#cupgate: Der FC Bayern Basketball warb mit einer kopflosen Frau und dem Slogan "Wir mögen große Körbchen" unter ihren Brüsten. Dies ist die "entschärfe" Version nach Sexismus-Kritik, die um einen nackten Mann mit Tasse ergänzt wurde. Lustiger wird der sexistische Scherz dadurch auch nicht.
Screenshot Twitter, 29.03.2017

März 2017: Homo- und Transfeindlichkeit & Sexismus

+++ Homofeindlicher Angriff auf Mann in Tram +++ LGBTI-feindliche Angriffe in Berlin erreichen neuen Höchstwert +++ AfD-Politiker soll Immunität verlieren +++ Spahn-Aussage: Bringen Flüchtlinge wirklich mehr Homophobie nach Deutschland? +++ Interview mit Vorsitzender von „Pinkstinks!“ über sexistische Werbung +++ Sexismus-Eklat im Europa Parlament +++ Cybergewalt gegen Frauen nimmt zu +++ Wenn Männer Frauen die Welt erklären +++ Kritik an Berichterstattung zum Frauentag +++ Sexismusvorwürfe gegen den FC Bayern +++ Gegen den Geschlechterblödsinn +++ Das komplizierte G-Wort +++ Klett-Verlag mit Negativpreis für Sexismus ausgezeichnet +++ Interview: „Wir gehen längst andere Wege“ +++ Sookee: „In fünf Jahren gibt es bei uns offen schwule Rapper“ +++ Hinter der Grenze zweier Geschlechter +++

 

Zusammengestellt von Simon Raulf

 

Homo-und Transfeindlichkeit:

 

Homofeindlicher Angriff auf Mann in Tram

Ein 39-jähriger Mann ist am Samstagmorgen wegen seiner sexuellen Orientierung angegriffen und leicht verletzt worden. Zwei Männer und eine Frau hatten den Mann, der mit seinem Lebensgefährten in einer Tram in Berlin-Gesundbrunnen unterwegs war, angesprochen. Wie die Polizei mitteilte, wollten sie von ihm wissen, ob er schwul sei. Als der Mann das bejahte, beschimpfte das Trio ihn homofeindlich und schlug ihm in das Gesicht. Einer der Täter schlug dem Mann außerdem eine Flasche auf den Kopf. Dann flüchteten die drei Täter_innen. Der Mann erlitt Geschichtsverletzungen und klagte über Kopfschmerzen. Sein Lebensgefährte blieb unverletzt. Der Staatsschutz ermittelt.

 

LGBTI-feindliche Angriffe in Berlin erreichen neuen Höchstwert

ReachOut, die Berliner Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, zählte für das Jahr 2016 insgesamt 70 Gewalttaten gegen LGBTI. Dies stellt eine Zunahme von 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 43 Fällen dar, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Jahresstatistik. Zwischen 2008 und 2014 wurden in der Hauptstadt jeweils zwischen 9 und 44 Angriffe auf queere Menschen gezählt. Die LGBTI-feindlichen Angriffe geschehen meistens nachts, hauptsächlich in Kreuzberg, Neukölln, Mitte und Tiergarten – dort kam es 2016 zu jeweils zwischen 10 und 12 Gewalttaten. "Dabei handelt es sich um innerstädtische Bezirke, in denen es Treffpunkte und Partymöglichkeiten gibt und die Betroffenen davon ausgehen, dass sie sich frei bewegen können", heißt es dazu in einer Pressemitteilung von ReachOut.

 

AfD-Politiker soll Immunität verlieren

Wegen eines homofeindlichen Vorfalls während seiner Zeit in der Bundeswehr droht Uwe Junge, dem AfD-Fraktions- und Parteichef in Rheinland-Pfalz, nach einem Bericht des "Spiegel" ein Nachspiel. Der angebliche Vorfall mit der lesbischen Soldatin war nach Zeitungsberichten bereits im Januar bekannt geworden. Damals hatte der Jahresbericht des deutschen Wehrbeauftragten anonymisiert von einer Diskriminierung einer jungen Frau in der Bundeswehr durch Äußerungen ihres Vorgesetzten berichtet – dabei soll es sich um Junge handeln. In dem Dokument heißt es: "So sagte er zum Beispiel: 'Sie können ja sogar wie eine Frau aussehen' und 'Ehe und Familie sind in Artikel 6 Grundgesetz besonders geschützt: Mutter + Vater + Kinder; die Nation braucht deutsche Kinder'."

 

Sexismus:

 

Interview mit Vorsitzender von „Pinkstinks!“ über sexistische Werbung

Mit umstrittenen Produktnamen wie „Monsterbumserin“ oder „Dirty Bitch Yeah“ verkauft das Essener Mode-Unternehmen Naketano bunte Kapuzenpullover und hippe T-Shirts. Dagegen regt sich in den sozialen Medien Widerspruch. Ob solche Namen sexistisch sind, beantwortet Stevie Schmiedel, Vorsitzende der Protestorganisation "Pinkstinks!", und erklärt, wieso Sexismus in der Werbung funktioniert.

 

Sexismus-Eklat im Europa Parlament

Der libertär-konservative Politiker Janusz Ryszard Korwin-Mikke ist für seine skandalösen Auftritte im EU-Parlament bekannt. Nun kam es erneut zum Eklat. Während einer Debatte um die Angleichung der Gehälter von Männern und Frauen, fühlte Janusz Ryszard Korwin-Mikke sich genötigt, einige Dinge klarzustellen. Ausführlich mansplainte er seiner Vorrednerin Iratxe García Pérez, warum Frauen Männern unterlegen seien.

 

Cybergewalt gegen Frauen nimmt zu

Im Internet sind alle gleich – so heißt es. Tatsächlich werden Frauen, die sich aktiv und selbstbewusst im Netz äußern, sexistisch beschimpft und beleidigt. Sich zu wehren, ist mühsam und oftmals nicht erfolgreich. Zusammen mit Lutz Helm hat Karolin Schwarz im Februar 2016 das Internetprojekt Hoaxmap gegründet, auf dem sie Gerüchte und Falschbehauptungen über Flüchtlinge widerlegt. Seitdem bekommt sie Hassmails mit sexualisierten Beleidigungen bis hin zu Vergewaltigungsdrohungen.

   

Wenn Männer Frauen die Welt erklären

Der große Erklärer. Der begabte Erzähler. Der Allwissende. Der Mann. Ein schlaues Wesen, nie darum verlegen, andere an seiner Klugheit teilhaben zu lassen. Seit einiger Zeit gibt es ein Wort für diesen scheinbar großartigen Charakterzug, anderen - vornehmlich Frauen - die Welt zu erklären: Mansplaining. Das kommt von "Man" (Mann) und "explaining" (erklären). Die feministische amerikanische Denkerin Rebecca Solnit hat den Begriff geprägt.

 

Kritik an Berichterstattung zum Frauentag

Warum gibt es so gut wie keine Berichte von dem Abend, an dem deutschlandweit Tausende für die Rechte von Frauen protestiert haben? Der Internationale Frauentag gilt vielen als eine Art „Pflichtveranstaltung“. Entstanden ist er Anfang des 20. Jahrhunderts – als Frauen noch dafür kämpfen mussten, überhaupt wählen zu dürfen. Heute beschleicht einen oft der Verdacht, der 8. März werde mit einem zweiten Muttertag verwechselt. Männer wünschen Frauen „Alles Gute zum Frauentag“, der Chef verteilt Blumen an die Kolleginnen im Büro – quasi eine Perversion dieses Tages an sich. Medien bringen vorab ihre Standardartikel und damit ist das Programm abgehakt.

 

Sexismusvorwürfe gegen den FC Bayern

Mit einem ungewöhnlichen Plakat macht das Basketball-Team des FC Bayern München Werbung für sein Eurocup-Spiel gegen Unicaja Malaga. Damit schießt die Marketing-Abteilung des Klubs ein Eigentor. Auf dem Poster ist der Oberkörper einer Frau zu sehen. Sie trägt ein bauchfreies Bayern-Trikot und hält eine Kaffeetasse mit dem Logo eines Sponsors in der Hand, ihr Kopf hat es allerdings nicht mit auf das Plakat geschafft. Stattdessen steht ein anderes Körperteil im Mittelpunkt. "We like big cups and we love big games", steht darunter. Zu Deutsch: "Wir mögen große Tassen und lieben große Spiele." Aber eben auch: "Wir mögen große Körbchen und lieben große Spiele."

 

Gender:

 

Gegen den Geschlechterblödsinn

Bratwürste, Kugelschreiber, Mineralwasser und Zahnbürsten speziell für Männer und Frauen sind zugegebenermaßen so lustig wie Mario Barth, nämlich überhaupt nicht, aber sind sie wirklich schlimm? Viele meinen, da könnten wir doch ironisch zwinkernd drüberstehen. Ist doch witzig gemeint! Im Beitrag von Antje Schrupp erkärt sie die Mechanismen des Gender-Marketings.

 

Das komplizierte G-Wort

Der Antifeminismus hat sich in den vergangenen Jahren zu einem programmatischen Schwerpunkt der Neuen Rechten entwickelt. AfD, Pegida und die Talkshow-Dauerbesucherin Birgit Kelle machen Front gegen „Gender-Ideologie“, gegen „Genderismus“ oder gleich gegen: „Gender-Gaga“. Das komplizierte G-Wort eignet sich bestens für populistische Polemik.

 

Klett-Verlag mit Negativpreis für Sexismus ausgezeichnet

Mit seinen "Geschichten zum Lesenlernen" hat der Verlag Klett Lerntraining viele Eltern erzürnt. Die blaue Variante des Buchs "Geschichten für Jungs zum Lesenlernen" handelt von coolen Polizisten, Piraten und Kosmonauten - die pinke Ausgabe für Mädchen hingegen von Prinzessinnen und Pferden. Nun hat der Klett-Verlag dafür den Negativpreis "Goldener Zaunpfahl" in Berlin bekommen. Der Negativpreis kürt das Produkt oder die Werbung, die am schlimmsten mit Geschlechterklischees spielt. Dahinter steckt "Gender Marketing", das Tee, Süßigkeiten, Stifte, Gummistiefel und Sehtests jeweils speziell für Jungen und Mädchen verkauft.

 

Interview: „Wir gehen längst andere Wege“

Vater, Mutter, Kind. Eine traditionelle Rollenverteilung ist für Rechte und „besorgte Eltern“ die „Normalfamilie“. Die ist allerdings überholt, sagt Historikerin Gisela Notz im Interview mit der taz. Dabei stellt sie den historischen Kontext der Debatte in den Vordergrund.

 

Sookee: „In fünf Jahren gibt es bei uns offen schwule Rapper“

Als Sookee im Jahr 2006 ihr erstes Album veröffentlichte, waren die Musiker des deutschen Gangsta-Rap-Labels Aggro Berlin auf ihrem kommerziellen und künstlerischen Höhepunkt. Sido, Bushido, Fler und Konsorten spielten die harten Mackertypen aus der Berliner Unterwelt, für die Frauen (außer Mutti natürlich!) nur "Bitches" und die Gegner nur "Schwuchteln" waren. Nicht gerade die beste Zeit für die feministische Berlinerin, mit Rap zu beginnen.

 

Hinter der Grenze zweier Geschlechter

Lann Hornscheidt hatte eine Professur für Linguistik und Gender Studies an der Humboldt-Universität zu Berlin. Lann Hornscheidt möchte nicht mehr als Frau, aber auch nicht als Mann angesprochen werden. Ein Gespräch über Sprache und Identität.

 

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