Leider teilen bei Weitem nicht alle italienischen Ultras diese Meinung
Flickr/cc-Lizenz/Adrien Mogenet

Neonazis dominieren italienische Ultra-Gruppen

Mehr als 41.000 Ultras gibt es in Italien, organisiert sind sie in fast 400 Gruppen. Die Mehrheit der sich als politisch verstehenden Fangruppierungen ist dabei rechtsextrem und in den ersten beiden italienischen Ligen unterwegs. Das hat das Innenministerium des Landes herausgefunden.

Von Redaktion fussball-gegen-nazis.de

Die genaue Zahl der Ultras beläuft sich laut einer jetzt veröffentlichten Erhebung des Innenministeriums auf 41.120, die Anzahl der Fangruppierungen wird dort mit 388 angegeben. 45 dieser Gruppen werden dabei der extremen Rechten und 15 der extremen Linken zugeordnet, 9 Ultra-Gruppen stuft die Innenbehörde als "gemischt" ein. Unter "gemischt" werden Gruppen verstanden, bei denen es "sowohl Elemente der extremen Rechten als auch der extremen Linken" gebe. Bei diesen "gemischten" Gruppen sei es oftmals so, dass "die Liebe zum Verein stärker ist, als die Zugehörigkeit zu einer politischen Richtung", erklärt Carlo Ambra von der dem Innenministerium unterstehenden Abteilung "Ucigos" (Ufficio centrale per le investigazioni generali e per le operazioni speciali) in der römischen Tageszeitung "La repubblicca" diese merkwürdig anmutende Kategorie weiter.

Die Mehrheit der rechtsextremen Ultra-Gruppen ist der Erhebung zufolge in den ersten beiden italienischen Ligen unterwegs: 17 solcher Gruppierungen gibt es in der Serie A, 18 in der Serie B. In der dritten italienischen Liga, der Lega Pro-prima divisione, gibt es darüber hinaus 6, in der vierten Spielklasse 4 rechtsextreme Fangruppen. Wie groß die Dominanz der neonazistischen beziehungsweise neofaschistischen Gruppen in den beiden höchsten italienischen Spielklassen ist, zeigen auch die Zahlen der als linksextrem eingestuften Ultra-Gruppen: in der Serie A sind dies lediglich 3, in der Serie B 4 Gruppierungen. Somit gibt es in diesen beiden Ligen zusammen gerechnet 5mal so viele rechtsextreme wie linksextreme Ultra-Gruppen.

In der vergangenen Saison wurden 3 Menschen im Zusammenhang mit dem "Legge Mancino" verhaftet, 15 Personen wurden angezeigt. Das 1993 erlassene Gesetz verbietet die Verwendung von neonazistischen Parolen und Symbolen und stellt außerdem die Diskriminierung aufgrund von Herkunft und Glauben sowie aus rassistischen Gründen unter Strafe. Die Anhänger, die am häufigsten in diesem Zusammenhang auffällig geworden sind, sind mit 8 Vorfällen die Fans von Lazio Rom, gefolgt von den Tifosi von Juventus Turin (3 Vorfälle) und des AS Rom (2 Fälle).  Laut Innenministerium kam es in der letzten Spielzeit 18 Mal zu rassistischen Gesängen in den italienischen Stadien. Die große Mehrheit davon waren sogenannte "Affenlaute", die sich gegen schwarze Spieler richten. Insgesamt hätten die rassistischen Vorfälle allerdings abgenommen, schreibt die Online-Ausgabe der Zeitung "Il fatto quotidiano", während die Vorfälle in Zusammenhang mit der "territorialen Diskriminierung" zugenommen hätten.

Mehr zum Thema auf fussball-gegen-nazis.de

"Nichts zu machen"? Diskriminierung im italienischen Fußball

Mario Balotelli: Im Fokus der Rassisten

Sind Ultras rechtsextrem?

 

drucken