Derzeit läuft eine Crowd Funding Kampagne, um neue Internetcafés für Flüchtlinge in Brandenburg zu eröffnen. Wer steckt dahinter, was ist die Idee und warum brauchen Flüchtlinge überhaupt Internetcafés, wenn sie doch Smartphones haben?
Von Laura Piotrowski
"Refugees Emancipation" ist ein selbstorganisiertes Flüchtlingsprojekt. Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen setzen sich dafür ein, dass Asylsuchenden sowohl fachlich als auch strukturell Zugang zu Computern und Internet erhalten. "Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern und die Geflüchteten aus der Isolation zu holen", erklärte dazu Gründer Chu Eben. Im Rahmen des Projekts betreibt der Verein Refugees Emancipation e.V. zur Zeit fünf Internetcafés in Gemeinschaftsunterkünften für AsylbewerberInnen. Außerdem unterhält Refugees Emancipation ein Internetcafé in seinen Büroräumlichkeiten in Potsdam. Die Nutzung ist immer kostenlos.
"Viele fragen, warum sollen Flüchtlinge Internetcafés haben, wenn es doch Smartphones gibt? Uns geht es darum, in den Cafés auch Räume zur Begegnung und zur Bildung zu schaffen. Offene Räume, die von den Asylsuchenden selbst verwaltet werden", so Eben weiter. Zu den Bildungsangeboten gehören beispielsweise Computer-, Radiotechnik- sowie Deutschkurse. Die Seminare werden von ehrenamtlichen UnterstützerInnen getragen, häufig sind das Studierende aus Potsdam oder Berlin.
Seit 14 Jahren aktiv um in den Heimen Internetzugang zu schaffen
Das Projekt gibt es seit mehr als 14 Jahren, in dieser Zeit wurden zahlreiche Internetcafés eröffnet und auch einige wieder geschlossen. Chu Eben erzählt, wie kritisch manche HeimbetreiberInnen auf das Angebot reagieren. "Sie wissen, dass Internet ein Sprachrohr sein kann, um sich gemeinsam gegen die schlechten Unterbringungsbedingungen zu engagieren. Für uns sind die Internetcafés auch Räume der politischen Bildung und des Austauschs. Gleichzeitig haben wir in den 14 Jahren, seitdem es uns gibt, keine einzige negative Erfahrung mit illegalen Downloads oder ähnlichem gemacht. " Zum Erfolgskonzept des Vereins gehört es, die Flüchtlinge selbst einzubeziehen. Soll ein neues Internetcafé gegründet werden, bildet sich zunächst ein Arbeitskreis. Verantwortliche für die Café-Betreuung werden gefunden und der nötige Raum bei der Heimleitung beantragt. In einer digitalisieren Gesellschaft dürfe Internet kein Luxus sein. Besonders für Flüchtlinge ist das Netz ein wesentliches Medium, um einerseits Kontakt mit Angehörigen zu halten, sich andererseits auch in der neuen Heimat zu orientieren. Chu Eben schätzt, dass pro Tag 3.000 Menschen durch die Internetcafés erreicht werden.
Der Verein würde sich eine stärkere politische Unterstützung wünschen und benötigt eine stabile Finanzierung. Auch deshalb haben die Verantwortlichen eine Crowd-Funding Kampagne ins Leben gerufen, bei der sie vom Chaos Computer Club oder auch dem Linux-Hotel unterstützt werden. Letzteres hat eine Verdopplung der Spenden zugesagt, sobald die 10.000€ Marke erreicht ist. Neben den Geldspenden, freut sich der Verein auch über Sachspenden in Form von Computern oder ehrenamtliche Mitarbeit. Gesucht werden auch Ehrenamtliche, die Computerkenntnisse an Flüchtlinge in den Kursen vermitteln wollen.