Hass macht hässlich. Im Bild zu sehen ist ein Redner auf der Demonstration von "Gemeinsam stark Deutschland".
© Danny Marx

"Frei, sozial und national" – Hooligans demonstrierten in Magdeburg

Am Wochenende demonstrierten 700 Hooligans in Magdeburg unter dem Motto "Gegen linke Gewalt und Asylmissbrauch", aufgerufen wurden sie von der rechten Abspaltung der Hooligans gegen Salafisten HoGeSa. Unter den Demonstrationsteilnehmenden, die aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren, befanden sich zahlreiche Neonazis. Über den Tag verteilt demonstrierten 800 Menschen gegen den rechten Aufzug.

Von Robin Dullinge

"Frei, sozial und national" riefen die etwa 700 Teilnehmer_innen der rechten HoGeSa Abspaltung "Gemeinsam Stark Deutschland", als sie vom Domplatz in Magdeburg ihren Umzug starteten. Der Versammlungsleiter sah sich veranlasst das zu unterbinden, offenbar um sich von neonazistischem Inhalt zu distanzieren. Sekunden später hallte es "Hier marschiert der nationale Widerstand". Die Suppe konnte der Versammlungsleiter nicht mehr auslöffeln, war sie doch längst eingebrockt als diverse Teilnehmer_innen mit "HKNKRZ" Merchandise durch die Polizeikontrolle kamen. Auch die Redner_innen waren eindeutig, denn kein geringerer als Alexander Kurth, Landesvorsitzender der Partei Die Rechte in Sachsen, hielt an diesem Tag vor den Augen von Siegfried "SS Siggi" Borchardt eine Rede. Auch weitere Nazigrößen, wie der bekannte Hamburger Neonazi Thomas Wulff oder Michel Fischer von Die Rechte aus Erfurt waren als Demonstrationsteilnehmer angereist.

Polizei mit Großaufgebot im Einsatz

Die Polizei in Sachsen-Anhalt war mit einem Großaufgebot vor Ort um Neonazis und Gegendemonstrant_innen voneinander zu trennen. Den Nazis hatte sie den gesamten Domplatz zur Verfügung gestellt, die etwa 600 Teilnehmer_innen konnten sich dort frei bewegen. Das Bündnis „Blockmd“ wertete die neonazistische Veranstaltung auf ihrer Seite als "gruseliges Schaulaufen der extremen Rechten" aus. Vermehrt berichteten Journalist_innen über Angriffe und Bedrängen durch die Teilnehmer_innen der rechten Hooligan Veranstaltung. Auch ein Hitlergruß konnte fotografisch festgehalten werden. Es kam zu einigen Festnahmen, sowie Anzeigen gegen Neonazis wegen Tragens verfassungsfeindlicher und verbotener Symbole. Die Polizei wertete den Tag insgesamt als friedlich.

"Linke Aktivisten haben Namen und Adressen - kein Vergeben, kein Vergessen" - diese Parole setzen Neonazis in Deutschland leider immer wieder in der Realität um. (Quelle: © Danny Marx)

Gegendemonstrationen von unterschiedlichen Bündnissen

Während des gesamten Tages gab es auch diverse Gegendemonstrationen, zum Beispiel vom Bündnis "Keine Alternative" und dem Bündnis "Ravende Europäer gegen Intoleranz und Nationalismus" - kurz Regina. Insgesamt ging der Tag relativ ruhig von Statten, trotz der monatelangen Mobilisierung von „Gemeinsam Stark Deutschland“ fanden sich laut Polizeiangaben nicht mehr als 710 Teilnehmer_innen in Magdeburg ein.

Dagegen protestierten auf diversen Kundgebungen und Demonstrationen über den Tag verteilt bis zu 800 Menschen. Zum Start des Tages gab es um 13 Uhr, eine Stunde vor dem Naziaufmarsch, eine antifaschistische Demonstration durch Magdeburg. Proteste an der Route der Neonazis waren nicht möglich, da diese von der Polizei konsequent unterbunden wurden. Am Abend fand eine weitere Demonstration vom Bündnis "Keine Alternative" statt. Daran nahmen etwa 400 Menschen teil. Das Bündnis ist angelehnt an die aktuell bundesweite Kampagne "Nationalismus ist keine Alternative", was auch mit entsprechenden Redebeiträgen ergänzt wurde. In einer Pizzeria an der Route waren zu dem einige Neonazis, die die Demonstration stören wollten, von der Polizei aber daran gehindert wurden. Der Umzug ließ sich davon nicht provozieren, beim Kurznachrichtendienst "Twitter" sorgte der Aufenthalt von Neonazis in einer Pizzeria derweil für Gelächter.

Die Gegendemonstrant_innen in Magedeburg gingen unter dem Motto "Keine Alternative!" auf die Straße. Sicherlich ist das auch als Anspielung auf den Wahlerfolg der Alternative für Deutschland in Sachsen-Anhalt zu verstehen. (Quelle: © Danny Marx)

"Gemeinsam stark Deutschland" hat das Schafsfell abgelegt

Einst hatte sich der Verein "Gemeinsam stark Deutschland" daran versucht mit karitativen Aktionen für Obdachlose an Bürger_innen zu richten und sie für sich zu gewinnen. Schnell wurde daraus jedoch eine neonazistische Abspaltung von HoGeSa, die sich vor allem auf den Osten und Norden Deutschlands bezieht. Demonstriert hatte der Ableger bereits in Erfurt und Wilhelmshaven. Dieser findet aufgrund der besseren Organisierung jedoch auch immer mehr Anklang im Westen der BRD, so machte sich gar ein ganzer Bus, bestehend aus Duisburger, Oberhausener und Gladbacher Nazis auf den Weg in Richtung Magdeburg. Diese treffen sich nahezu wöchentlich in Duisburg, um gemeinsam beim offiziellen Pegida Ableger aus NRW mit zu laufen. So war auch das Transparent „Duisburg macht sich grade für Deutschland“ (Rechtschreibfehler im Original) zu sehen, sowie weitere Neonazis aus Düsseldorf, die sich ebenfalls der HoGeSa zuordnen und kurz vor der Auflösung des "Bündnis deutscher Hools" eine offizielle Sektion in Düsseldorf gründeten.

Während der Versammlung kam es außerdem wieder zu massivem Alkoholkonsum unter den rechten Hooligans, die zumeist nicht innerhalb der Fanszenen aktiv sind, sondern sich unter dem Label der "HoGeSa" zusammen gefunden haben und sich darüber als Hooligans identifizieren. Das auch Siegfried Borchardt vor Ort war, ist insofern keine Überraschung, da die Hooligangruppe "Borussenfront" aus Dortmund maßgeblich an der Gründung des Vorgängers von HoGeSa, den "Gnu Honnters", beteiligt war. So lässt sich weiterhin ein Bild skizzieren, das Borchardt als Vordenker einiger rechter Bewegungen zeigt. Aus seiner Vergangenheit als Hooligan innerhalb der Fanszene von Borussia Dortmund bestehen heute noch Verbindungen innerhalb neonazistischer Kreise zur schwarz-gelben Fanszene.

Ob Gemeinsam Stark Deutschland in diesem Jahr noch einmal demonstrieren und um welchen konkreten Anlass es gehen wird, nachdem das Motto diesmal lautete "Gegen linke Gewalt und Asylmissbrauch", ist offen. Sicher kann man davon ausgehen, dass die Demonstrationen sich weiterhin auf den Norden und Osten der Republik konzentrieren, da HoGeSa sich vor allem in NRW etabliert hat und als Stütze von Pegida NRW fungiert. Mit der rechten Hooligan-Szene und den unterschiedlichen *Gida-AktivistInnen wird Ostdeutschland jedoch weiter ein Schauplatz bleiben.

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