Irritierend: Manchmal werden auf Nazi-Profilen in Sozialen Netzwerken linke Denker*innen wir Bertolt Brecht und Rosa Luxemburg zitiert - manchmal auch auf Demo-Bannern. Aber warum?
„Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren“, ist ein Zitat von Bertolt Brecht, das man auch auf Neonazi-Profilen findet. Nicht aus ideologischer Übereinstimmung mit dem „linken Stückeschreiber“, wie Brecht sich selbst bezeichnete. Rechtsextreme nutzen das Zitat, um sich als „Kämpfer“ zu inszenieren – gegen die Demokratie oder für ihre Interpretation von Meinungsfreiheit beispielsweise. Dafür bemühen sie sogar die ansonsten verhasste Rosa Luxemburg: „Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden“. Dass das Grundgesetz der Meinungsfreiheit aber lediglich dort Grenzen setzt, wo Menschen beleidigt, gedemütigt oder mit Gewalt bedroht werden, verschweigen die Neonazis - weil es ihrer Selbstinszenierung schadet. Wenn also Neonazis Menschen zitieren, die sich für Meinungsfreiheit, Menschenrechte, Querdenkertum oder Engagement ausgesprochen haben, wollen sie sich damit als „unterdrückte Minderheit“ inszenieren – und schrecken nicht davor zurück, sich in eine Reihe mit Opfern von Gewalt, Diktaturen oder gar des Nationalsozialismus zu stellen. Gleichzeitig nützt das Zitieren bekannter Quellen auch, um unauffällig zu wirken oder weniger angreifbar zu sein, aber trotzdem Dinge anzudeuten, die die „Kamerad/innen“ zu lesen wissen. (jw)
Lieblingszitate von NPD-Vordenker Jürgen Gansel auf StudiVZ.
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