Die digitale Hetze ist stark von charakteristischen Narrativen und Motiven geprägt. Drei grobe Richtungen sind dabei auszumachen: Narrative über Flüchtlinge, Narrative gegen die Regierung und der »Lügenpresse«- Diskurs. Diese Narrative unterteilen sich in unterschiedliche Motive, die häufig ineinandergreifen. Die dominantesten werden nachfolgend dargestellt.
Volk, Staat und Widerstand
Der Begriff des Volkes spielte auch 2015 eine zentrale Rolle in der rechtsextremen Rhetorik. Beispielsweise erfuhr die Parole »Wir sind das Volk« durch ihr fieberhaftes Skandieren auf den PEGIDA-Demonstrationen eine rechtsextreme Umdeutung. Rechtsextreme Ideologie geht in erster Linie von einem eindeutigen, rassistisch begründeten Volksbegriff aus. Es ist ein biologischer Volksbegriff, der sich an Blut und Abstammung orientiert. Alles Nicht-Völkische wird als fremd und feindlich wahrgenommen. Zugleich wird damit ein Kontrast erzeugt: Die Ablehnung von Flüchtlingen sei der Wille des Volkes, somit handele die Regierung gegen diesen angeblichen Volkswillen.
Staat und Regierung werden als Feinde wahrgenommen, die von »linkem Gutmenschentum« dominiert und gleichermaßen »befreit« werden müssen. In Facebook-Gruppen wie »Wir für Deutschland – Wir sind das Volk« wird etwa Angela Merkel als »Volksverräterin« betitelt und vor einer vermeintlich drohenden Islamisierung Deutschlands gewarnt, die von der Regierung Merkel aktiv betrieben würde. Ein wesentliches Merkmal rechtsextremer Ideologie ist der Gestus des Widerstands. Widerstand wird hier in erster Linie gegen den Staat inszeniert, aber auch gegen links vermutete Institutionen und Strukturen beziehungsweise gegen die moderne Gesellschaft insgesamt. Viele organisierte Rechtsextreme nutzen diese Widerstandsrhetorik in ihrer Öffentlichkeitsarbeit, und auch die Proteste gegen Flüchtlingsheime sehen sich in dieser Tradition.
Entsprechend finden sich auf Facebook Seiten mit Titeln wie »Widerstand in Deutschland«, »Widerstand Heidenau« etc. Neben Aufrufen zu flüchtlingsfeindlichen Demonstrationen stehen Bilder mit Rücktrittsforderungen an die Regierung. In der digitalen Inszenierung dieses Widerstandsmotivs werden gern popkulturelle Referenzen genutzt, wie z.B. die Filme »Matrix« oder »Tribute von Panem«.
Auszug
aus "Monitoringsbericht 2015/2016 - Rechtsextreme und menschenverachtende Phänomene im Social Web" unseres Partner-Projektes debate_dehate /no-nazi.net der Amadeu Antonio Stiftung.
Mehr aus dem Bericht auf Belltower.news unter
| Schwerpunkt Juli 2016: Hass im Netz 2016
Menschenverachtende Phänomene im Social Web:
Narrative und Motive: