Aggressives Verhalten der Neonazis beim Aufmarsch in Hamm
Michael SvG

Hamm: "Die Rechte" demonstriert erfolglos für "deutsche Interessen"

Hamm am 21. Juli 2013: Rund 120 Neonazis, größtenteils aus dem Raum Nordrhein-Westfalen, versammelten sich an diesem Tag in der westfälischen Stadt. Sie folgten dem Aufruf der neu gegründeten Partei "Die Rechte", die die Demonstration nach eigenen Angaben zum Anlass nahm um "konsequent für deutsche Interessen und für die Wahrung deutscher Identität" einzutreten.

Von Olga Wendtke

"Hier ist Deutschland, hier ist Hamm, hier ist die Rechte". Mit diesen Worten eröffnete Sascha Krolzig, Anmelder der Demonstration und Vorsitzender der Partei "Die Rechte" des Kreisverbandes Hamm, die Versammlung. Nach der obligatorischen Verlesung der Auflagen seitens des Versammlungsleiters übernahm ein Vertreter des Kreisverbandes "Die Rechte" in Hamm das Mikrofon.

Der Demonstrationszug, der sich in der Nähe des Bahnhofs formierte, zog kurz darauf Richtung Rathaus. Mit ihrer menschenverachtenden Ideologie hielten die Neonazis dabei nicht hinterm Berg. Mit Parolen wie "Kriminelle Ausländer raus - und der Rest auch" oder "Alles für Volk, Rasse und Nation" zeigte sich das rassistische und antisemitische Weltbild der Akteurinnen und Akteure der neonazistischen Szene. Schon in dem Aufruf, der für die Demonstration werben sollte, wurde sichtbar, was sich hinter dem Demonstrationsmotto "Konsequent für deutsche Interessen" versteckt. Hinter diesen "Interessen" stehe nämlich auch eine "deutsche Identität" und diese könne nur bestehen, so die Verfasserinnen und Verfasser des Aufrufs, wenn die "Deutschen auch biologisch als Volk erhalten bleiben [würden]." Sie wenden sich daher gegen die "Überfremdung" von Deutschland. Menschen, die somit in Deutschland als "fremd" wahr genommen werden, deren Eltern in einem anderen Land geboren wurden oder einfach nur ein Kopftuch tragen, werden somit als "nicht- deutsch" eingeordnet, ausgegrenzt und diskriminiert.

Gegen "Inklusion, Gender Mainstreaming und Integration"

Kein seltenes Bild: Die Arbeit von Journalist*innen wird massiv behindert, die Polizei guckt leider nur zuWährend der zwei Kundgebungen, die auf der Demonstrationsroute eingelegt wurden, ergriffen verschiedene Protagonistinnen und Protagonisten der Neonazi-Szene das Wort. Ein Vertreter der Partei "Die Rechte", der vor der "schleichenden Rassenvermischung" warnte und die Abschiebung von "kriminellen Ausländern" forderte, äußerte in einigen selbst formulierten Thesen, welche Ausmaße diese "Überfremdung" schon auf die "deutschen" Kinder in den Schulen habe: Es wäre nämlich jetzt schon soweit mit der "Deutschendfeindlichkeit" an den Schulen der Bundesrepublik, dass deutsche Kinder systematisch ausgegrenzt und sogar nicht mehr im Sportunterricht in Gruppen gewählt werden würden. Mit Rednern wie Christian Worch, Bundesvorsitzender der Partei "Die Rechte" und Ursula Haverbeck, die mit ihrem 85 Jahren in Neonazi- Kreisen als "große Dame des deutschen Revisionismus" gilt, versuchten die Veranstalter, im Vorfeld ihrer Demonstration zu werben. Haverbeck, die Gründerin des Collegium Humanum in Vlotoho ist und schon mehrmals wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, hetzte in ihrer Rede gegen "Inklusion, Gender Mainstreaming und Integration". Die Werbung mit diesen Personen nütze jedoch nicht viel: Anstatt der erwarteten 250 Personen fanden nur etwa 120 Neonazis den Weg nach Hamm.

"Wir putzen unsere Stiefel mit dem Blut der Antifa"

Die Stimmung der Neonazis wurde während der Demonstration immer aggressiver. An mehreren Stellen versuchten gerade die vorderen Reihen zu Neonazi- Gegnerinnen und Gegnern vorzudrängen, die an der Demonstrationsroute protestierten. Parolen wie "Linkes Gezeter -9mm" oder "Wir putzen unsere Stiefel mit dem Blut der Antifa" verbalisierten dabei die Gewaltverherrlichung, die seitens der Neonazis an den Tag gelegt wurde. Im besonderen Aufmerksamkeitsfokus der Neonazis standen die während der Demonstration anwesenden Fotografinnen und Fotografen sowie Presseverteterinnen und Pressevertreter, die verbal beschimpft wurden und durch körperliches Bedrängen eingeschüchtert werden sollten. Die anwesenden Polizistinnen und Polizisten wollten das Rechte auf Pressefreiheit an diesem Tag anscheinend nicht durchsetzen, da ihr Verhalten eher durch Gleichgültigkeit gegenüber dieser Bedrohung gekennzeichnet war. Auch die menschenverachtenden Parolen, die in der Vergangenheit anwesende Beamte zum Anhalten der Demonstration bewegten, schienen am Samstag kein Grund zum Eingreifen seitens der Polizei zu liefern.

Die Polizei geht massiv gegen Gegendemonstrant*innen vor

Die Polizei geht massiv gegen Gegendemonstrant*innen vor (Foto: Michael SvG)

Erfolgreicher Protest in Hör- und Sichtweite

Die Bevölkerung der Stadt Hamm war wenig begeistert von dem Aufzug, der da durch ihre Stadt lief. Immer wieder machten Anwohnerinnen und Anwohner ihren Unmut gegenüber der neonazistischen Szene deutlich. Auch engagierte Antifaschistinnen und Antifaschisten sowie Neonazi- Gegnerinnen und Gegner leisteten an diesem Samstag eine Menge: Mehrmals versammelten sich diese an der Neonazi-Route um mit Transparenten und lauten Sprech- Chören gegen die Demonstration zu protestieren. Das haekelclub-Bündnis der Stadt Hamm hatte im Vorfeld zu Protesten aufgerufen. Neben einer Vorabbenddemonstration veranstalteten die Organisatorinnen und Organisatoren auch eine Demo am Samstagmorgen um auf die Neonazi- Problematik der Stadt Hamm hinzuweisen, die offensichtlich auch nach dem Verbot der "Kameradschaft Hamm" im September 2012 besteht.

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