11.06. - 18.06.2014

Protest bei WM-Eröffnungsfeier: Im Fernsehen nicht zu sehen+++“Salon-Rassismus”: Kritik an WM-Kommentator Steffen Simon+++Rassistische Gesänge: Sportgerichtshof bestätigt Strafe gegen Dinamo Zagreb+++Rassismus-Vorwürfe nach Derby in Los Angeles+++Frankfurt: Mit Graffiti gegen Rassismus+++Bühl: 200 Besucher*innen beim “Kicken gegen Rassismus”+++FC Dornbreite “schraubt” gegen Rassismus+++Grüne Jugend steht “Party-Patriotismus” skeptisch gegenüber+++FIFA würdigt BVB-Engagement gegen Rassismus+++Wider Rechtsextremismus im Stadion.

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Protest bei WM-Eröffnungsfeier: Im Fernsehen nicht zu sehen

Wie Spiegel Online berichtet, hat ein 13-Jähriger Indigener während der WM-Eröffnungsfeier mit einem Spruchband auf die Nichtachtung der Rechte indigener Minderheiten in Brasilien aufmerksam gemacht. Ins Fernsehen schaffte es die Szene nicht. Der Junge war mit anderen Kindern auf dem Platz, um die kulturelle Vielfalt und Harmonie Brasiliens zu symbolisieren. Diese Gelegenheit nutzte er, um ein Spruchband mit der Aufschrift “Demarcação” zu enthüllen. Das heißt so viel wie "Abgrenzung" und ist ein Hinweis darauf, dass es die brasilianische Regierung - entgegen anderslautender Versprechen - seit langem versäumt, offizielle Gebiete für die indigene Bevölkerung São Paulos auszuweisen, die immer weiter zurückgedrängt wird (spiegel.de).

"Salon-Rassismus": Kritik an WM-Kommentator Steffen Simon

Steffen Simon, Kommentator bei der Fußball-WM in Diensten der ARD, sieht sich nach einem Kommentar während des Spiels von Nigeria gegen den Iran mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert. Simon hatte sich mit folgendem Satz über die iranische Mannschaft geäußert: “Die Iraner, das sind Südländer, da ist nicht alles perfekt organisiert “. Die ARD hatte noch während des Spiels auf Twitter reagiert und geschrieben: "Zur Kritik an Steffen Simon: Wir haben sie direkt an ihn weitergegeben. Es tut uns leid, wenn die Aussage für Verärgerung gesorgt hat." Simon selbst rechtfertigte sich noch während der zweiten Halbzeit:"Ich habe etwas politisch Unkorrektes gesagt. Nämlich dass sie halt Südländer sind und deshalb manchmal etwas schlecht organisiert. Damit wollte ich keinem Südländer auf die Füße treten, sondern hab lediglich die Iraner zitiert, die mir bei der Vorbereitung auf diesen Auftritt ihrer Nationalmannschaft geholfen haben." Die Kritik an Simon hält unterdessen an (rp-online.de).

Rassistische Gesänge: Sportgerichtshof bestätigt Strafe gegen Dinamo Zagreb

Der internationale Sportsgerichtshof CAS hat eine von der UEFA ausgesprochene Strafe gegen die kroatische Mannschaft Dinamo Zagreb bestätigt. Wegen rassistischer Sprechchöre während zweier Championsleague-Spiele wurde Dinamo dazu verurteilt jeweils ein Spiel unter Komplett- und Teilausschluß seiner Fans auszutragen. Zusätzlich gab es eine Geldstrafe gegen den Verein. Die UEFA begrüßte die Entscheidung des CAS (uefa.org, Englisch).

Rassismus-Vorwürfe nach Derby in Los Angeles

Anhänger*innen des Vereins Chivas USA haben auf rassistische Vorfälle während des Derbys gegen L.A. Galaxy aufmerksam gemacht. So wurde laut Chivas Fans im Galaxy-Block ein Schild hochgehalten, auf dem “Eric Torres wird abgeschoben” geschrieben stand. Torres ist ein mexikanischer Chivas-Spieler, der momentan aus Guadalajara ausgeliehen ist. Chivas USA war selbst ursprünglich ein Ableger des mexikanischen Clubs Deportivo Guadalajara und ist vor allem bei der hispanischen Bevölkerung von Los Angeles beliebt. Weiterhin twitterte ein Chivas-Fan während des Spiels, dass von Unbekannten Bohnen auf den Boden des Chivas-Blocks gestreut worden seien – auch dies eine rassitische Abwertung von Menschen mexikanischer Herkunft. Bisher gibt es keine formelle Untersuchung der Vorwürfe (insideworldfootball.com, Artikel auf Englisch).

Frankfurt: Mit Graffiti gegen Rassismus

Das Gesicht der Eintracht-Legende Anthony Yeboah prangt momentan auf einer Frankfurter Hauswand. Hintergrund der Aktion: Der Ghanaer Yeboah war lange Zeit ein beliebter Spieler bei der Eintracht Frankfurt, wurde aber sowohl im Stadion als auch außerhalb aufgrund seiner Hautfarbe mit Anfeindungen konfrontiert. Zusätzlich zu Yeboahs Gesicht steht: “Wir schämen uns für alle, die gegen uns schreien”, auf der Hauswand geschrieben. Das Graffiti versinnbildlicht also, dass in Deutschland immer noch Menschen aus rassistischen Gründen benachteiligt und beschimpft werden. Die Idee zu der Aktion hatte Mathias Weinfurter, Student der Visuellen Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und wurde dafür mit dem "Im Gedächtnis bleiben"-Preis vom Frankfurter Fanprojekt ausgezeichnet (www.journal-frankfurt.de).

Bühl: 200 Besucher*innen beim “Kicken gegen Rassismus”

Rund 200 Besucherinnen und Besucher setzten ein klares Zeichen gegen Rassismus: Zum sechsten Mal wurde am Samstag, 14. Juni 2014, das Fußballturnier “Kicken gegen Rassismus“ im Jahn-Stadion in Bühl ausgerichtet. Organisiert hatten das Turnier viele freiwillige Helfer*innen des Sozialen Zentrums “Caracol“ und des Kreisverband Bühl-Ortenau der SJD – Die Falken. Alle Spiele wurden ohne Schiedsrichter*innen ausgetragen. Die Teams vertrauten auf die Fairness der Mitspieler*innen. Die Spiele liefen auch ohne Schiri ohne Probleme.An den Infoständen konnten sich Interessierte zum Thema Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung informieren (beobachternews.de).

FC Dornbreite “schraubt” gegen Rassismus

Der FC Dornbreite hat sich als erster Lübecker Verein der Aktion „Vier Schrauben für Zivilcourage“ und will so ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Der Verein montierte ein Schild mit der Aufschrift „Kein Platz für Rassismus und Gewalt“am Eingang des Stadions am Steinrader Damm, möchte so für Toleranz werben. “Leider kommt es immer noch vor, dass Spieler aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe diskriminiert werden”, sagt der Vereinsvorsitzende Jörg Haase. Dem trete der Schleswig-Holstein-Ligist entschieden entgegen. „Vier Schrauben für Zivilcourage“ ist eine Aktion der Initiative „Fußballvereine gegen Rechts“ (luebeck.sportbuzzer.de).

Grüne Jugend steht “Party-Patriotismus” skeptisch gegenüber

Zur WM hängen wieder überall Deuschlandfahnen. Ein harmloses Fahnenmeer? "Seit 2006, seit die WM in Deutschland war, hat sich die Interpretation gedreht. War es früher nicht üblich, alles mit Schwarz-Rot-Gold zu schmücken, hieß es jetzt: ,Endlich unverkrampfter Patriotismus!", erklärt Felix Banaszak, Bundessprecher der Grünen Jugend. Zwar seien "nicht alle, die eine Fahne haben, gleich Nazis". Studien zufolge steigt trotzdem die Anzahl rassistisch motivierter Übergriffe nach Ereignissen wie der Weltmeisterschaft (idowa.de).

FIFA würdigt BVB-Engagement gegen Rassismus

Der Fußball-Weltverband hat das Engagement des deutschen Vizemeisters Borussia Dortmund im Kampf gegen Rassismus ausdrücklich gewürdigt. Der BVB gehe mit gutem Beispiel voran, heißt es in einem Brief von FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb an die Westfalen. Der Präsident der CONCACAF lobt den BVB für dessen klare Positionierung. "Herzlichen Dank für die Verbreitung dieser guten Botschaft und die klare Stellungnahme gegen Diskriminierung in Deutschland", heißt es in dem Schreiben des hochrangigen FIFA-Offiziellen (handelsblatt.com).

Wider Rechtsextremismus im Stadion

Dieser Vorfall im Gästeblock des Stadions Mönchengladbach Ende September sorgte bundesweit für Schlagzeilen: Die Mannschaft des damaligen Erstligisten Eintracht Braunschweig spielte auf dem Rasen gegen die der Borussia, auf den Rängen gingen die eigenen Fans aufeinander los. Die Polizei Mönchengladbach sprach seinerzeit von einem "Angriff einer rechten auf eine linke Gruppe". Kein Einzelfall. Nicht für Eintracht Braunschweig, nicht für den Fußball allgemein. Die Dokumentationsstätte Stalag 326 widmete diesem Thema jetzt einen Vortrags- und Diskussionsabend (nw-news.de).

 

 

 

 

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