Dieses Flüchtlingscamp des UN Flüchtlingshilfswerks an der Grenze zu Tunesien ähnelt dem auf dem Parkplatz in Hamburg eklatant - der Hamburger Sportverein wollte dessen Ausweitung verhindern, leider nicht aus humanistischen Gründen.
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Kein Leben auf dem Parkplatz – Flüchtlingsghetto neben dem HSV Stadion

In Hamburg steht seit Monaten ein Zeltlager für Flüchtlinge neben dem Stadion des Hamburger Sportvereins – auf dem Parkplatz. Der Senat wollte die Unterkunft erweitern, der HSV erhob Einspruch und erntete einen Shitstorm. Dabei trägt ein Sportverein keine Schuld für die verfehlte Asylpolitik – der Dino könnte aber seine Stimme erheben, um menschenwürdige Lebensbedingungen zu fordern, findet Autorin Lina Morgenstern.

Von Lina Morgenstern

Neben dem Stadion des Hamburger SV leben 1.300 Flüchtlinge in der "Zentralen Erstaufnahmestelle Schnackenburgallee". Untergebracht sind jeweils 16 Personen in großen weißen Zelten, die auf dem Parkplatz aufgebaut sind. Mehr Platz als für Betten gibt es nicht. Die Abgeordnete Christiane Schneider der Fraktion DIE LINKE stellte Mitte Juli an den Hamburger Senat die Anfrage, ob nicht anstatt der Zelte leerstehende Bundesimmobilien oder die zahlreichen leerstehenden Büro- und Gewerberäume genutzt werden könnten. Der Senat sieht in seiner Antwort dafür keine Möglichkeit, da diese Immobilien den Kriterien für eine Flüchtlingsunterkunft nicht entsprächen.

Man muss sich schon fragen, welche Kriterien die Zelte dann erfüllen können? Zur Zeit werden bundesweit immer mehr Zeltlager für Flüchtlinge aufgebaut, besonders die sogenannte ZeltstaDD in Dresden geriet bundesweit in die Schlagzeilen. Alle diese Zeltlager haben die gleichen Probleme: sie ghettoisieren Asylsuchende, die häufig traumatisiert sind, in hoher Zahl und auf engstem Raum; in den Nächten ist es in den Zelten zu kalt und zu laut, um zu schlafen; an den Tagen kann und will man sich in den überhitzen Notunterkünften nicht aufhalten. Der Hamburger Flüchtlingsrat lehnt die Unterbringung von Asylsuchenden in diesen Lagern rundweg ab. "Diese dient einzig zur Ausgrenzung, Demütigung und Abschreckung von Flüchtlingen und dazu, diesen Menschen das Gefühl zu geben, unerwünscht zu sein. Es nimmt den Menschen jedes Recht auf Selbstbestimmung."

Es ist daher von Grund auf richtig, dass der HSV keine weiteren Parkflächen für diese menschenunwürdige Unterbringung zur Verfügung stellen will. Auch wenn die Gründe des Sportvereins keine humanistischen sind, sondern Fragen des Spielbetriebs und der Wirtschaftlichkeit des Bundesligisten. Der Verein erklärte in einer Stellungnahme: "Wir sind uns der Flüchtlingsproblematik in vollem Umfang bewusst und kooperieren jetzt, in der Vergangenheit und auch in der Zukunft in vollem Umfang mit der Stadt Hamburg, um unserer Verantwortung als HSV und als Gesellschaft gerecht zu werden." Man sei in einem engen Austausch mit der Stadt, um die Ausweitung der Flüchtlingsunterkunft zu prüfen. Der Verein betonte aber auch seinen Beitrag zur Gestaltung einer Willkommenskultur, man lade zu den Heimspielen des HSV regelmäßig die Bewohner*innen der Unterkunft ein. Das ist begrüßenswert, um das Leben in den Zelten zu erleichtern.

Trotzdem hat der HSV einen Shitstorm in den sozialen Medien kassiert, weil er angeblich die Flüchtlingsunterbringung verhindere und asylsuchende Menschen der Obdachlosigkeit aussetze. Den hat er nicht verdient, zumindest nicht in diesem Tenor. Denn, wie 11 Freunde schreibt, die Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Parkplatz wurde auf Initiative des Klubs eingerichtet.

Jedoch ist die verfehlte Asylpolitik der Bundes- und Landesregierungen mitnichten die Schuld eines Sportvereins. Das Steigen der Flüchtlingszahlen und Erstanträge auf Asyl war spätestens seit letztem Jahr zu erwarten. Das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge korrigierte seine Prognosen wiederholt nach oben, zeitgleich verschärften sich internationale Konflikte und besonders der Krieg in Syrien. Die Politik hat zu spät reagiert und so eine Situation begünstigt, in der selbst Flüchtlingsaktivist*innen sich für den Bau von Zeltstädten, wie in Dresden, einsetzen. Weil es immerhin bedeutet, Asylsuchende unterzubringen. Der Hamburger SV sollte sich trotzdem weiter seiner gesellschaftlichen Verantwortung stellen und sich für Willkommenskultur stark machen. Aber er könnte sich auch ein Beispiel an dem ungeliebten Leipziger Fußballverein RB nehmen und statt Parkplätzen ehemalige Trainingscontainer zur Unterbringung anbieten. Oder sich, wie der Hamburger Flüchtlingsrat, für dezentrale Unterbringung in Wohnungen stark machen – die Stimme des Bundesliga Dinos könnte das nötige Gewicht dafür haben.

Mehr im Internet

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