Auch Teilnehmer aus Dresden hatten sich auf den weiten Weg zur HoGeSa-Demonstration nach Köln am 26.Oktober 2014 gemacht. Seit diesem Paukenschlag ist es um HoGeSa (zum Glück) wieder ruhiger geworden.
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HoGeSa quo vadis?

Um die Hooligans gegen Salafisten ist es ruhiger geworden. Mehrfach kündigten sie Demonstrationen an und sagten sie dann wieder ab. Am Wochenende unterstützten sie eine Aufmarsch von Neonazis in Dortmund, der unter dem Motto "Wir sind das Volk" provokativ am gleichen Tag wie eine Gedenkdemonstration anlässlich des 10. Todestag eines Todesopfers rechter Gewalt in Dortmund, angekündigt wurde. Am Abend fand vor dem Westfalen Stadion dann ein Konzert mit dem Rechtsrocker "Lunikoff" statt. Zu Ausschreitungen wie in Köln kam es nicht. Bleibt die Frage: HoGeSa, quo vadis?
 
Von Lina Morgenstern
 
Bei einer Neonazi-Demonstration am Wochenende waren wieder Anhänger_innen der Hooligans gegen Salafisten (HoGeSa) zu sehen. Sie unterstützten den Marsch, der von der Partei Die Rechte angemeldet wurde. Am Abend fand vor dem Westfalen-Stadion des BVB ein Rechtsrockkonzert mit "Lunikoff" statt, ein Transparent auf der Bühne forderte die Aufhebung des Verbots vom Nationalen Widerstand Dortmund (NWDO). Das hatten im August 2012 auch schon rechtsradikale Fans der Borussen mit einem Transparent beim Heimspiel gegen Werder Bremen verlangt.

Vor gut einem halben Jahr hatte HoGeSa in Dortmund mit 300 Teilnehmenden selbst demonstriert. Am Samstag waren wieder einige Anhänger_innen unter den 500 Rechtsextremen zu sehen, es war aber keine originäre HoGeSa-Veranstaltung. Die Demonstration der Neonazis fand an einem Jahrestag statt: Vor genau zehn Jahren hatte ein Dortmunder Rechtsextremist den Punker Thomas Schulz in einer U-Bahn-Station erstochen. Die Polizei bewertete die Demonstrationsanmeldung der Rechten als "Provokation" und versuchte den Aufmarsch im Vorfeld zu verbieten. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hob das Verbot jedoch auf. In Dortmund demonstrierten schließlich 2000 Menschen gegen den rechtsextremen Aufmarsch und in Gedenken an den Ermordeten.

Auf der Tagesordnung bleibt HoGeSa indessen in der Justiz. Nach der Eskalation der HoGeSa-Demonstration in Köln wurde nun das zweite Gerichtsurteil verkündet. Ein 38jähriger aus dem Ruhrgebiet, der mehrfach vorbestraft ist, hatte eine Glasflasche in eine Menschenmenge geworfen und wurde dafür nun zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Ein weiterer Angeklagter war nicht vor Gericht erschienen, sodass ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt wurde. Er soll in Köln eine Glasflasche auf eine Polizistin geworfen haben, diese konnte sich wegducken und wurde nicht verletzt.

HoGeSa führte seit Hannover (2014) keine eigene Demonstration mehr durch

Um HoGeSa selbst ist es ruhig geworden. Die Gruppe kündigte wiederholt Demonstrationen an und sagte sie dann wieder ab. Sie scheinen Ende Oktober letzten Jahres in Köln ihren endgültigen Höhepunkt erreicht zu haben. Damals hatten sich bis zu 4800 Menschen zu einer Demonstration "gegen Salafisten" getroffen, diese war schließlich außer Kontrolle geraten. Seitdem sind die staatlichen Behörden vorgewarnt und schon bei der Nachfolgedemonstration im November in Hannover wurde nur eine Kundgebung genehmigt, die schließlich auf einem umzäunten Platz und unter massiver Polizeibeobachtung stattfinden musste. Hier fanden sich nur noch 3000 Menschen ein, viele verließen den Kundgebungsplatz vorzeitig.

Im Januar endete dann ein Benefizkonzert für HoGeSa mit der in der rechten Szene beliebten Band Kategorie C bevor es angefangen hatte. Das Konzert war konspirativ organisiert wurden, auftreten sollten außerdem der Sänger der Rechtsrock-Band "F.i.e.L." ("Fremde im eigenen Land") sowie das aus dem gleichen Spektrum stammende Liedermacher-Duo "A3stus". Wie Blick-nach-Rechts (BNR) weiter berichtete, untersagte der Pächter der Konzerthalle "Medienbunker" im Duisburger Stadtteil Marxloh, wo das Konzert stattfinden sollte, am Abend die Nutzung seiner Räume. Die Halle sei unter falschem Vorwand angemietet wurden. Unter den Augen der alarmierten Polizei mussten 200 Konzertbesucher_innen wieder gehen, nachdem sie je 22 Euro Eintritt gezahlt und den Soundcheck gehört hatten. Ein Teil der Abziehenden grölte dabei die Parole "Nationaler Sozialismus jetzt!" BNR zitiert einen der Organisatoren, der erklärt, dass er keine direkte Auszahlung des Eintrittspreises hätte leisten können, "da unsere Mitglieder der Orga ja mit der Kasse schon über alle Berge waren!"

Auch HoGeSa-Abspaltung nicht von Erfolg gekrönt

Aufgrund inhaltlicher Querelen und unter dem Vorwurf finanzieller Veruntreuungen hatte sich im Januar die neue Gruppe "Gemeinsam Stark Deutschland e.V." (GSD) von HoGeSa abgespalten, die Anfang Februar in Ludwigshafen ihre erste Demonstration abhielt. Auch hier wurde nur eine Kundgebung genehmigt, zu der schließlich nicht mehr als 400 Teilnehmende kamen. GSD versteht sich als "Weiterentwicklung von ‚HoGeSa‘ und ‚Pegida‘", hetzt gegen "links-rot-grün versiffte Gutmenschen" und beruft sich offen auf den Neonazi-Slogan "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen". Im Vorstand von GSD ist Sven H., ein ehemals führendes HoGeSa-Mitglied (mehr dazu auf Blick nach Rechts). Nachdem eine geplante Demonstration am Ostermontag in Erfurt wieder abgesagt wurde, mobilisiert GSD am 02. Mai nach Erfurt, inklusive "Livemusik und Demo-Zug" will man hier "Hand in Hand für unsere Kinder, unser Land" demonstrieren. Da der Termin schon zweimal verschoben wurde und am 1. Mai auch die NPD eine große Demonstration in Erfurt ankündigt, bleibt abzuwarten, ob die Hooligans wirklich marschieren werden.

HoGeSa nur noch als Trittbrettfahrer unterwegs

Zuletzt traten originäre HoGeSa-Anhänger_innen in Wuppertal bei einer Pegida-Demonstration auf. Sie hatten in die Stadt mobilisiert, um gemeinsam gegen eine Demonstration von Salafisten vorzugehen. Nach knapp einer Stunde sprengten die Hooligans jedoch die Pegida-Veranstaltung, noch während Lutz Bachmann aus Dresden sprach. Es hatte doch überrascht, dass HoGeSa überhaupt zur Pegida-Demonstration aufrief, da sie sich auf ihrer eigenen Website Hogesa.info mit einer ausgeklügelten Verschwörungstheorie gegen die rassistische und islamfeindliche Bewegung aus Dresden klar abgrenzen.

Da jedoch eigene Demonstrationsversuche immer wieder scheitern, fehlt HoGeSa mittlerweile die Öffentlichkeit. Die selbst ernannte "Volks"-Bewegung fungiert nun als Trittbrettfahrerin und schloss sich mehrfach Demonstrationen der *GIDA-Bewegungen oder anderen Aufrufen an. Eigene Veranstaltungen wurden teils abgesagt, teils verboten wie ein geplanter Aufmarsch am 18. Januar in Essen. Die Schuld dafür suchen die Organisator_innen immer wieder im Diktat des "Lügenstaats", in den Mutmaßungen der "Lügenpresse" über ihre rechtsextremen Verbindungen und Ideen, aber auch im Erfolg der Pegida-Bewegung aus Dresden. Diese Demonstrationsform, die sich wesentlich bürgernäher gibt und auch anschlussfähig für demokratische Parteien ist, zeigt sich in der Tat erfolgreicher.

Probleme mit den rechten Hooligans manifestieren sich in den Fußballstadien

Es bleibt die Frage, was aus HoGeSa selbst wird. Der Leiter der Koordinationsstelle der Fanprojekte Michael Gabriel erklärte im Hamburger Abendblatt, dass besonders der Fußball die Entwicklung um HoGeSa nicht ignorieren dürfe, "weil sich die Politisierung der Hooligans an einigen Fußballstandorten wie Aachen, Dortmund, Duisburg oder Düsseldorf schon länger angekündigt hatte. Dort wurden die jungen anti-rassistisch engagierten Ultras von den alten Hooligans angegriffen". Bekannterweise sind die Aachen Ultras ACU bis jetzt nicht wieder in die Fußballstadien zurückgekehrt, obwohl sich beim Verein mittlerweile etwas tut. Auch wenn es die Hooligans nicht mehr schaffen, eine dauerhafte und gemeinsame politische Meinungsäußerung auf die Straße zu tragen, so sind sie doch in den Fankurven gestärkt wurden und haben ihrer Rückkehr Nachdruck verliehen. Das Problem bleibt so bestehen und verzweigt sich nur zurück in die Stadien. An einigen Standorten wird HoGeSa so noch lange Thema bleiben – egal ob erfolgreich demonstriert werden kann oder nicht.

 

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