Wer ist Landolf Ladig?
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Landolf Ladig: Wird Björn Höcke von der NPD erpresst?

Zeitgleich behaupten zwei Personen unter dem Pseudonym Landolf Ladig für NPD-Magazine geschrieben zu haben. Doch das ist eher unwahrscheinlich. Plausibler ist, dass Björn Höcke diese rechtsextremen Texte verfasst hat, was bei einer Bestätigung einen Parteiausschluss zur Folge hätte. Doch bis dahin wäre er durch die NPD erpressbar.

 

Von Kira Ayyadi

 

Der Vorwurf steht seit längerem im Raum: Björn Höcke soll vor seiner AfD-Mitgliedschaft in rechtsextremen Magazinen die NPD gelobt und die NS-Zeit verherrlicht haben. Nun meldeten sich gleich zwei andere Herr Hs. und behaupten, sie hätten unter dem Pseudonym Landolf Ladig die Texte verfasst.

 

 

Landolf Ladig-Texte in “Volk in Bewegung” und “Eichsfeld-Stimme”

Veröffentlicht wurden die Landolf Ladig-Texte zwischen 2011 und 2013 in den Magazinen “Volk in Bewegung” und “Eichsfeld-Stimme”.  Diese Zeitschriften wurden von dem militanten Neonazi Thorsten Heise herausgebracht, der heute Thüringer NPD-Landeschef und stellvertretenden NPD-Bundesvorsitzender ist.

 

Der Soziologe Andreas Kempers hat auf seinem Blog schon 2015 die Ladig-Texte analysiert und ist überzeugt, dass Björn Höcke hinter dem Pseudonym steckt.

 

Höcke bezeichnet Heise als seinen Nachbarn

Für die Theorie, dass Höcke unter dem Pseudonym Landolf Ladig Texte geschrieben hat, die unter anderem dafür plädieren, die NS-Wirtschaft auf rassenbiologischer Grundlage wieder einzuführen, spricht, neben der Textanalyse, auch die regionale Nähe zum Herausgeber Heise. Der NPD-Mann wohnt in einem Nachbarort von Höcke, die beiden haben jeweils Kinder in gemeinsamen Kitas und Schulen.

 

Heise hat zwar mehrmals aktiv bestritten, dass Höcke Ladig sei, doch sollte sich dieser Vorwurf dennoch bestätigen, wäre die politische Karriere Höckes (zumindest in der AfD) und auch seine berufliche Laufbahn als Lehrer beendet.

 

Am Samstag, den 10. Juni 2017, wurde nun von verschiedener Seiten behauptet, Höcke sei nicht Ladig und es wurden gleich zwei Personen präsentiert, die vermeintlich die wahren Autoren der Ladig-Texte seien.

 

Thorsten Heise präsentiert den Reichsbürger Rigolf Hennig als Landolf Ladig

“Der einzige der weiß, wer Landolf Ladig ist, bin ich”, behauptet Thorsten Heise in einem Facebook-Video vom Samstag, 10. Juni 2017. Er präsentiert den wegen Volksverhetzung verurteilten Reichsbürger und NPD-Mann Rigolf Hennig (82) als den wahren Landolf Ladig.

 

Hennig schreibt unter seinem Klarnamen für “Volk in Bewegung”

Andreas Kempe bezweifelt dies stark. Auf seinem Blog schreibt er:

“Rigolf Hennig klingt vom Namen etwas wie Landolf Ladig, schreibt in der ‘Volk in Bewegung’ und ist rechtsextrem. Das wären dann aber auch schon die Überschneidungen mit den Texten von Landolf Ladig. Ladig schreibt über Postwachstumsökonomie, Peak Oil, über Themen, die bei Hennig nicht vorkommen, entsprechend schreibt Ladig nicht reichsbürgerlich.”

 

Höcke-Ladig-Verbindung wird nicht geklärt

Mehrere Indizien passen nicht in die Version von Heise oder lassen zumindest Fragen offen: Warum basiert der erste Ladig-Text auf einen Leserbrief von Björn Höcke? Warum handelt der dritte Text von dem 300-Seelen-Dorf, in dem Björn Höcke lebt? Und warum finden sich Übernahmen von Ladig-Passagen in späteren Höcke-Reden bzw. Passagen. Alles Zufall? Wohl eher nicht. Kemper nennt die NPD-Geschichte “extrem fadenscheinig”.

 

Sollte es stimmen, dass Höcke unter dem Pseudonym Landolf Ladig rechtsextreme Texte geschrieben hat, wäre Höcke abhängig von der Gunst Thorsten Heises. Schließlich hätte der NPD-Mann dann die Macht, Höckes Karriere zu beenden. Das würde bedeuten, dass Höcke von der NPD erpressbar wäre.

 

Herr H. aus der “FAZ”

Nun  ist es jedoch so, dass beinahe zeitgleich in einem “FAZ”-Artikel aus der Samstagsausgabe, vom 10. Juni 2017, ein weiterer wahrer Landolf Ladig präsentiert wird und auch dieser ist nicht Höcke. Allerdings wird der wahre Name des vermeintlichen Autors in dem “FAZ”-Text nicht genannt. Er heißt hier schlicht Herr H..

 

Auch in dieser Geschichte werden Indizien für die Höcke-Ladig-Verbindung weder widerlegt noch aufgegriffen. Und auch diese Version strotzt nur so vor Ungereimtheiten. Da wäre beispielsweise die Behauptung von Herrn H., dass dieser sich in seiner Ehre gekränkt sah, als der Verdacht aufkam, Höcke sei Ladig. Doch wie passt es dann zusammen, dass trotz der vermeintlichen ablehnenden Haltung  gegenüber Höcke, Herr H. sich in seinem ersten Ladig-Text auf eben jenen jetzigen AfD-Mann bezieht? Gar nicht.

 

Andreas Kemper vermutet, dass ein alter Freund und ebenfalls AfD-Mitglied hinter Herrn H. steckt. Dass Herr H. der alleinige Autor der Texte ist, hält Kemper für sehr unwahrscheinlich. Angenommen, Höcke sei Ladig, wäre Herr Hs. Vorstoß dann als Versuch zu deuten, Höcke aus der potentiellen Erpressbarkeit durch Heise zu befreien.

 

“Keiner von beiden ist Ladig”

“Beide Versionen sind nicht glaubwürdig”, so Kempers Fazit gegenüber Belltower.News. “Erstens erklären beide nicht, warum so viele Indizien auf Höcke hinweisen. Zweitens würde es keinen Sinn machen, dass ein Herr H. behauptet, er sei Ladig, wenn doch Rigolf Hennig Ladig sei - warum sollte sich jemand freiwillig derart belasten. Umgekehrt: Wenn Herr H. Ladig sein sollte, warum sollte dann Heise einen falschen Ladig präsentieren? Beide Annahmen machen also keinen Sinn. Keiner von beiden ist Ladig.”

 

Eine genauere Analyse finden Sie auf dem Blog von Andreas Kemper.

 

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