04.09. - 10.09.2014

Gericht sperrt Gremio: Goalie als Affe beschimpft +++ Rassistische Attacken gegen Balotelli-Bruder +++ Rassismus: Uefa bestraft Steaua Bukarest und Ludogorets Rasgrad +++ Wien: Prozess gegen rechte Fußballfans +++ Bahnhof Hamm: Fußball-Gewalt extrem angestiegen +++ Gewaltausschreitung gegenüber Schiedsrichtern - Verband will Fair Play +++ Nach Hitzlspergers Coming-Out: Noch viel Redebedarf +++ Arsenal-Kampagne gegen Homophobie +++ Brilliante Schauspieler, berührende Szenen: "Der Tag wird kommen" von Marcus Wiebusch +++ Fußball-Workshop in Wien: Vorgehen gegen Extremismus auf den Regen +++ Zu Besuch bei TuS Makkabi: Integration durch Sport

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von fussball-gegen-nazis.de

Gericht sperrt Gremio: Goalie als Affe beschimpft

Der brasilianische Erstligist Gremio ist vom Sportgericht nach einem rassistischen Vorfall aus dem nationalen Cup-Bewerb ausgeschlossen worden. Bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Santos im Achtelfinal-Hinspiel der Copa do Brasil vor einer Woche hatten Anhänger des Clubs aus Porto Alegre den dunkelhäutigen Santos-Torhüter wiederholt als "Affen" beschimpft. Zudem muss der Klub des früheren Nationaltrainers Luiz Felipe Scolari eine Geldstrafe von umgerechnet rund 17.000 Euro Strafe zahlen. Den teilweise bereits identifizierten Tätern wird für 720 Tage der Zutritt ins Stadion verwehrt (heute.at, Tagesspiegel).

Rassistische Attacken gegen Balotelli-Bruder

Rassismus bleibt für Italiens Fußball-Superstar Mario Balotelli auch in der Familie ein Thema: Nach schweren fremdenfeindlichen Beleidigungen gegen Balotellis Bruder Enock Barwuah vom Viertligisten Brescia Vallecamonica im Derby gegen Darfo Boario hat die lokale Staatsanwaltschaft laut der Zeitung Tuttosport Ermittlungen aufgenommen (Handelsblatt).

Rassismus: Uefa bestraft Steaua Bukarest und Ludogorets Rasgrad

Die Uefa hat die Vereine Steaua Bukarest und Ludogorets Rasgrad wegen rassistischer Vorfälle beider Fangruppen bestraft. Die Klubs aus Bulgarien und Rumänien waren im August in den Playoffs zur Champions League aufeinandergetroffen, dabei war es zu den nicht näher beschriebenen Ausschreitungen gekommen (Spiegel Online).

Wien: Prozess gegen rechte Fußballfans

Am 27. Oktober 2013 hatten rechtsextreme Fußball-Fans der Austria Wien das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in der Wielandgasse gestürmt. Dem Strafantrag zufolge öffneten sie mit einem abgebrochenen Besenstiel und Teilen eines Lattenrostes gewaltsam eine Tür, die zum türkisch-kurdischen Kulturverein ATIGF führte. Die Männer waren mit Bierflaschen und Holzlatten bewaffnet. Zwei Personen, die sich ihnen in den Weg stellten – im EKH fand zu diesem Zeitpunkt eine Versammlung der kommunistischen Gewerkschaft KOMintern statt -, wurden mit Faustschlägen traktiert, einer der beiden krankenhausreif geprügelt (vienna.at).

Bahnhof Hamm: Fußball-Gewalt extrem angestiegen

In einem Bericht der „Bild“-Zeitung hieß es kürzlich noch, Hamm zähle zu den „gefährlichsten Fußball-Städten Deutschlands“ – wegen des Bahnhofs. Das kann und will die Bundespolizei so nicht bestätigen. Doch die Zahlen sprechen für sich: Laut einer auf WA-Anfrage erhobenen Statistik der Bundespolizei haben sich am Hammer Bahnhof die im Zusammenhang mit Fußball begangenen Straftaten 2013 fast verfünffacht – von 14 in 2012 auf 68 Taten (Westfälischer Anzeiger).

Gewaltausschreitung gegenüber Schiedsrichtern - Verband will Fair Play

Immer mehr Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter ließen die Unparteiischen in Celle (Niedersachsen) jüngst zu drastischen Mitteln greifen: Sie pfiffen an zwei Wochenenden keine Spiele der Kreisliga mehr. Die Vereine mussten selbst einen Schiedsrichter finden, da eine Verlegung der Partien vom Spielausschuss nicht genehmigt wurde. An den vergangenen beiden Wochenenden standen nun also freiwillige Vereinsangehörige auf dem Platz – in Freizeitkleidung (Darmstädter Echo).

Nach Hitzlspergers Coming-Out: Noch viel Redebedarf

Anfang des Jahres sprach ganz Deutschland über das Coming-Out von Thomas Hitzlsperger. Acht Monate später sieht der frühere Nationalspieler seinen Gang an die Öffentlichkeit als wichtigen Durchbruch. DFB und Ligaverband setzen sich  derweil für die Gleichberechtigung Homosexueller ein und sagen jedweder Form von Homophobie den Kampf an. Im Rahmen eines Charity Dinners der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld übergaben Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach einen Scheck über 20.000 Euro an die Bildungs- und Forschungsinitiative "Fußball für Vielfalt – Fußball gegen Homophobie" (Focus Online, bundesliga.de).

Arsenal-Kampagne gegen Homophobie

Der FC Arsenal, Paddy Power, Stonewall und das Netzwerk Schwuler Fußball Fans (GFSN - The Gay Football Supporters Network) haben sich erneut zusammengetan, um gemeinsam gegen eine der härtesten Herausforderungen im Sport zu kämpfen. Per Kurzvideo fordert der britische Fußballverein auf, mit regenbogenfarbenen Schnürsenkeln an Sportschuhen ein gut sichtbares Zeichen gegen Homophobie im Sport zu setzen. Profis, Hobbykicker, Fans - alle sollen mitmachen (Huffington Post, Rheinische Post).

Brillante Schauspieler, berührende Szenen: "Der Tag wird kommen" von Marcus Wiebusch

Keine Ausreden! Sie finden Videoclips langweilig? Okay, denn dies ist kein Videoclip, sondern ein Kurzfilm. Sie mögen deutsche Rockmusik nicht so gern? Nicht schlimm, denn dies ist nicht einfach nur ein Rocksong, der sich viel Sprachwucht vom HipHop borgt, es ist eine Kampfansage: für die Freiheit, gegen die Bornierten, für Toleranz, gegen Homophobie (nicht nur im Fußball). Kurzum: "Der Tag wird kommen" von Marcus Wiebusch muss man sehen (Rolling Stone).

Fußball-Workshop in Wien: Vorgehen gegen Extremismus auf den Rängen

Auch wenn es in Österreichs Fußballstadien derzeit glücklicherweise seltener ist als in anderen europäischen Ländern -  Gewalt, Rassismus, rechtsextremistische Symbolik und Diskriminierung sind beim Fußball leider Thema. Ein Workshop in Wien setzte hierbei auf Präventionsmaßnahmen (vienna.at).

Zu Besuch bei TuS Makkabi: Integration durch Sport

Wie die Mitglieder die Auswirkungen des Krieges in Israel und Gaza wahrnehmen, interessiert auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). So stattet er dem Verein auf seiner Sommerreise mit dem Motto "Hessen - Land des Lernens" einen Besuch ab. Hier will er über den Nahost-Konflikt diskutieren. "Der Ministerpräsident hat sich auf eigenen Wunsch bei uns angekündigt", freut sich Meyer. "Ich denke, weil wir hier Integration leben." Das Konzept von TuS Makkabi scheint tatsächlich gut aufzugehen. Ein großer Teil der Sportler ist nicht-jüdisch, es sind viele Nationalitäten vertreten. "Und in den vergangenen acht Jahren haben wir uns um ein Drittel vergrößert", so der Vorsitzende. Mittlerweile zählt der Verein rund 1000 Mitglieder und elf Abteilungen (Journal Frankfurt).

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