium nicht anwesend.

"Das Coming-Out wird kommen – und wir alle arbeiten daran", zeigte sich Christine Lüders gegen Ende der Veranstaltung optimistisch. Die "Berliner Erklärung" ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, dem aber weitere folgen müssen. Erst dann wird wirklich "Historisches" geschaffen.

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Die "Berliner Erklärung" im Wortlaut (PDF):

"Berliner Erklärung"

 

 

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