"Respekt 2010 - Alles geht" - Rap-Wettbewerb gegen Integrationsdebatte auf Abwegen

Der Rap-Wettbewerb „Respekt 2010 – Alles geht“ will die Integrationsdebatte in eine tolerantere Richtung lenken. Sänger, Moderator und Schauspieler Tyron Ricketts hat einen Song mit zwei Strophen verfasst - für die dritte sucht er bis zum 1. November Reime und Stimmen aus dem Internet.

Von Nevruz Karadas

„Respekt 2010 – Alles geht“ heißt ein Wettbewerb, der Jugendliche dazu auffordert, sich musikalisch mit den Themen Toleranz und Integration zu beschäftigen. Nach dem Motto „Deine Reime für ein gemeinsames Deutschland“ sollen SchülerInnen in einem eigenen Rap-Text ihre Gedanken für ein gutes Miteinander zum Ausdruck bringen. Die Grundlage hierfür bietet der Song „Alles geht“ des Sängers und Moderators Tyron Ricketts, der den Rap bei der Auftaktveranstaltung „RESPEKT 2010“ mit Unterstützung von Integrationsministerin Maria Böhmer (CDU) am 13. September im Bundeskanzleramt präsentierte.

Musik gegen eine Integrationsdebatte auf Abwegen

Ricketts liefert die ersten beiden Strophen. Darin sagt der Rapper „für nicht so richtig deutsche Deutsche läuft es nicht rund.“ Gleichzeitig betont er, „ich sag Dir alles geht mein Freund, wir kriegen das Ding schon ins Lot“ Die dritte Strophe soll von SchülerInnen beigesteuert werden und Lösungen für ein besseres Miteinander aufzeigen. Auf der Internetseite www.respekt2010.de können Nachwuchs-RapperInnen ihren Beitrag hochladen. Nach einer Vorauswahl wählen die UserInnen der Internetseite den Gewinner aus. Einsendeschluss für die Beiträge ist am 1. November.

Sowohl Böhmer als auch Ricketts betonten, dass Menschen mit Migrationshintergrund an der Diskussion um Integration teilnehmen müssten, um die Auseinandersetzung in eine produktive Richtung zu lenken. Nach der Auffassung von Böhmer ist es richtig, dass endlich eine Diskussion um den Nachholbedarf bei der Integration stattfindet – die von Sarrazin ausgelöste Tempobeschleunigung in der Integrationsdebatte müsse genutzt werden. Zugleich betonte die Integrationsministerin, dass Sarrazin mit seinen jüngsten Äußerungen zur Integration von Muslimen und Juden ein Zerrbild gezeichnet habe, das nicht der Lebensrealität in Deutschland entspreche. Dass es Nachbedarf gebe sei unumstritten – allerdings seien auch Erfolge zu verzeichnen, die nun auch deutlich in der Diskussion zum Vorschein kommen müssten, so Böhmer weiter.


Integrationsministerin Maria Böhmer und Sänger Tyron Ricketts bei der Pressekonferenz

Vielfalt als Chance nutzen

Hierbei müsse die Gesellschaft aber auch die Wirtschaft davon überzeugt werden, dass Vielfalt nicht überwiegend Probleme impliziert sondern auch enorme Chancen bietet. Dies werde auf dem Arbeitsmarkt noch nicht hinreichend erkannt, bekräftigte Böhmer. So belegten zahlreiche Studien, dass Bewerbungen von Menschen mit fremd klingendem Namen schneller zur Seite gelegt werden als die von Herkunftsdeutschen. Dies sei einer der Hauptgründe, warum Menschen mit Migrationshintergrund durchschnittlich 17 Monate auf eine Ausbildungsstelle warten, während bei Herkunftsdeutschen die durchschnittliche Wartezeit nur zwei Monate beträgt. Die Integrationsministerin appellierte auch an die 600.000 ArbeitgeberInnen mit Migrationshintergrund in Deutschland, mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Selbstverständlich müsse auch das Können und Wissen von SchülerInnen aus bildungsfernen Familien gefördert werden, so Böhmer weiter. Rund 13 Prozent der SchulabbrecherInnen sind aus bildungsfernen Familien mit Migrationshintergrund. Bei den bildungsfernen herkunftsdeutschen Familien sind es nur sieben Prozent. Um diese Schieflage zu korrigieren, braucht die Bundesrepublik Deutschland der Integrationsministerin zufolge intensivere nationale Bildungsinvestitionen.

Der Song „Alles geht“

„Dazu zählt auch, dass wir Jugendliche mit ihrer Sprache, in ihrer Lebensqualität abholen“, sagte Böhmer. Der Wettbewerb zum Song „Alles geht“ biete Jugendlichen die Möglichkeit die Diskussion um Integration mit zu gestalten und für ein friedvolles interkulturelles Miteinander einzutreten – dies ist die grundlegende Idee hinter dem Projekt. Tyron Ricketts, Sohn einer Österreicherin und eines Jamaikaners, hat bereits von Kindesbeinen an von seiner Großmutter, in deren Büchersammlung auch „Mein Kampf“ zu finden war, eingebläut bekommen, dass gerade er als Schwarzer erfolgreich werden müsse: "Dann bist du Mr. Ricketts – ansonsten bist du nur ein Schwarzer.“ Die Erfahrung, als Mensch aus einer Familie mit Migrationshintergrund extra viel leisten zu müssen, um anerkannt zu werden, prägte und ärgerte Ricketts zugleich: „Für die erfolgreiche Integration von Menschen ist nicht nur der Integrationswillen der eingewanderten Minderheiten notwendig, sondern auch die Aufnahmebereitschaft und Toleranz der Mehrheitsgesellschaft.“ Eine Pflanze könne schließlich nur in der Erde erblühen, worin sie sich wohl fühlt, erklärte der Rapper und Schauspieler. Und wenn Thilo Sarrazin schreibt: „Deutschland schafft sich ab“, kommentiert Ricketts: „Dann ist das auch gut so.“ So heißt es in seinem Songtext auch: „Deutschland lebe hoch, weil Nazi Deutschland ist tot.“ Mit dem Projekt „Respekt 2010“ hoffen Tyron Ricketts und sein Team, die Meinungen derjenigen kennenzulernen, die sagen: „Alles geht“ – erst recht oder gerade in einer multikulturellen Gesellschaft, betonte Ricketts abschließend.

Mitmachen lohnt sich: Der erster Preis besteht in einer zweitägigen Reise ins Studio nach Berlin, um die dritte Strophe professionell aufzunehmen und ein Video zum Song zu drehen.

Mehr im Internet:

| www.respekt2010.de

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