12.12 - 18.12.2013

Bezirksklasse: Spieler werfen ihrem Trainer Rassismus vor+++Italien: Watford bricht Spiel wegen Rassismus ab+++Ex-Schiri aus Schwedt wegen Volksverhetzung verurteilt+++AS Roma: Zuschauerausschluss wegen rassistischer Beleidigungen+++Koran bei Spiel zerrissen: Zwei  Boro-Fans vorläufig ausgeschlossen+++Vor Gericht wegen Dokumentation von Hakenkreuztattoo: Interview mit Roter Stern Leipzig+++Buchrezension: "Tatort Fankurve"+++BVB fördert Jugendprojekt gegen Rechts+++Engagement gegen Rassismus: Gerald Asamoah besucht Schule+++Zesh Rehman: Rassismus entsteht aus Unkenntnis+++Nachbetrachtungen zur zurückgezogenen Ehrung der "Saarlandbrigade".

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von Fussball-gegen-nazis.de

Bezirksklasse: Spieler werfen ihrem Trainer Rassismus vor

Ein Großteil der Mannschaft des FV Budenheim (Rheinland-Pfalz) hat ihrem Trainer vorgeworfen, die Aufstellung nach rassistischen Gesichtspunkten vorzunehmen. In einem an die Allgemeine Zeitung adressierten Brief übt der Spieler Elyas Duranoglu- mit Rückendeckung der Mannschaft- scharfe Kritik an Coach Uwe Amberger. Der Trainer habe Teamkollegen gegenüber geäußert, dass er Spieler wegen ihres Migrationshintergrundes ausschließe. Amberger weist die Vorwürfe zurück, der Vorstand steht ihm zur Seite. Allerdings haben bereits 6 Spieler den Verein verlassen, weitere 5 haben diesen Schritt angekündigt. Vier weitere Fußballer wollen zwar im Verein bleiben, aber nicht mehr unter Amberger spielen. (fupa.net, allgemeine-zeitung.de)

Italien: Watford bricht Spiel wegen Rassismus ab

Die U19-Mannschaft des FC Watford hat bei einem Turnier in Italien während des Spiels gegen Latina den Platz verlassen, weil rassistische Schimpfwörter fielen. Trainer David Hughes holte seine Spieler 20 Minuten nach der Pause vom Platz, der Verein sucht nun das Gespräch mit dem Veranstalter des nach Papst Johannes Paul II. benannten Jugendturniers. (spox.com, goal.com)

Ex-Schiri aus Schwedt wegen Volksverhetzung verurteilt

Ein ehemaliger Schiedsrichter, der mittlerweile für die NPD im Kreisvorstand Barnim- Uckermark sitzt, ist wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 800 Euro verurteilt worden. Das Gericht begründete den geringen Strafsatz damit, dass der Verurteilte bereits durch seinen Ausschluss aus Verband und Verein zusätzlich bestraft sei. Noch dazu sei der Angeklagte ein Ersttäter. Der ehemalige Schiedsrichter  hatte ein Lied der als kriminellen Vereinigung eingestuften und verbotenen Band "Landser" auf Facebook verlinkt und mit "Gefällt mir" markiert. Der NPD-Funktionär soll sich zwar wiederholt für seine Wiederaufnahme in den Spielbetrieb eingesetzt haben, dieses sei aber abgelehnt worden, da sich der nun Verurteilte weigerte, sich von rechtem Gedankengut zu distanzieren. (rbb-online.de, endstation-rechts.de)

AS Roma: Zuschauerausschluss wegen rassistischer Beleidigungen

Die AS Roma ist von der italienischen Sportsgerichtbarkeit wegen rassistischer Gesänge während des Auswärtsspiels beim AC Milan mit einem Zuschauerteilausschluss für die kommenden zwei Spieltage belegt worden. Der Spiegel berichtet, dass Roma-Fans den Milan-Spieler Mario Balotelli rassistisch beschimpft hätten. (spiegel.de) Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" berichtet von "Affenlauten" gegen Balotelli und schreibt außerdem, die Anhänger des italienischen Hauptstadtvereins hätten in Sprechchören den AC Milan als "Mannschaft von  Schwarzen" ("rossoneri, squadra di neri") beleidigt. (repubblica.it, Italienisch!)  Der Web-Blog altravita.com mutmaßt  allerdings auf seiner Facebook-Seite, dass dieser Gesang mit der Beleidung Milans als "Polizistenmannschaft" ("rossoneri , carabinieri") verwechselt worden sein könnte, denn beides klingt sehr ähnlich und reimt sich auf den Spitznamen der Mailänder Mannschaft ("Rossoneri"). Dass Letzteres gesungen wurde, wird durch den Video-Mitschnitt einer Spielszene belegt. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass die rassistischen Beleidigungen ebenfalls gefallen sein könnten. (facebook.com/altravitacom)

Koran bei Spiel zerrissen: Zwei Boro-Fans vorläufig ausgeschlossen

Zwei Fans des englischen Zweitligisten Middlesbrough FC stehen unter dem Verdacht, während der Auswärtspartie bei Birmingham City Kopien des Korans zerrissen zu haben. Sie wurden mit vorläufigen Stadionverboten belegt, bis die polizeilichen Ermittlungen gegen sie abgeschlossen sind. Dass eine "Minderheit" des Boro-Anhangs durch das Zerstören von Koran-Kopien die Fans von Birmingham provozieren wollte, ist laut Polizei und anderen Boro-Fans unstrittig, bei den Ermittlungen geht es jetzt noch darum, die Identität der Beteiligten festzustellen. Die Polizei beschreibt den Vorfall als "Hass-Verbrechen". (gazettelive.co.uk,  Englisch!) Als direkte Reaktion auf den Zwischenfall planen Boro-Fans eine antirassistische Demonstration vor dem nächsten Heimspiel gegen Brighton and Hove Albion. Die Verantwortlichen des Vereins reagieren ebenfalls auf allen Ebenen – so wird beispielsweise das Maskottchen von Boro mit einer Fahne der antirassistischen Initiative "Kick It Out!" aufs Feld laufen und die Mannschaft "Kick It Out!"- Shirts tragen. (gazettelive.co.uk, Englisch!)

Vor Gericht wegen Dokumentation von Hakenkreuztattoo: Interview mit Roter Stern Leipzig

Nachdem sich ein Betreuer von Roter Stern Leipzig wegen des Fotografierens eines Hakenkreuztattoos vor Gericht verantworten muss, äußert sich der Pressereferent des Vereins, Conrad Lippert, in einem Interview mit der Jungen Welt zu dem Vorfall und zum Rechtsextremismus-Problem im sächsischen Fußball im Allgemeinen. Der Verband sei für das Thema nicht ausreichend sensibilisiert, so Lippert: "Statt die abzustrafen, die die Dinge beim Namen nennen, sollte man sich mit dem eigentlichen Problem beschäftigen: Neonazis beim Fußball." (jungewelt.de)

Buchrezension: "Tatort Fankurve"

In der Jungen Welt bespricht Florian Osuch das kürzlich erschienene Buch "Tatort Fankurve" von Klaus Blume, welches sich mit Fußball, Gewalt und Rechtsextremismus befasst.  Osuch lobt zwar Blumes Hinweis, dass rechte Fans nicht ausschließlich und in erster Linie in Ostdeutschland zu Hause seien, kritisiert aber auch Übertreibungen und Generalisierungen. Wenn Blume etwa schriebe,  Hooligans würden  "prestigeträchtige Söldnerdienste " für  "rechtsradikale Parteien und deren Kameradschaften"  übernehmen, dann träfe dies nur für einige Regionen zu und sei mitnichten verallgemei­nerbar. (jungewelt.de)

BVB fördert Jugendprojekt gegen Rechts

Die Stiftung von Borussia Dortmund  "leuchte auf " intensiviert ihr Engagement gegen Rechtsextremismus und  fördert deshalb  das Präventionsprojekt  "90 Minuten gegen Rechts " der DGB-Jugend Dortmund-Hellweg. Schüler_Innen sollen durch das Projekt für rechte Codes sensibilisiert werden und lernen, argumentativ gegen rechtsextreme Parolen vorzugehen. "Durch die Unterstützung des BVB wird im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres unter anderem eine Koordinationsstelle für das Projekt geschaffen, das Jugendliche schwerpunktmäßig im Umgang mit den unterschiedlichsten Erscheinungsformen rechten Gedankenguts schult", berichtet Stiftungs-Vorstand Carsten Cramer. (lokalkompass.de)

Engagement gegen Rassismus: Gerald Asamoah besucht Schule

Gerald Asamoah hat die Rosa-Parks-Gesamtschule in Herten besucht, um mit den Schülern über seine Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland und speziell im Fußball zu sprechen.  Der Ex-Nationalspieler zeigte sich dabei beeindruckt vom Engagement der Schüler_Innen. (derwesten.de)

Zesh Rehman: Rassismus entsteht aus Unkenntnis

Zesh Rehman war der erste  Asiate mit britischer Staatsangehörigkeit der in der Premier League spielte. Nun äußert er sich in einem Interview  auf fifa.com zu seinen Rassismus-Erlebnissen. Rehman wurde bereits als kleiner Junge auf dem Fußballplatz rassistisch beschimpft, glaubt aber an die positive Rolle des Sports: "Fussball hat die Kraft, Menschen aller Hintergründe zu vereinen und jede Art von Ungleichheit in Frage zu stellen. Homophobie und Antisemitismus machen sich breit und es ist sehr wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie man dieses Problem angeht. Die Debatte über diese Themen muss gefördert werden, damit Lösungen entwickelt werden können, wie wir alle auf einen Fussball ohne jegliche Diskriminierung hinarbeiten können." (de.touch.fifa.com)

Nachbetrachtungen zur zurückgezogenen Ehrung der "Saarlandbrigade"

Die Saarländische Zeitung zieht noch einmal Bilanz im Fall der zurückgezogenen Ehrung der rechtsoffenen "Saarlandbrigade". (saarbruecker-zeitung.de) Und der Aufsichtsrat-Chef des 1. FC Saarbrücken, Michael Arnold, bezieht eine klare Position: "Fremdenfeindlichkeit und Rassismus finde ich zum Kotzen. Beides gehört nicht in ein Stadion – oder sonstwo hin". (saarbruecker-zeitung.de)

 

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