Mit einer starken Choreografie feierte die Nordkurve Babelsberg das 15jährige Bestehen der Ultras Babelsberg "Filmstadt Inferno 1999"
Redaktion FgN

Karl-Liebknecht Stadion Babelsberg: Kein Ort für Neonazis

An diesem Samstag ging´s zum Spiel SV Babelsberg 03 gegen FSV Zwickau (1:2). Bei eisigen Temperaturen lieferten die Clubs in der Regionalliga Nordost ein hitziges Spiel ab. Nach dem Abpfiff bekamen sich erst die Spieler und dann die Fans in die Haare. Schon während dem Spiel liefen im Gästeblock einige unschöne Szenen: Zwickauer Fans vom "Block A" beschimpften die Babelsberger Nordkurven Fans andauernd homophob und zeigten sogar einige Mal Hitlergrüße. Trotz allem das Highlight der Partie: die Choreografie der Babelsberger, um 15 Jahre "Filmstadt Inferno" zu feiern. Im Anschluss an das Pflichtspiel der Regionalliga Nordost kickten der SV Babelsberg Welcome United 03 gegen die Champions ohne Grenzen, zwei Refugee-Teams.

SV Babelsberg 03 vs. FSV Zwickau (1:2, 1834 Zuschauer). 

Von Redaktion Fussball-gegen-Nazis.de

Nächster Ground, Babelsberg. Für Fussball-gegen-nazis.de ist das fast ein Heimspiel, ist doch der SV Babelsberg 03 ein großer Unterstützer unseres Onlineportals. Mein erster Blick suchte und fand die Bande, die dauerhaft im Karl-Liebknecht-Stadion für das Onlineportal wirbt. Zentral war an diesem Samstag aber der Geburtstag der Babelsberger Ultra-Gruppe "Filmstadt Inferno", die ihr 15jähriges begangen hat. In der Regionalligasaison 1999/2000 gegründet, gehört die "FI ´99" zu den bekannteren Gruppen bundesweit, auch weil sie immer wieder klare antifaschistische Zeichen setzt und aktiv gegen Homophobie im Stadion eintritt. Im eigenen Selbstverständnis sagen die Ultras: "Wir wollen eine laute, kreative und bunte Fankurve – wir wollen engagierte Jugendliche, die sich nicht durch Prahlerei und Mackerverhalten profilieren, sondern durch Ideen und Taten!" Dass sie hinter diesen Worten stehen, zeigen die aktiven Fans in Babelsberg immer wieder, wie durch den heutigen Vorsänger. Dieser trug zum Spiel einen Pullover der Fangruppe "Gay Skins United". Auf den Pulli angesprochen, erklärte er nach dem Spiel, dass es wichtig sei, zu zeigen, dass Skinheads eben nicht immer rechts seien sondern häufig genug auch links eingestellt. Die Fangruppe existiert schon länger. 

Choreografie Phase 1. Bildquelle: Redaktion FgN

Choreografie Phase 2. Bildquelle Redaktion FgN

Choreografie Phase 3. Bildquelle: Redaktion FgN

Freundschaften mit anderen antirassistischen Fangruppen

Von Babelsberg aus werden Fanfreundschaften mit den Ultrás Sankt Pauli, Fans von Manchester United und Partizan Minsk gepflegt. Die Freundschaft mit dem Verein aus Belarus besteht seit drei Jahren und Fans aus Minsk besuchen immer wieder Spiele der Babelsberger. Leider verlor der Club zuletzt seine Lizenz, wie Amaranto Blog berichtete. Beim Spiel gegen den FSV Zwickau waren die Unterstützer von Partizan trotzdem da und verkauften an einem Stand während dem Spiel Merchandise ihres Vereins. Der Verein wird von den Anhänger*innen selbst verwaltet und ist auch auf diese Einnahmen angewiesen. Die Fans gehören zu den einzigen antifaschistisch ausgerichteten Kurven in Belarus, dessen Fußballvereine sonst häufig von Rechtsextremen frequentiert werden.

Graffiti an der Nordkurve. Bildquelle: Redaktion FgN 

Graffiti der anderen internationalen Fanfreundschaft mit United of Manchester. Bildquelle: Redaktion FgN 

Unschöne Szenen von Seiten der Gäste

Bisher noch nicht erwähnt, die Zwickauer Gäste. Die erste halbe Stunde vom Spiel dominierten sie das Stadion akustisch, obwohl mit geschätzt 150 Zwickauern der Gästeblock nicht komplett gefüllt war. Tonangebend waren ihre Spieler aber auch auf dem Feld. Mit den Fans des FSV pflegt Dynamo Dresden die einzige Fanfreundschaft in Deutschland. Nach Vermutungen, dass die Zwickauer Szene eher rechtsoffen sei, wurde ich schon im Babelsberger Fanladen eines besseren belehrt. Vielmehr gilt die tonangebende Ultra-Gruppe Red Kaos als eher linksoffen, bundesweit ist sie aber, wie die kleine Zwickauer Szene die heimwärts "auf der Halde" (aka Fußballstadion) spielt, weniger bekannt. Schade war, dass einige mitgereiste Fans, die eher dem "Block A" zuzuordnen waren, während dem gesamten Spiel homophobe Beleidigungen zur Babelsberger Nordkurve brüllten und mehrmals Hitlergrüße zeigten. Als nach dem Abpfiff des Spiels die Spieler beider Fußballclubs aufs Feld zurückkehrten und sich auf einmal ein Handgemenge entspann, dauerte es auch nicht lange bis Personen aus dieser Gruppe über den Zaun kletterten und aufs Feld sprangen. Ähnliche Bewegungen gab es von Babelsberg aus, bis Polizei und Ordner die Situation nach ein paar Minuten beruhigen konnten. Unnötige Szenen, konnte der sächsische Club vom Auswärtsspiel doch drei verdiente Punkte mit nach Hause nehmen.

Nach dem Abpfiff eskalierten kurz Streitigkeiten zwischen den Spielern, die schon während dem Spiel schwelten. Bildquelle: Redaktion FgN

Fans vom FSV wollen es jetzt wissen und eskalieren die angespannte Lage. Polizei und Ordnungskräfte können aber Konfrontationen verhindern. Bildquelle: Redaktion FgN

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Im Anschluss an das Pflichtspiel der 1. Männermannschaft liefen auf dem nebenliegenden Kunstrasenplatz dann noch zwei Flüchtlings-Teams zu einem Spiel auf. Der SV Babelsberg 03 führt seit einigen Monaten eine dritte Mannschaft, den Welcome United 03, bei dem Flüchtlinge aus Potsdam und dem Umland kicken. Nachdem sie am 18. Oktober beim Aktionstag "Refugees Welcome" zuletzt gegen den FC Lampedusa aus Hamburg gespielt hatten (4:3), traten sie an diesem Samstag Abend zum Flutlichtspiel gegen das Team Champions ohne Grenzen aus Berlin an. Zum Redaktionsschluss war noch kein Endergebnis bekannt. Unterstützt wird die 3. Babelsberger Mannschaft durch die aktive Fanszene aus der Nordkurve und besonders durch den Verein, aber auch die englische Sportmarke Lonsdale.

Babelsberg Welcome United 03 macht sich warm. Bildquelle: Redaktion FgN

Auch der schon länger bestehende Club Champions ohne Grenzen macht sich schon mal warm, indem jeder aufs Tor schießt. Das letzte Spiel gegen Welcome United hatte das Team aus Berlin gewonnen. Bildquelle: Redaktion FgN

 

Mehr im Netz

- Zeit Online: Die Fußball-Freiheitskämpfer aus Weißrussland

- neues deutschland: Sportfreund Spitzel: Verfassungsschutz spioniert in linksalternativer Fanszene des SV Babelsberg 03 

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