Am Wochenende findet in Düsseldorf bereits zum 7. Mal der StandUp! Cup statt.
StandUp! Cup

StandUp! Cup - Weil es in Düsseldorf auch anders geht

Am Samstag findet in Düsseldorf das Fußballturnier StandUp!-Cup statt, bei dem Antirassismus und Solidarität mit Geflüchteten im Mittelpunkt stehen. Besonders in Düsseldorf, wo sich der Pegida-Ableger vergleichbar gut etablieren konnte, ist das Turnier genau am richtigen Ort.

Von Jan Tölva

Bereits zum siebten Mal findet an diesem Wochenende in Düsseldorf der StandUp!-Cup statt. 28 Teams werden am Samstag auf dem Sportplatz der Düsseldorfer Heinrich Heine Universität dabei sein und dem Ball hinterher jagen. Angefangen jedoch hat alles um einige Nummern kleiner.

"Wir haben damals selbst regelmäßig Fußball gespielt im Volksgarten", erinnert sich Marcel Miller, einer von denjenigen, die das Turniers organisieren. "Irgendwann hatte jemand die zündende Idee, dass wir doch auch mal ein eigenes Turnier veranstalten könnten." Eines, das ganz ohne Leistungsdruck und Wettkampfmentalität auskommen und bei dem der Spaß an der Sache im Mittelpunkt stehen sollte.

Im August 2009 trafen sich dann tatsächlich 16 Teams aus Düsseldorf und Umgebung zu einem Turnier, das auf Anhieb so viel Anklang fand, dass aus dem Experiment eine regelrechte Institution wurde. Wichtig war dabei jedoch von Anfang an, dass der StandUp!-Cup nicht einfach ein weiteres x-beliebiges Freizeitturnier werden sollte, sondern eine Veranstaltung mit klar politischem Anspruch, der sich auch auf dem Platz erkennen lässt. Auch dort soll nämlich ein faires Miteinander herrschen, wie Miller erläutert: „Hartes Einsteigen ist zum Beispiel tabu, und wenn es in einem Spiel zu sehr zur Sache geht, wird es mit 0:3 für beide Teams gewertet.“ Eine Regel die durchaus Wirkung zu zeigen scheint, was sich vielleicht am besten daran zeigt, dass sie bisher noch nicht einmal angewendet werden musste.

Düsseldorf rechtsaußen

Ein Turnier wie der StandUp!-Cup, das offen für Antirassismus und eine Willkommenskultur gegenüber Geflüchteten eintritt, ist ein wichtiges Zeichen und das gerade auch in Düsseldorf. Immerhin gehört die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt zu den ganz wenigen Orten im Westen Deutschlands, in denen die Etablierung eines Ablegers der rassistischen Pegida-Aufmärsche in Dresden wenigstens halbwegs gelungen ist.

Immer wieder versuchten in den zurückliegenden Monaten selbsternannte "Islamgegner" unter dem Label "Dügida" durch die Stadt zu ziehen. Zwar fanden sich nur selten mehr als einhundert Rassist_innen zu den Demonstrationen ein. Der harte Kern jedoch bewies eine bemerkenswerte Sturheit und ließ sich lange auch von der hohen Zahl an Gegendemonstrierenden beirren. Erst Anfang Juni dann gab Dügida endlich auf und zog die Anmeldungen für zukünftige Versammlungen zurück.

Zwischenzeitlich jedoch war Dügida zu einem regelrechten Schaulaufen der extremen Rechten in Nordrhein-Westfalen geworden. Neonazis von der Kleinstpartei "Die Rechte" waren dort ebenso anzutreffen wie Mitglieder der NPD. Dominik Roeseler, Mönchengladbacher Ratsherr der rechtspopulistischen "Bürgerbewegung pro NRW", der auch bei HoGeSa mitmischte, trat mehrmals als Redner auf. Ebenfalls war die rechte Aktivistin Melanie Dittmer häufiger anwesend, die als Initiatorin des Bonner Pegida-Ablegers Bogida gilt und der breiten Öffentlichkeit wohl vor allem durch ihre im Internet veröffentlichte unsagbar schlechte Interpretation eines Songs von Bob Marley bekannt ist.

DüGiDa ist mit HoGeSa eng verbandelt, Auswirkungen hat das im Stadion von Fortuna

Als einer der Initiator_innen von Dügida gilt Alexander Heumann, der sich allerdings nach internen Differenzen bald wieder zurückgezogen hatte. Der Düsseldorfer Rechtsanwalt ist Mitglied der AfD, trat aber im November 2014 auch als Redner bei einer Demonstration von HoGeSa in Hannover auf, wo er sich laut freute, dass sich "so viele Freunde Deutschlands" versammelt hätten. Doch Heumann ist nicht der einzige Link zu dem extrem rechten Hooligannetzwerk.

So waren im Oktober, als in Köln unter dem Label HoGeSa der größte extrem rechte Aufmarsch in den alten Bundesländern der vergangenen Jahre stattfand, auch zahlreiche Fans von Fortuna Düsseldorf anwesend. Schon allein deshalb sah sich der Verein in der Folge genötigt, jegliche Symbolik von Hogesa in seinem Stadion zu verbieten.

Auch wenn die Düsseldorfer Ultraszene sich bereits seit Längerem klar antirassistisch positioniert, scheint es auch in der dortigen Kurve nicht wenige zu geben, die geringe Berührungsängste nach ganz rechts haben. Das zeigte sich auch im März 2014, als es zu Auseinandersetzungen zwischen Ultras und Hooligans kam, weil die Hools von den "Bushwhackers" eine Fahne der mit ihnen befreundeten Fangruppierung "Frente Atlético" von Atlético Madrid aufhängten, einer Gruppe, die politisch klar rechtsaußen steht und ganz offen mit nationalsozialistischer Symbolik hantiert. Wie gefährlich die Gruppe ist, zeigte sich zuletzt im November vergangenen Jahres, als Mitglieder der "Frente" linke Ultras von Deportivo La Coruña überfielen und einen Anhänger des Vereins tot prügelten. Atlético Madrid verbannte die Gruppe daraufhin aus dem Stadion.

Die Verantwortlichen bei Fortuna Düsseldorf hingegen nutze den "Fahnenstreit", um einmal mehr klarzustellen, dass rechtes Gedankengut bei ihr nichts zu suchen hat. "Das Engagement gegen Diskriminierung, Rassismus, Homophobie und Sexismus […] Toleranz und Gleichberechtigung gehören zur klaren Ausrichtung des Vereins", stellte der Vorstandsvorsitzende Dirk Kall klar. Leider nur scheint sich das noch nicht überall herumgesprochen zu haben.

Der StandUp Cup ist ein Gegenpol und zeigt, dass Fußball anders geht

Anders beim Turnier. "Wichtig ist uns, dass bei dem Turnier auch Geflüchtete einen schönen Tag haben können", erklärt Miller. Die Organisator_innen arbeiten daher unter anderem mit der Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative Stay! und Terno Drom, einer interkulturellen Selbstorganisation von Roma und Nichtroma, zusammen. Ausdrücklich werden Menschen aus Unterkünften für Geflüchtete zum Mitspielen eingeladen und es gibt ein Mixed-Team aus Antifaschist_innen und Geflüchteten.

Außerdem werden bei der Anmeldung Teams, die nicht nur aus Männern* bestehen, bevorzugt, was im Laufe der Jahre zu einem merklich gestiegenen Anteil von Frauen* im Teilnehmerfeld geführt hat. Eine sehr charmante Besonderheit des Turniers ist der sogenannte FSK-Pokal. Der Name steht kurz für "Freude-Spaß-Kreativ-Pokal" und sollte eigentlich nur ein Provisorium sein. Irgendwie haben sie sich in Düsseldorf aber auch gewöhnt an den etwas sperrigen Titel. "Der Pokal steht für das, was dieses Turnier verkörpern soll, witzige, kreative Aktionen in politischen Zusammenhängen und die nötige Selbstironie", erklärt Miller.

Dass es beim StandUp!-Cup nicht nur um Sport geht, macht das reichhaltige Rahmenprogramm klar. Neben veganem Essen und Musik gibt es unter anderem einen Flohmarkt und – was wirklich bemerkenswert ist – ein Kinderprogramm. In diesem Jahr wird das Spielmobil des Sozialarbeitsprojekts "Flingern Mobil" mit zwei Mitarbeiter_innen vor Ort sein und versuchen, den Kindern einen schönen und bunten Tag zu bereiten. So haben dann auch Eltern die Möglichkeit entspannt mitzuspielen oder das Fest als Ganzes zu genießen. Wer am Abend dann immer noch nicht genug hat, kann noch zur Afterparty in der Kollektivkneipe Butze im Stadtteil Derendorf gehen.

Antirassismus und Antifaschismus sind die bestimmenden Themen des Turniers und das nicht nur, weil es seine Wurzeln in der linken Szene Düsseldorfs hat. In der aktuellen Zeit, in der kaum eine Woche vergeht, ohne dass wieder mindestens eine Flüchtlingsunterkunft in Brand gesteckt wird.

Zeiten, in denen europaweit rechte Parteien mit offen rassistischen Programmen von Wahlerfolg zu Wahlerfolg eilen und das Mittelmeer zu einem Massengrab für all jene wird, die die Festung Europa nicht erreichen. Es ist genau die richtige Zeit, um dieses Turnier zu spielen.

Und so gehen auch in diesem Jahr die gesamten Einnahmen an antifaschistische und antirassistische Initiativen. Etwas Zählbares zu erwirtschaften ist aber nicht der einzige Zweck des Turniers. Ein "Fußballfest für alle" soll es sein, nicht weniger, und damit es offen sein kann für alle, müssen Rassismus und Sozialchauvinismus, Sexismus, Homophobie und jede andere Form von Diskriminierung halt draußen bleiben. Die wachsende Zahl von Teams und Zuschauer_innen legt nahe, dass es in Düsseldorf einige gibt, die sich genau das wünschen.

Fußball ist mehr als "Wir und die Anderen"

Einige derjenigen, die beim StandUp!-Cup mitwirken, gehen selbst regelmäßig ins Stadion, und viele, die am Samstag mit dabei sind, werden sich auch das eine oder andere Mal Dügida in den Weg gestellt haben. Sie wissen also, dass auch in Düsseldorf noch viel Luft nach oben ist.

Darüber kann auch nicht hinwegtäuschen, dass alle Parteien rechts der Union bei den letzten Bundestagswahlen in Düsseldorf selbst zusammen kaum mehr als ein Prozent der abgegebenen Stimmen holen konnten. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit drücken sich nicht immer direkt in Form von Wahlentscheidungen für extrem rechte Parteien aus. Sie treten vielmehr bis weit hinein in der sogenannten Mitte der Gesellschaft auf.

Insofern lässt sich das Turnier nicht nur als Gegenpol zu Dügida und HoGeSa sehen, er lässt sich auch als lebendiges Beispiel dafür begreifen, dass es anders geht. Es zeigt, dass Miteinander besser ist als Gegeneinander, und dass Fußball, aber auch die Gesellschaft als Ganzes, mehr sein kann als das Ewige "Wir gegen die Anderen", "Freund und Feind".

 

Alle weiteren Turniertermine aus anderen Städten findet Ihr in unserer Übersicht.

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