25.09.2014 - 02.10.2014

"Ebola"-Rufe: Westfälische Fußballfans beleidigen schwarzen Spieler rassistisch +++ 3. Liga: Rassistische Rufe im HFC-Stadion +++ Rassismus-Verdacht: Polizei ermittelt gegen Werder-Stürmer +++ Rassismus im russischen Fußball +++ Region Weilburg und Limburg: "Nein! Zu Diskriminierung" +++ BVB und Schalke 04: Schüler wollen neuen Anstoß gegen Gewalt in der Bundesliga +++ Bad Oeynhausen: Training mit Arne Friedrich - Ex-Fußball-Profi zum Anfassen +++ Auch Jérôme Boateng kämpft gegen Rassismus.

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von fussball-gegen-nazis.de

"Ebola"-Rufe: Westfälische Fußballfans beleidigen schwarzen Spieler rassistisch

Fußballfans in Westfalen sollen „Ebola, Ebola“ gerufen haben, als ein Spieler aus Ghana das Feld betrat. Der Vorfall hat sich demnach am Sonntag bei einem Spiel der Oberliga zwischen Gastgeber Erkenschwick und Ennepetal ereignet. In der 89. Minute wechselte Ennepetal dem Bericht zufolge Charles Atsina ein, einen Spieler aus Ghana. Als er sich warmlief, sollen einige Fans Erkenschwicks mit den rassistischen Rufen begonnen haben. In Westafrika grassiert derzeit die schlimmste Ebola-Epidemie der Geschichte, Tausende Menschen sind infiziert, Tausende bereits der tückischen Viruserkrankung erlegen. Die Beileidung war offenbar nicht die einzige. Auch gehbehinderte Fans Ennepetals sollen von Anhängern des Gegners massiv beschimpft worden sein, mit den Worten: „Alle Behinderten sind Menschen zweiter Klasse!“ Das berichtet der Verein aus Ennepetal auf seiner Homepage. Thomas Riedel, der Sportliche Leiter, kündigte dort an, die Vorfälle nicht hinzunehmen. „Solch ein Mob gehört auch in der Oberliga aus dem Stadion verbannt.“ (Huffington Post).

3. Liga: Rassistische Rufe im HFC-Stadion

Fans des Halleschen FC haben Dynamo Dresdens Torhüter Benjamin Kirsten mit rassistischen Schmährufen beleidigt. Während der Drittliga-Partie der beiden Klubs am Mittwoch (1:1) skandierten zahlreiche Anhänger "Kirsten, du Zigeuner!". Die Szene spielte sich in der 37. Minute ab, nach einem vermeintlichen Foul an Keeper Kirsten. In der allgemeinen Aufregung gingen die Rufe zwar weitgehend unter, sind in der Videoaufzeichnung aber klar zu hören. Aus der Führungsetage des HFC wollte sich dazu vorerst niemand äußern. Man wolle den Vorfall zuerst intern besprechen und dann über eventuelle Folgen diskutieren, hieß es vom Verein (mdr).

Rassismus-Verdacht: Polizei ermittelt gegen Werder-Stürmer

Die Lübecker Polizei ermittelt gegen Werder Bremens U-23-Stürmer Maik Lukowicz. Der Spieler wird verdächtigt, im Fußball-Regionalliga-Spiel beim VfB Lübeck (2:2) am vergangenen Freitag den Hitlergruß gezeigt zu haben. „Die Beweise sind gesichert, und jetzt führen wir Ermittlungen durch“, sagte Polizeisprecherin Carola Aßmann den „Lübecker Nachrichten“ am Dienstag. Die Polizei muss beim mutmaßlichen Verwenden von verfassungswidrigen Gesten Anzeige erstatten und Ermittlungen einleiten. Die Beamten werden nach Aßmanns Angaben nun weitere Zeugenaussagen einholen und danach entscheiden, ob der Fall der Staatsanwaltschaft übergeben wird. Lukowicz hat die Vorwürfe zurückgewiesen. „Das ist eine Farce, mich in so eine Ecke zu stellen. Ich distanziere mich ganz deutlich von diesem politischen Gedankengut“, wurde der polnische Spieler auf der Internetseite seines Vereins zitiert. „Ich habe beim Jubeln den Arm gehoben ohne jeden symbolischen Hintergrund. Es tut mir leid, wenn das Menschen anders interpretieren, aber es kann nicht sein, dass daraus solche schwerwiegende Vorwürfe konstruiert werden, die mich öffentlich diffamieren.“ (FocusKreiszeitung.de)

Rassismus im russischen Fußball

ist diese Woche in vielen Medien ein großes Thema, denn der FC Bayern spielte gegen ZSKA Moskau vor leeren Rängen. So hat es die Uefa beschlossen, weil die Fans von ZSKA beim Auswärtsspiel gegen Viktoria Pilsen zum wiederholten Male rassistische und diskriminierende Symbole zeigten. ZEIT online und Spox.de bringen Analysen des Rassismusproblems im russischen Fußball. Die Süddeutsche Zeitung betrachtet den Club ZSKA Moskau und seine unrühmliche Rolle genauer. Der nächste Vorfall geschah auf bereits am Samstag: Fans von Spartak Moskau bedachten am Samstag beim Gastspiel in St. Petersburg (0:0) den brasilianischen Zenit-Star Hulk mit Affenlauten (Spiegel online). Die Welt am Sonntag interviewt dazu Kevin Kuranyi, der unter anderem sagt: "Die versuchen schon viel zu tun, aber die auf den Rängen, das sind einfach Leute, die nix im Kopf haben. Mich erschüttert das immer wieder. Wir leben im Jahr 2014, solche Sachen dürfen einfach nicht mehr passieren" (sueddeutsche.de).

Region Weilburg und Limburg: "Nein! Zu Diskriminierung"

51 Fußballvereine aus dem Landkreis Limburg-Weilburg und 75 Vertreter der Spotvereine aus dem Hochtaunuskreis sind in die Turnhalle des TUS Weilmünster gekommen, um über das Thema Gewalt und Diskriminierung auf dem Spielfeld zu sprechen. In der eineinhalbstündigen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung wurde deutlich, dass Fußball ein Sport ist, der von Emotionen und Aggressionen lebt. "Aggressionen sind nichts Schlimmes. Man kann sie beispielsweise in Leistung umwandeln. Problematisch werden Aggressionen, wenn sie sich in Gewalt äußern", sagte Marcel Stanjek. Stanjek arbeitet beim Hessischen Fußball-Verband und schult Fußballmannschaften im Umgang mit Diskriminierung und Gewalt (mittelhessen.de).

BVB und Schalke 04: Schüler wollen neuen Anstoß gegen Gewalt in der Bundesliga

Im März 2013 gaben Gymnasiasten aus Dortmund und Gelsenkirchener Gesamtschüler einen Denk-"Anstoß" gegen Gewalt beim Fußball. Jetzt wollen sie das Projekt wieder aufleben lassen. Schüler des Helene-Lange-Gymnasium (HLG) aus Renninghausen bei Hombruch bitten Schauspielhaus, BVB und Schalke 04, erneut in das im Frühjahr 2013 inszenierte „Anstoß“-Theaterprojekt einzusteigen. HLG-Schauspieler sowie Jungen und Mädchen einer Gesamtschule in Gelsenkirchen hatten im März 2013 in dem 60 Minuten dauernden Theaterstück mit der Puppenbühne der Polizei die Themen Freundschaft, Zusammenhalt und auch Gewalt in den Ultraszenen angepackt – ohne dabei anzuklagen oder mit erhobenem Zeigefinger aufzutreten. Bei Aufführungen im Dortmunder Schauspiel und in Gelsenkirchen erhielten sie Szenenapplaus und abschließend viel Beifall (Ruhrnachrichten).

Bad Oeynhausen: Training mit Arne Friedrich - Ex-Fußball-Profi zum Anfassen

Nicht nur wegen der Auszeichnung »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« für den Grundschulverbund Wichern-Lohe zieht es Arne Friedrich an diesem Wochenende nach Bad Oeynhausen. An diesem Samstag ist der Ex-Fußball-Profi beim Schulfest zum 50-jährigen Bestehen der Grundschule Rehme-Oberbecksen dabei. »Natürlich muss ich sehr genau auswählen, welche der zahlreichen Terminanfragen, die ich erhalte, ich auch wahrnehme«, sagte Arne Friedrich am Freitag dem WESTFALEN-BLATT. Bei beiden Grundschulterminen gehe es um Dinge, die ihm am Herzen liegen. »Das Engagement gegen Rassismus bedeutet mir sehr viel, schließlich habe ich durch den Fußball Menschen ganz unterschiedlicher Nationalitäten kennengelernt«, sagte der 35-Jährige. Das Jubiläum der Grundschule Rehme-Oberbecksen habe für ihn zudem eine persönliche Komponente, da er dort auch selbst zur Schule gegangen sei (Westfalen-Blatt).

Auch Jérôme Boateng kämpft gegen Rassismus

Als Kind erlebte Boateng rassistische Anfeindungen. Als Pate eines Projekts gegen Rassismus zeichnete der Fußballer jetzt eine Schule bei München aus. Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng hat als Kind rassistische Anfeindungen erleben müssen. „Ich musste ab und zu Rassismus erfahren, ob in der Schule oder im Verein. Ich weiß selber, wie schwierig es ist, als Kind damit umzugehen, vor allem wenn man damit alleingelassen wird“, sagte der Profi des FC Bayern München am Mittwoch in Fürstenfeldbruck. Boateng, der in Berlin aufgewachsen ist, verlieh der Ferdinand-von-Miller-Realschule in Fürstenfeldbruck bei München den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Als Pate des bundesweiten Projekts will er nun regelmäßig die Schule besuchen und mit den Jugendlichen reden (mittelbayerische.de).

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