21.08. - 27.08.2014

SMS-Skandal erschüttert den englischen Fußball +++ Rassismus-Vorfall in Japans J-League +++ "Bananen gegessen": Verbandspräsident Tavecchio vor Rücktritt +++ Der VFB Stuttgart... - furchtlos und treu? +++ Algerien-Profi (24) stirbt durch Wurfgeschoss +++ Berlin: Jagdszenen auf dem Fußballplatz +++ Wien: "Sportklub und Vienna locken Studenten" +++ Babelsberg: Thomas Hitzlsperger unterstützt "Nulldrei gegen Homophobie" +++ Podiumsdiskussion in Köln: "Ist halt Fußball - alltägliche Diskriminierung im Fußball".

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von fussball-gegen-nazis.de

SMS-Skandal erschüttert den englischen Fußball

Eine Enthüllungsgeschichte der Daily Mail hat in England einen Rassismusskandal ausgelöst. Die FA ermittelt gegen Malky Mackay und Iain Moody, zuvor Trainer und Sportdirektor bei Premier League-Absteiger Cardiff City. Der Grund? Rassistische, homophobe und sexistische SMS und Mails (sportnet.at).

Rassismus-Vorfall in Japans J-League

Beim 2:0-Sieg der einheimischen F-Marinos im Endspielstadion der WM 2002 gegen Kawasaki Frontale beleidigte eine kleine Gruppe von Anhängern der Hausherren den brasilianischen Gästespieler Renato mit geschwenkten Bananen. Videomitschnitte in sozialen Netzwerken belegen die fremdendfeindlichen Aktionen der Marinos-Fans. Der Verein reagierte wenig später und belegte einen Anhänger wegen eines „Akts der Provokation“ mit einem lebenslangen Stadionverbot (tz).

"Bananen gegessen": Verbandspräsident Tavecchio vor Rücktritt

Italiens neuer Fußball-Verbandspräsident Carlo Tavecchio steht weiter in der Kritik: Nach Rassismus-Vorwürfen und UEFA-Ermittlungen ist ein Rücktritt nicht mehr ausgeschlossen - es wäre eine rekordverdächtig kurze Amtszeit. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hatte wegen der Rassismus-Vorwürfe gegen den neu gewählten Präsidenten des nationalen Fußball-Verbands ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der Italienische Verband stellte seine Ermittlungen hingegen mittlerweile ein. Es seien keine gravierenden Erkenntnisse, die ein Disziplinarverfahren rechtfertigen würden, festgestellt worden (Tagesspiegel, Rheinische Post).

Der VfB Stuttgart… - furchtlos und treu?

„Furchtlos und treu“ – so startet der VfB Stuttgart in die neue Spielzeit. Während die Kicker bei der 0:2-Pleite im DFB-Pokal immerhin kein Eigentor schossen, tat dies die VfB-Führung im Vorfeld mit dem neuen Vereinsmotto: „furchtlos und treu“. Diese Parole zierte nicht nur zeitweise das Wappen des Königsreichs Württemberg, sondern so nannte sich auch eine Neonazi-Vereinigung im Stuttgarter Umfeld. Sie ist um die Jahrtausendwende herum aus der Sektion Württemberg des Neonazi-Netzwerks „Blood & Honour“ und dessen Jugendorganisation „White Youth“ entstanden – nach eigener Darstellung noch vor dem Verbot der „Blood & Honour“-Division Deutschland (Filmfaktum).

Algerien-Profi (24) stirbt durch Wurfgeschoss

Bei Fan-Ausschreitungen in Algerien ist der Kameruner Albert Ebosse ums Leben gekommen. Nach der 1:2-Heimniederlage seines Klubs JS Kabylie am Samstag gegen USM Alger war Ebosse von einem Wurfgeschoss am Kopf getroffen worden. Nach Angaben des Afrikanischen Fußball-Verbandes CAF erlag der 24-Jährige wenige Stunden später in einem Krankenhaus in Algier seinen schweren Kopfverletzungen. „Meine Gedanken sind bei der Familie und Freunden des jungen Mannes”, stellte CAF-Präsident Issa Hayatou am Sonntag fest (Sport Bild).

Berlin: Jagdszenen auf dem Fußballplatz

Der Deutsche Fußball-Bund setzt sich für Fairness und Integration ein. Doch, was auf Berlins Amateurplätzen passiert, macht Angst. Kurz nach Anpfiff der neuen Saison mussten am Sonntag und Dienstag zwei Partien wegen Gewalt abgebrochen werden – 63 Spiele waren es in den unteren Ligen in der Saison davor. Dabei gingen Spieler mit Eckfahnen aufeinander los, Messer wurden gezückt. 50 Polizisten rückten an – einer musste zur Dienstwaffe greifen (Berliner Kurier).

Wien: „Sportklub und Vienna locken Studenten”

Politikwissenschaftler Georg Spitaler im Interview mit mokant.at über linke Fußballfans, Homophobie im Fußball und die Problematik des Paragrafen „Landfriedensbruch“ (mokant.at).

Babelsberg: Thomas Hitzlsperger unterstützt "Nulldrei gegen Homophobie"

Einen ganz besonderen Gast unter den insgesamt 2072 Zuschauern konnte der SV Babelsberg 03 beim jüngsten 1:0 gegen den aktuellen Meister TSG Neustrelitz begrüßen. Der frühere Nationalspieler Thomas Hitzlsperger sah sich die Partie im Karl-Liebknecht-Stadion an. Der Besuch des 32-Jährigen, der 52 Länderspiele für die DFB-Auswahl bestritten und sich vor einigen Monaten als homosexuell geoutet hatte, geht auf eine Einladung von SVB-Aufsichtsratsmitglied Katharina Dahme zurück (DFB).

Podiumsdiskussion in Köln: „Ist halt Fußball - alltägliche Diskriminierung im Fußball“

Offen gezeigter Rassismus in deutschen Fankurven ist heute,  im Vergleich zu den neunziger Jahren, seltener geworden. In Köln und vielen anderen Fanszenen herrscht ein breiter Konsens gegen politisch rechte Einflüsse und extremistisches Gedankengut. Allerdings zeigen aktuelle Vorfälle aus Dortmund, Duisburg und Aachen, dass insbesondere rechte Strömungen erfolgreich versuchen, einen Platz im Stadion einzunehmen (Deutsches Sport & Olympia Museum).

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