16.12. – 22.12.2014

Jung, weiblich, Ultra +++ "Second Fanshirt": Die Fans des SC Freiburg sammeln Trikots für Flüchtlinge +++ FSV Frankfurt lädt Flüchtlinge ein: "Fußball verbindet alle Menschen" +++ Leipzig: Chemie-Fans gegen Rassismus und Diskriminierung +++ Fußball in Italien: Sampdoria-Klubchef Ferrero wegen Diskriminierung gesperrt +++ Nach Antisemitismus-Vorwurf: Balotelli für Instagram-Post gesperrt +++ PEGIDA und die Extremismustheorie +++ Undercover in Dresden: Die dubiosen RTL-Methoden bei Pegida-Recherchen +++ Deutsche Bahn: Sonderzügen für Fußballfans droht das Aus +++ Buchtip: Lebensretter Fußball "Als Jude im deutschen Fußball"

Die wöchentliche Presse- und Blogschau auf Fussball-gegen-nazis.de

Jung, weiblich, Ultra

Frauen haben es im Fußball nie leicht gehabt. Auch als leidenschaftliche Fans nicht. Sie kämpfen gegen Klischees und platten Sexismus. Doch es hat sich etwas getan in den vergangenen Jahren. (Die Welt) Weniger als zehn Prozent der Ultras in den Bundesliga-Stadien sind Frauen. Doch ihr Anteil wächst. Auch ohne den platten Sexismus von einst haben sie noch immer gegen gängige Stereotype zu kämpfen. (Die Welt)

"Second Fanshirt": Die Fans des SC Freiburg sammeln Trikots für Flüchtlinge

Fans des SC sammeln auch rund um das Spiel am Sonntag Sportkleidung für den guten Zweck. (Badische Zeitung) Second Fanshirt ist eine Kampagne von BAFF und dem FSE. (Fussball-gegen-Nazis.de) Auch Fans von Borussia Dortmund haben Hilfsaktionen für Flüchtlinge in Dortmund gestartet. Sie sammeln Spenden und organisieren ein Fußball-Turnier. (Der Westen) Die Resonanz aus der schwarzgelben Szene ist enorm - jetzt werden auch Trikots und Fanartikel gesucht. (Hertener Allgemeine)

FSV Frankfurt lädt Flüchtlinge ein: "Fußball verbindet alle Menschen"

Zum letzten Heimspiel des Jahres hat der FSV Frankfurt 220 Flüchtlinge eingeladen und damit mehr als nur ein Zeichen gesetzt. Am Bornheimer Hang wurden sie mit offenen Armen empfangen und erlebten einen Abend voller besonderer Momente. (Hessischer Rundfunk Online) Fußball verbindet, egal, ob die Spieler die gleiche Sprache sprechen. Bevor sie aus einer Turnhalle in Weiden ausgezogen sind, die mehrere Wochen als Notunterkunft diente, haben 40 Flüchtlinge bei einer Nachtsportaktion zusammen gekickt. (Kölner Stadtanzeiger) Ein Verein aus Krumpa lebt Integration vor: In den vergangenen zweieinhalb Jahren ist beim KSV Lützkendorf eine Einheit aus bis zu 13 Asylbewerbern und deutschen Spielern entstanden. Inzwischen führt der Verein die 2. Kreisklasse an. (Mitteldeutsche Zeitung)

Leipzig: Chemie-Fans gegen Rassismus und Diskriminierung

Der BSG Chemie Leipzig Fanclub "Alcatraz" ruft im Internet zu Spenden auf, um eine Bande gegen Rassismus und Diskriminierung im Stadion zu platzieren. Spender-Fanclubs werden auf der Bande verewigt. (Fanzeit.de)

Fußball in Italien: Sampdoria-Klubchef Ferrero wegen Diskriminierung gesperrt

Sampdoria Genuas Präsident Massimo Ferrero ist wegen diskriminierender Aussagen gegen Inters Eigentümer Erick Thohir für drei Monate gesperrt worden. (Handelsblatt, Weser Kurier)

Nach Antisemitismus-Vorwurf: Balotelli für Instagram-Post gesperrt

Mario Balotelli muss im nächsten Ligaspiel des FC Liverpool zuschauen. Der Stürmer kassierte vom englischen Ligaverband eine Sperre. Grund ist ein umstrittener Beitrag des 24-Jährigen bei Instagram. (Spiegel Online)

PEGIDA und die Extremismustheorie

Warum ist PEGIDA ausgerechnet in Sachsen so erfolgreich? Das hat auch mit der Extremismus-Theorie zu tun, die in dem Freistaat eine weitestgehende Deutungshoheit im öffentlichen Diskurs hat – und die von menschenfeindlichen Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft nichts wissen will. (Publikative.org) Die Anti-Islam-Bewegung Pegida findet im Westen jedoch fast genauso große Zustimmung wie in Ostdeutschland. Das spiegelt sich aber nicht in den Teilnehmerzahlen der einzelnen Demonstrationen. (Berliner Morgenpost) Dabei findet Anetta Kahane: Pegida ist die Folge eines Erfolges. Die deutsche Gesellschaft ist offener und freier als je zuvor. Die Rechte der Minderheiten sind stark. Pegida kämpft daher in einem Rückzugsgefecht, das sie nur verlieren kann. (Berliner Zeitung)

Undercover in Dresden: Die dubiosen RTL-Methoden bei PEGIDA-Recherchen

Stimmungsmache für ein paar gute Zitate: Auf einer Pegida-Demo äußert sich ein Mann in einem Interview rassistisch. Später stellt sich heraus, dass er undercover für RTL arbeitet. Ein herber Schlag für die Glaubwürdigkeit des Journalismus. (Spiegel Online) Dem Journalisten wurde inzwischen von RTL gekündigt. (Spiegel Online) Zu guter letzt: Zitate von Pegida-Demonstranten: Die wirre Welt der Wohlstandsbürger (Spiegel Online)

Deutsche Bahn: Sonderzügen für Fußballfans droht das Aus

Gewalt und Sachbeschädigungen durch Fußballfans in den Zügen verursachen für die Deutsche Bahn hohe Kosten. Deswegen sollen die Klubs vermehrt zur Kasse gebeten werden, sonst werde es "keine entsprechenden Züge mehr geben können". (Spiegel Online) Gewalt grassiert derzeit auch im Amateurfußball. Beim Spiel um Herbstmeisterschaft in Fußball-Kreisoberliga kam es in Bräunrode zur Massenschlägerei. Der Schiedsrichter musste das Spiel abbrechen, welches nun ein Fall für das Sportgericht wird. (Mitteldeutsche Zeitung)

Buchtip: Lebensretter Fußball "Als Jude im deutschen Fußball"

Wie ein jüdischer Fußballspieler den Holocaust in Hamburg überlebte: Am 12. Dezember 1936 wurde Martin Abraham Stock von der Gestapo festgenommen. Der gegen ihn erhobene Vorwurf lautete: "Rassenschande mit Fräulein Clara Meyer". Der Jude Stock war liiert mit der "Arierin". Millionenfach genügten im so genannten Dritten Reich derartige "Vergehen", um Menschen in Konzentrationslager zu verschleppen, sie zu demütigen, zu quälen, ums Leben zu bringen. Wie Stock die Hitler-Zeit überstand und wie es mit ihm nach der Befreiung vom Faschismus 1945 weiterging, das erzählt Sporthistoriker Arthur Heinrich in dem Buch "Als Jude im deutschen Fußball". Der Fußball, dem Stock quasi sein Leben widmete, ist dabei ständig begleitendes Element – selbst nach der Verhaftung. (Die Welt)

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