„The Answer to 1984 is 1776“: Alex Jones, die New World Order und der Antisemitismus - Teil 3

Alex Jones gilt als eine der Ikonen der Trutherbewegung. Seine Verbindungen zu Rechtsextremen werden dabei aber gerne von der Szene verschwiegen oder kleingeredet, ebenso wie viele die antisemitische Haltung in seinen Filmen nicht erkennen mögen. Teil 3: Der spezielle Antisemitismus in Alex Jones‘ Filmen.

Von Johannes Baldauf

Teil 3: Der spezielle Antisemitismus in Alex Jones‘ Filmen

Alex Jones' Filme beherbergen eine Unzahl von verwertbaren Zitaten, so dass die nun benutzten Quellen lediglich als exemplarisch zu betrachten sind. Der Grundtenor bleibt allerdings gleich. Alex Jones hat es in einem Interview selbst zusammengefasst:

[…] it's [die New World Order, J.B.] a global organized crime syndicate. It's a worldwide mafia that seeks to remove national sovereignty, individual liberties, and transfer the just powers of the people into the hands of a tiny cabal who maintain their power and expand their power

Und tatsächlich tut Jones in seinen Filmen nichts anderes, als das aus seiner Sicht „organisierte Verbrechen“ dieser weltweiten „Mafia“ aufzuzeigen und damit entlarven zu wollen.

In einem Video, das den bezeichnenden Titel „The New World Order“ trägt, heisst es:

„But if you inspect the IMF, the World Bank, the finances and controls, the UN, the central banks of nations around the world, you look at the world trade organisation, the world health organisation...its all funded, chaired and run by a tiny cabal of high level bureaucrats which serving international banking allies which also owns the military-industrial complex“

Damit wird offenbar, dass die Elite aus Bankiers besteht. Die Geschichte und den „Aufstieg“ dieser Bankiers zeichnet Jones durch einen „historischen“ Abriss in seinem Film "Endgame" nach. Er schildert den Aufstieg des Adels im Mittelalter. „Der Adel sowie die prosperierende Händlerklasse wurden finanziert von einer Handvoll Privatbanken.“ Diese Privatbanken sind letztlich der Ursprung der oben erwähnten „international banking allies“. Jones zeichnet sie als gewissenlos und nur an Gewinn orientiert: „Viele der großen Geldhäuser sicherten ihre Wetten ab und finanzierten beide Seiten eines Krieges. Ausgeklügelte Netzwerke von Nachrichtendiesnten gaben den Finanziers einen Vorteil gegenüber den Regierungen, über die sie langsam die Kontrolle gewannen.“ Weiter heisst es, dass dieses Geheimdienstnetzwerk Nathan Rothschild im Zuge des britisch-preußischen Sieges über Napoleon die Möglichkeit gab, die britische Wirschaft aufzukaufen und zu beherrschen. „Großbritanien war nun der unangefochtene Herrscher Europas. Und Rothschild beherrschte England.“ Es folgt ein Ausblick auf die Expansionspolitik England und die Entstehung des British Empires, womit Jones implizit andeutet, dass dies eigentlich auf Bestreben Rothschilds geschieht. Den Ausbruch des ersten Weltkriegs führt er ebenso auf die Interessen des Bankenkartells zurück und gibt an, dass die Interessen an diesem Krieg nicht nur finanzieller Natur waren, sondern auch als Vorwand dienen sollten, um die League of Nations, den Vorläufer der UNO, als Weltregierung installieren zu können. Da dieser Plan aber nicht wie gewünscht funktionierte, wurde das Council of Foreign Relations von der Rockefeller-Familie ins Leben gerufen. Jones gibt an: „Der CFR erklärte offen, dass er die Aufgabe hätte alle Nationalstaaten abzuschaffen zugunsten einer allmächtigen Weltregierung unter Kontrolle einer zahlenmäßig winzigen Elite.“ Damit ist das Grundgerüst von Jones' Argumentationslinien schon aufgezeigt, es erhält nur immer neue Namen, Gesichter und angebliche Marionetten, und beschreibt die immer neuen Versuche der Elite, die von ihnen gewünschte NWO zu etablieren, was ihr bis heute nicht gelungen ist.

Dieses Muster hat Tradition: die „Protokolle der Weisen von Zion“, ein antisemitisches Propagandawerk aus dem 19. Jahrhundert, dass den Plan einer jüdischen Weltverschwörung detailliert nachzeichnet, dient als Blaupause moderner Verschwörungstheorien. In diesem Werk findet sich nicht nur die Idee von versteckten Herrschern und grauen Eminenzen, die die Bevölkerung kontrollieren wollen sondern auch die Idee, dass diese grauen Eminenzen eben Juden sind. Bei dem Konstrukt der NWO handelt es sich um exakt das gleiche Modell, nur dass statt den Juden bei Jones von "international banking allies" bzw. einem Bankenkartell die Rede ist. Dieses Kartell stellt Jones als böses Kapital dar, indem er gewissenlose Banker zeichnet, die selbst Kriege anzetteln und so den Tod von Millionen Menschen verschulden, um ihre Gewinne zu maximieren. Das böse Kapital ist auch gleichzeitig das raffende Kapital, welches ein klassisches antisemitisches Stereotyp darstellt. Jones verschleiert dies aber weiter geschickt, indem seine Attacken den sogenannten Marionetten gilt: also der Regierung, der UNO, den Bilderbergern, dem CFR, etc. Seine Attacken auf diese Institutionen sind also nur eine Ebenenverschiebung, da sie eigentlich dem raffenden Kapital, der Elite, gelten.

Durch die strikte Nicht-Nennung von Juden als „Schuldige“ und der Ebenenverschiebung auf die vorgeschalteten Marionetten-Institutionen, welche aber leicht in der Blaupause durch „die Juden“ zu ersetzen wäre, bedient Jones strukturellen Antisemitismus. Somit ist auch das Konstrukt der New World Order generell als strukturell antisemitisch anzusehen, da es gleichen Stereotype bedient wie die „Protokollen der Weisen von Zion“, ohne einen direkten Zusammenhang zu „den Juden“ herzustellen.

| Teil 1: Alex Jones

| Teil 2: Die "New World Order"

| Teil 4: Truther und Infokrieger
Mehr auf netz-gegen-nazis.de:

| Verschwörungstheorien, Antisemitismus und Web 2.0

drucken