15.05. - 21.05.2014

Rassismus im Frauenfußball: Stinkefinger und Hütchenwurf +++ Spanien: Barca-Mitarbeiterin macht Affengesten auf der Tribüne +++ Relegation in Fürth: Fußballfans entdecken Neonazi-Sticker in USK-Polizeibus +++ Österreich: Härtere Konsequenzen für Rassismus im Stadion +++ "Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich schwul bin" +++ Düsseldorf: Fortunafans setzen Zeichen gegen Homophobie im Fußball +++ Hertha BSC: Ausrufezeichen gegen Homophobie +++ DFB-Ermittlungen: Homophobes Banner im Bayer-Fanblock +++  Rechtsextremismus: Hertha BSC entschuldigt sich nach Hitlergruß im Gästeblock beim Spiel der U23 gegen Babelsberg 03 +++ Sexismus: Eklat nach Fehlentscheidung in Brasilien: Fußballfunktionär empfiehlt Linienrichterin Playboy-Fotos +++ DFB entschuldigt sich für Banner-Abdeckung +++ Ultras in der Ukraine: Gemeinsam gegen das slawische Brudervolk.

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von Fussball-gegen-Nazis.de

Rassismus im Frauenfußball: Stinkefinger und Hütchenwurf

Beim Spiel von Turbine Potsdam gegen den VfL Wolfsburg zeigte die Potsdamer Spielerin Genoveva Anonma in der 15. Spielminute der VfL-Bank den Mittelfinger, was einen Platzverweis zur Folge hatte. Trainer Bernd Schröter benannte als Ursache, seine Nationalspielerin aus Äquatorialguinea sei ausgetickt, weil sie von der Wolfburger Bank eine diskriminierende Bemerkung über ihre Hautfarbe vernommen habe. Der VfL Wolfsburg reagierte empört und wies alle Vorwürfe von sich: Man habe emotional, aber nicht rassistisch reagiert und erwarte eine Entschuldigung von Turbine Potsdam. Schröder erklärte daraufhin, er wisse nicht, wofür er sich entschuldigen solle. Er habe nur die Wahrnehmung seiner Spielerin dargestellt, der er traue: "Soll ich sagen, meine Spielerin ist blöd?" Am Montag wurde Genoveva Anonma vom DFB-Kontrollausschuss für drei Spiele gesperrt. Schröder erklärte, man werde dies akzeptieren, schließlich hätte seine Spielerin, was auch immer vorgefallen sei, weder den Mittelfinger zeigen noch das Plastikhütchen Richtung Wolfsburger Bank kicken dürfen. Umgekehrt würde durch die Strafe aber auch nicht der Eindruck erweckt, seine Spielerin würde lügen. Zwischen Beleidigungen und rassistischen Beschimpfungen liege oft ein schmaler Grat. Es sei doch denkbar, dass Anonma etwas gehört habe, das anders gemeint gewesen sei (taz).  Entgegen anderslautender Pressemeldungen hat der Trainer dies Aussage auch nie zurückgenommen: "Ich habe gesagt: 'Ihre Aussagen sind durch uns nicht mehr zurückzuhalten'.Ich habe nicht gesagt, die Aussagen sind nicht mehr haltbar, was sich insbesondere auch in unserer Stellungnahme zum Bericht des DFB-Kontrollausschusses widerspiegelt." (ZEIT online, pnn).

Spanien: Barca-Mitarbeiterin macht Affengesten auf der Tribüne

Spanien hat einen neuen Rassismus-Skandal. Beim Zweitliga-Spiel Llagostera gegen Racing Santander (0:0) machte eine Frau auf der Tribüne eine Affen-Geste in die Richtung von Santanders Mamadou Koné (22). Der Spieler von der Elfenbeinküste postete das entsprechende Bild bei Twitter und schrieb dazu: „Was diese Dame angeht, lieber nichts sagen. Sie schildert sich selbst.” Llagostera entschuldigte sich im Anschluss bei Koné und sagte: „Der Verein arbeitet daran, die Zuschauerin zu identifizieren. Sie ist nicht Vereins-Mitglied. Sie bekommt Stadion-Verbot.” (BILD) Dann allerdings stellte sich heraus, ist sie dafür mit einem anderen Verein verbandelt: Die Frau arbeitet für den FC Barcelona im Vereinsmuseum (Welt).

Relegation in Fürth: Fußballfans entdecken Neonazi-Sticker in USK-Polizeibus

Das Relegationsspiel zwischen Fürth und dem HSV könnte juristische Folgen haben - für die Polizei. Fans haben in einem Bus der bayerischen Bereitschaftspolizei „Unterstützungskommando“ (USK). Neonazi-Aufkleber entdeckt und fotografiert. Bayerns Innenminister kündigte eine Überprüfung des Vorfalls an. Eigentlich ist es Aufgabe der Polizei, zu deeskalieren, Unruhestifter auseinanderzutreiben - und dabei politisch neutral zu sein. Die bayerische Bereitschaftspolizei scheint es damit nicht immer ganz so genau zu nehmen. Das zumindest legt eine Entdeckung nahe, die Fußballfans beim Relegationsrückspiel des Hamburger SV in Fürth (1:1) gemacht haben: In einem Bus des Unterstützungskommandos prangte offenbar ein Neonazi-Aufkleber. "Good Night Left Side" stand dort angeblich geschrieben, sichtbar durch die Rückscheibe des Fahrzeuges. Daneben soll ein weiterer Sticker mit dem Spruch "Kein Sex mit Zecken" geklebt haben. Beide Statements sind als rechtspolitisch motiviert einzuordnen und in der Neonazi-Szene verbreitet. Die bayerische Bereitschaftspolizei hat sich bereits zu dem Vorfall geäußert. In einer Pressemitteilung heißt es, "ein Passant fotografierte eine in einem geparkten Mannschaftswagen aufbewahrte Holzkiste, auf der zwei Aufkleber mit rechter Gesinnung aufgebracht waren (z.B. 'Good night left side', 'Anti-Antifa organisieren. Den Feind erkennen. Den Feind benennen')". Das Präsidium werde die Angelegenheit "unter Einbindung der zuständigen Staatsanwaltschaft dienstaufsichtlich prüfen", außerdem seien sofort alle Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände untersucht worden (Spiegel online, Störungsmelder, publikative.org).

Österreich: Härtere Konsequenzen für Rassismus im Stadion

Für rassistische Parolen auf Sportplätzen setzt es künftig härtere Strafen. Dafür sorgt eine Novelle zum Sicherheitspolizeigesetz, die am Dienstag mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Team Stronach beschlossen wurde. Die Novelle zum Sicherheitspolizeigesetz bringt der Polizei mehr Befugnisse: Sie kann künftig auffällig gewordene Fans - bei rassistischen Äußerungen oder Verstößen gegen das Verbotsgesetz - bei Sportgroßveranstaltungen wegweisen. Nach einschlägigen Verurteilungen droht außerdem ein Sportstättenbetretungsverbot. Wie bei Gewaltdelikten erhält die Polizei die Ermächtigung, Daten an den Österreichischen Fußballbund bzw. die Fußball-Bundesliga zur Prüfung einer solchen Maßnahme zu übermitteln (Kleine Zeitung).

"Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich schwul bin"

Auf den Augenblick der Befreiung hat Steven Becker lange gewartet. Viele Jahre, qualvolle Jahre. Gefangen von seiner eigenen Angst und inneren Unruhe. Ohne erkennbaren Ausweg. „Ich war kurz davor, mir das Leben zu nehmen, hätte es fast nicht mehr ausgehalten“, sagt Becker. Heute spricht der 34-Jährige mit starker Stimme über eine Zeit, in der er sich schwach fühlte. Die Zeit vor der Befreiung, dem Coming-out. Interview bei fupa.net.

Düsseldorf: Fortunafans setzen Zeichen gegen Homophobie im Fußball

In der Esprit-Arena haben am Montag 200 Fortunafans gegen Homophobie im Fußball demonstriert. Marcus Wiebusch, Sänger der Band Kettcar, hatte zu der Aktion aufgerufen. Fotoschau (wz-newsline).

Hertha BSC: Ausrufezeichen gegen Homophobie

Am Samstag, den 17.05.2014, wurde der "Internationale Tag gegen Homophobie begangen. Hertha BSC sprach sich deutlich gegen jede Form der Diskriminierung aus. Der Kampf gegen die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer ethnischen und sozialen Herkunft, ihres Geschlechts, einer Behinderung, der Religion oder Weltanschauung, dem Alter oder eben auch der sexuellen Identität ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, der sich Hertha BSC stellt. Der Hauptstadtklub setzte deshalb bereits in der Vergangenheit ein Ausrufezeichen gegen Diskriminierung und Homophobie! Zusammen mit MANEO und der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin feierten 2014 zwei Socialspots zum Thema Homophobie und Fußball Premiere im Olympiastadion: Not Funny / Wolle und StulleMit den Socialspots sollen über Berlin hinaus weitere sichtbare Zeichen gegen Homophobie im Fußfall gesetzt werden. Zum ersten Mal in Deutschland wurde während eines Bundesligaspiels in einem Fußballstadion wurden Videoclips gegen gegen Homophobie im Fußball auf der Leinwand gezeigt (herthabsc.de)

DFB-Ermittlungen: Homophobes Banner im Bayer-Fanblock

"Vereinsfarben uninteressant - Hauptsache die Homofahne in der Hand", stand auf dem Banner. Bayer Leverkusen schämt sich - und muss mit einer Geldstrafe rechnen. Es war nicht das erste Mal, dass Fans des Klubs durch Homophobie auffallen. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt laut einem Bericht der "Rheinischen Post" gegen den Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen. Grund ist ein homophobes Banner, das am letzten Bundesliga-Spieltag in der Partie gegen Werder Bremen (2:1) im Bayer-Fanblock gezeigt worden ist. Bereits im Liga-Spiel in Bremen und in der Champions League gegen Paris St. Germain hatten Bayer-Anhänger homophobe Spruchbanner gezeigt (Spiegel online).

Rechtsextremismus: Hertha BSC entschuldigt sich nach Hitlergruß im Gästeblock beim Spiel der U23 gegen Babelsberg 03

Beim Spiel von Babelsberg 03 gegen Hertha BSCs U23 am 17.05.2014 zeigen Fans im Gästeblock den Hitlergruß. Der Verein entschuldigt sich dafür und distanziert sich: Für dieses inakzeptable Verhalten, welches im krassen Gegensatz zu den Grundsätzen von Hertha BSC steht, entschuldigen wir uns beim gastgebenden Verein und dessen Fangemeinde. Hertha BSC verurteilt jede Form von rechter Gewalt oder Gesinnung, Rassismus und Intoleranz auf das Schärfste. Diese Personen, für die bei Hertha BSC heute und auch künftig kein Platz ist, müssen mit langjährigen Stadionverboten rechnen. Wir unterstützen deshalb die Ermittlungen der Behörden und von Babelsberg 03 komplett" (Faszination-fankurve.de).

Sexismus: Eklat nach Fehlentscheidung in Brasilien: Fußballfunktionär empfiehlt Linienrichterin Playboy-Fotos

Fernanda Colombo ist Linienrichterin, im Spiel um Brasiliens Meisterschaft unterlief ihr ein Fehler. Es folgten zweideutige Sprechchöre und sexistische Kommentare. Kostprobe: "Sie sollte besser für den 'Playboy' posieren, als im Fußball zu arbeiten." Es stand 2:1 für Atlético Mineiro gegen den Stadtrivalen Cruzeiro, als in der Schlussphase des Duells um die brasilianische Meisterschaft Cruzeiros Alisson frei auf das gegnerische Tor zulief. Die Chance zum Ausgleich, doch dann ertönte ein Pfiff: Abseits. Eine klare Fehlentscheidung. Diesen Fehler hatte eine Frau gemacht, die bei dem Derby in der brasilianischen Meisterschaft debütierte: Schiedsrichter-Assistentin Fernanda Colombo. Alexandre Mattos, Fußballerischer Direktor von Cruzeiro, sagte der Nachrichtenseite "Globo Esporte": "Sie ist ja eine Hübsche, aber auf dieses Niveau ist sie nicht vorbereitet. Wenn die Jungs schreien, begeht sie Fehler." Mattos weiter über die Linienrichterin: "Hübsch sein reicht nicht, man muss auch gute Leistungen bringen. Ihr Fehler war sehr außergewöhnlich. Wenn man so eine Hübsche ist wie sie, sollte man besser für den 'Playboy' posieren und nicht im Fußball arbeiten." (Spiegel Online).

DFB entschuldigt sich für Banner-Abdeckung

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich laut dem FC St. Pauli beim Zweitligisten für das teilweise Abdecken eines antifaschistischen Banners beim Training der Nationalmannschaft entschuldigt. In einem Schreiben von Präsident Wolfgang Niersbach habe der Verband dies „als Fehler eingestanden“, teilten die Hamburger auf ihrer Internetseite mit. „Wir treten ein gegen jede Form von Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus oder Homophobie und machen dies deutlich - wie in vorbildlicher Art und Weise immer wieder auch Ihr Verein und Ihre Fanszene“, zitierte St. Pauli den DFB-Chef (Handelsblatt, fussball-gegen-nazis.de).

Ultras in der Ukraine: Gemeinsam gegen das slawische Brudervolk

In der Ukraine finden Fußballspiele nur noch ohne Zuschauer statt. Stattdessen kämpfen radikale Fans, die sich vorher gehasst haben, nun gegen Separatisten (ZEIT online).

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