Medienkompetenz zu vermitteln ist eine wichtige Aufgabe in Schulen, wenn es darum geht, rechtspopulistischen Agitatoren die vermeintliche Glaubwürdigkeit zu nehmen.
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Zum Umgang mit der AfD an Schulen - Die Bildungspolitik der AfD

Ihren jugendpolitischen Vorstellungen entsprechend wird gemeinsames Lernen in der Schule von der AfD abgelehnt. Sie propagiert ein leistungsorientiertes Lernen in homogenen  Leistungsgruppen  auf  allen  Ausbildungsebenen.  Die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf  ist  für  die  AfD  »ideologisch  motiviert«.  Sie koste zu viel und würde andere Kinder in ihrer Entwicklung hemmen. Deshalb lehnt die Partei eine über die Förderschule hinausgehende Beschulung und Integration von behinderten Kindern ab. Sonder- und Förderschulen sollen aus-  und  abgegrenzt  neben  einem  leistungsorientierten, gegliederten Schulsystem stehen (Wahlprogramm der AfD zur Bundestagswahl 2017, S. 43ff.). »Der schleichenden Abschaffung verschiedener Schulformen und der Entwicklung hin zur nivellierenden Einheitsschule muss Einhalt geboten werden«, heißt es weiter im Wahlprogramm der AfD für die Bundestagswahl.  Aus  diesem  Grund  befürworte  sie  »ein nach Begabungen differenziertes Schulsystem« (S.43). Diese Forderung ist jedoch nicht typisch für die AfD, nicht einmal klassisch rechtspopulistisch. Sie wird ebenso von konservativen Parteien getragen. Hier wird einmal mehr deutlich, dass die AfD Themen wählt, die in großen Teilen der Gesellschaft Anklang finden.

Auch im Bereich der Bildungs- und Schulpolitik lässt sich also der Kurs der AfD beobachten, Konflikte zuzuspitzen, Ungleichheiten zu verstärken und gleichzeitig zu behaupten, eine Partei des Volkes und der »kleinen Leute« zu sein. 

 

Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD im schulischen Bereich

 

# Wahlkampf unterbinden

In den letzten sechs bis vier Unterrichtswochen vor einer Wahl sind Unterrichtsbesuche und parteipolitische Veranstaltungen in Schulen nicht möglich. Die Schulleitung kann mit Verweis auf das Schulrecht parteipolitische Veranstaltungen absagen.

 

# Veranstaltungen gestalten

Veranstaltungen politischer Parteien sollten in Schulgebäuden  nur  durchgeführt  werden,  wenn  sie  erkennbar  nicht rein  parteipolitischer  Natur  sind,  sondern  sich  wichtigen Fragen  in  Staat  und  Gesellschaft  widmen.  Hier  muss  ein vielfältiges Meinungsspektrum abgebildet werden.

 

# Parteienwerbung verbieten, Parteieninhalte aufarbeiten

An Schulen darf keine Parteienwerbung verteilt werden. Die Schulleitung sollte nicht zögern, vom Hausrecht Gebrauch zu machen, wenn dies doch geschieht. Das heißt aber nicht, dass Publikationen der Parteien nicht im Unterricht besprochen werden sollten. Schüler_innen sollten sich mit diesen aktiv und mit pädagogischer Begleitung beschäftigen.

 

# Für politische Ausgewogenheit sorgen

Generell gilt: Die Schule hat dafür zu sorgen, dass bei den Einladungen, die im Laufe eines Jahres ausgesprochen werden, keine demokratische Partei bevorzugt oder benachteiligt wird. Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei, sie vertritt aber undemokratische Positionen der Ungleichwertigkeit, denen die Schule keine Bühne bieten muss.

 

# Pädagogisch begleiten

Eine pädagogische Begleitung von parteipolitischen Veranstaltungen durch kompetentes Lehrpersonal ist unerlässlich, insbesondere wenn diese in der Schule stattfinden. Die gemeinsame Nachbereitung solcher Veranstaltungen mit  den  Schüler_innen  ist  auch  eine  Chance,  eine  kritische  Reflexion  der  politischen  Debatte  anzuregen  und Ziele, Forderungen und Strategien der Parteien kritisch zu hinterfragen.

 

# Sachliche und themenbezogene Diskussionen

Sitzen AfD-Politiker_innen auf dem Podium, dann sollte die Veranstaltungsmoderation darauf achten, dass am Kern der Sache und mit Praxisbezug zur Unterrichtsthematik diskutiert wird.

 

# Hilfe bei Veranstaltungsvorbereitung suchen

Wenn Diskussionen mit Rechtspopulist_innen stattfinden, müssen sich alle Teilnehmenden darauf inhaltlich und argumentativ  gut  vorbereiten.  Außerschulische  Kooperationspartner_innen können dabei unterstützen, zum Beispiel durch Argumentationstrainings.

 

# Prävention statt Reaktion

Für  den  nachhaltigen  Umgang  mit  rechtspopulistischen Gruppen und Parteien wie der AfD sind insbesondere präventive Maßnahmen notwendig. Schüler_innen sollten für rechtspopulistische  Argumentationsmuster  sensibilisiert
werden.

 

# Fortbildungen für Lehrkräfte

Lehrkräfte  sollten  mit  Fortbildungen  über  Ideologien  der Ungleichwertigkeit informiert und für rechtspopulistische Argumentationsmuster sensibilisiert werden. Wichtig ist es, Räume für Reflexion der eigenen Positionierung zu schaffen und antisemitismus- und rassismuskritische Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten.

 

# Empowerment von Schüler_innen

Besondere  Aufmerksamkeit  gilt  Schüler_innen,  die  von Antisemitismus und Rassismus betroffen sind: Geschützte Räume sollten geschaffen werden, in denen sich die Schüler_innen mit ihren Diskriminierungserfahrungen auseinandersetzen  und  gemeinsam  Handlungsstrategien  entwickeln können.

 

# Medienkompetenz fördern

Die mediale Kommunikation hat eine große Bedeutung für den  Alltag  von  Kindern  und  Jugendlichen.  Elementar  für die Prävention von Rechtspopulismus ist es, die Kompetenz zu  fördern,  mediale  Inhalte  entschlüsseln,  verstehen  und einordnen zu können.

 

 

MEHR ZUM THEMA IN DER BROSCHÜRE "POSITIONIEREN. KONFRONTIEREN. STREITEN":

  • Praxisbeispiel »Schule ohne Rassismus« - AfD­-Mitgliedern an Schulen begegnen
  • Beispiel: Berliner Lehrer wird entlassen – AfD inszeniert sich als Opfer
  • Praxisbeispiel Hochschule: »Engagement für Benachteiligte ist gefragt«

 

Dieser Text ist ein Auszug aus der  Broschüre "Positionieren Konfrontieren Streiten -Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD" der Amadeu Antonio Stiftung

Sie können die Broschüre auf der Website  der Amadeu Antonio Stiftung als pdf herunterladen oder unter info@amadeu-antonio-stiftung.de gedruckt bestellen.

 

MEHR AUS DER BROSCHÜRE AUF BELLTOWER.NEWS

 

Weiterlesen im Web

■ Hans-Gerd  Jaschke:  Zur  Rolle  der  Schule  bei  der  Bekämpfung  von  Rechtsextremismus.  In:  APUZ  18-19 (2012), 
www.bpb.de/apuz/133384/zur-rolle-der-schule-bei-der-bekaempfung-von-rechtsextremismus?p=all
■ Michael  Hammerbacher:  Intervention  und  Prävention gegen  Rechtsextremismus  an  Schulen, 
www.demokratie-leben.de/fileadmin/content/PDF-DOC-XLS/Wissen/Rechtsextremismuspraevention_an_Schulen.pdf

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