Fünf Profi-Spieler*innen aus der Männer- und Frauen-Bundesliga tragen die Kampagne "Mach einen Strich durch Vorurteile". In TV-Spots, auf Plakaten und einer Homepage werben sie gegen Ausgrenzung und für eine vorurteilsfreie Gesellschaft.
Redaktion FgN

DFB macht Dampf – "Integration von Flüchtlingen ist auch Sache des deutschen Fußballs"

In Berlin stellten Deutscher Fußballbund, Deutsche Fußballliga und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Integration und Flüchtlinge am Donnerstag die neue Integrationsinitiative des deutschen Fußballs vor. Gemeinsam wollen sie die Strahlkraft des Fußballsports nutzen, um eine Willkommenskultur für Flüchtlinge in der Bundesrepublik zu etablieren. Neu ist die Breite der Aktionsformen: statt einem einzelnem Aktionsspieltag schnürten die Verantwortlichen ein breites Maßnahmenpaket, von dem besonders die Vereine der niedrigen Spielklassen profitieren.

Von Laura Piotrowski

"Wir wollen für eine echte Willkommenskultur in Deutschland eintreten und sprechen uns gegen jede Art von Rassismus und Diskriminierung aus", erklärte Reinhard Rauball am Donnerstag auf der Pressekonferenz im Bundeskanzleramt. Gemeinsam mit DFB Präsident Wolfgang Niersbach und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Integration und Flüchtlinge Aydan Özoğuz stellte er die neue Integrationsinitiative des deutschen Fußballs vor. Unter dem Motto "Faires Miteinander und ein gutes Zusammenspiel" wurde gemeinsam mit der Bundesligastiftung sowie der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung ein Maßnahmenpaket geschnürt, das Aktionsspieltage um den 21. März, eine Kampagne gegen Diskriminierung und zwei Projekte zur Flüchtlingsunterstützung im Fußball umfasst, deren Budget bei 1,2 Millionen Euro für zwei Jahre liegt. 

"Politik und Fußballsport müssen gemeinsam antreten"

Die Verantwortlichen in der Bundesregierung und an der Spitze der Fußballverbände haben erkannt, was in den Fanszenen und Fußballvereinen schon länger praktisch umgesetzt wird: "Gerade der Fußball hat die Kraft, Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken", erklärte Staatsministerin Özoğuz. Das Programm wird aufgelegt, um der gesellschaftlichen Verantwortung der Aufnahme von Flüchtlingen gerecht zu werden und, wie Rauball betont, weil Politik und Fußballsport dabei gemeinsam antreten müssten. "39 Millionen Menschen interessieren sich allein in Deutschland für den Fußball. Diese Strahlkraft gibt uns die Möglichkeit, in die Gesellschaft hinein zu wirken", so Rauball weiter.

Im Rahmen der Integrationsinitiative wird an diesem Wochenende ein kompletter Spieltag unter das Zeichen der Integration gestellt. Bei allen Spielen von der Bundesliga der Männer wie Frauen und bis zur 3. Liga der Männer werden Aktionen durchgeführt. Ob auch Fans sich daran beteiligen werden, ließ Rauball in Berlin offen. Hauptspielort ist Hannover, wo Staatsministerin Özoğuz am 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, gemeinsam mit dem Liga-Präsidenten das Spiel Hannover ´96 gegen Borussia Dortmund besuchen wird. Özoğuz betonte, dass die Arbeit aber nicht auf einen Aktionstag beschränkt bleiben dürfe. Deshalb startet am Samstag auch die Kampagne "Mach einen Strich durch Vorurteile", bei der fünf Profi-Spieler*innen in TV-Spots und auf Plakaten gegen Diskriminierung eintreten. Begleitet wird die Kampagne durch eine Website mit weiterführenden Informationen.

1:0 für Willkommenskultur

Gleichzeitig wird mit Aktionsbündnissen konkrete Hilfe im Bereich der Flüchtlingsarbeit geleistet. Dabei beteiligen sich DFB und Bundesliga-Stiftung einerseits und die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung andererseits finanziell jeweils zur Hälfte. So hat die DFB-Stiftung Egidius Braun mit Unterstützung der Nationalmannschaft das Projekt "1:0 für ein Willkommen" ins Leben gerufen. Hiermit werden bis zu 600 Fußballvereine, die sich für Flüchtlinge engagieren, finanziell unterstützt. So können offene Sportangebote, die Bereitstellung von Trainingskleidung oder Besuche in den Asylunterkünften organisiert werden. Pro Verein stehen nur bis zu 500 Euro zur Verfügung, ein geringer finanzieller Rahmen für große Aufgaben.

Das zweite Projekt wird gemeinsam mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung umgesetzt und zielt unter dem Titel "Willkommen im Fußball" auf die bundesweite Schaffung von Fußball- und Bildungsangebote für junge Flüchtlinge bis 27 Jahren. Vor Ort sollen Willkommensbündnisse zwischen Fußballvereinen und Akteuren der Zivilgesellschaft aufgebaut werden, um sich gegenseitig in der Arbeit zu stärken und um besonders für die Vereine ortsnahe Beratungsmöglichkeiten, wie den Kontakt zu Flüchtlingsräten, zu gewährleisten.

Niersbach weiß dabei um die bürokratischen Hürden der Integration von Flüchtlingen in die Vereine, gerade im ländlichen Raum. Zumeist ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, die noch nie eine*n internationale*n Spieler*in anmelden mussten, stehen nun den strengen FIFA-Regularien und praktischen Fragen, wie nach dem Versicherungsschutz der neuen Mitspieler*innen, gegenüber. Um die Vereine diesbezüglich zu unterstützen, gibt der DFB gemeinsam mit der Bundesregierung die Broschüre "Willkommen im Verein! Fußball mit Flüchtlingen" heraus. Auf 24 Seiten werden Grundlagen über Flucht, Asylrecht, Versicherungsfragen bis hin zu Beratungsangeboten vermittelt. Die Broschüre ist kostenlos und soll an die Vereine verschickt werden.

Im Zusammenhang mit der Vorstellung der Broschüre betonte Niersbach, dass Flüchtlinge auch immer Menschen seien. "Und wir als die Spitze des deutschen Fußballs haben die Pflicht, diese Menschen mit offenen Armen und offenen Türen zu empfangen. Dabei wollen wir unsere Vereine unterstützen." Alle Probleme der Bürokratie könne der DFB dabei zwar nicht lösen – aber man sei auf dem besten Weg, die Regularien entsprechend anzupassen und zu vereinfachen.

Mehr im Internet:

Mehr als Charity: Flüchtlingsmannschaft beim SV Babelsberg 03 (Fussball-gegen-Nazis.de)

Fußball als Integrationshilfe - Projekte für Flüchtlinge (Fussball-gegen-Nazis.de)

FIFA-Regel für Flüchtlinge - Mitspielen verboten (Sueddeutsche.de)

Fußballverein aus Krumpa baut auf Asylbewerber (Mitteldeutsche Zeitung)

"Willkommen im Verein! Fußball mit Flüchtlingen" – Die Broschüre zum Download

 

Eine Übersicht der Aktionsspieltage 2015: 

  • 20.3., 18:30 Uhr: FSV Frankfurt – SV Sandhausen; 1860 München – VfR Aalen, 2. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 20.3., 19:00 Uhr: SV Wehen Wiesbaden – VfL Osnabrück, 3. Männer-Fußball-Liga
  • 20.3., 20:30 Uhr: Hamburger SV – Hertha BSC Berlin, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 21.3., 13:00 Uhr: Fortuna Düsseldorf – SV Darmstadt 98; Eintracht Braunschweig – FC Ingolstadt 04, 2. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 21.3., 14:00 Uhr: Dynamo Dresden – Hallescher FC; Rot-Weiß Erfurt – SG Sonnenhof Großaspach; Holstein Kiel – Jahn Regensburg; Preußen Münster – 1. FSV Mainz 05 II; Hansa Rostock – Fortuna Köln; Energie Cottbus – Chemnitzer FC; Borussia Dortmund II – MSV Duisburg; SpVgg Unterhaching – Stuttgarter Kickers, 3. Männer-Fußball-Liga
  • 21.3., 15:30 Uhr: SC Freiburg – FC Augsburg; 1. FC Köln – Werder Bremen; Hannover 96 – Borussia Dortmund; SC Paderborn 07 – TSG Hoffenheim; VfB Stuttgart – Eintracht Frankfurt, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 21.3., 18:30 Uhr: FC Schalke 04 – Bayer 04 Leverkusen, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 11:00 Uhr: SC Freiburg – Herforder SV B. Friedenstal; MSV Duisburg – Bayer 04 Leverkusen; TSG Hoffenheim – FF USV Jena, 1. Frauen-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 13:30 Uhr: 1. FC Heidenheim – RasenBallsport Leipzig; Erzgebirge Aue – SpVgg Greuther Fürth, 2. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 14:00 Uhr: FC Bayern München – 1. FFC Turbine Potsdam, 1. Frauen-Fußball-Bundesliga; VfB Stuttgart II – Arminia Bielefeld, 3. Männer-Fußball-Liga
  • 22.3., 13:30 Uhr: Karlsruher SC – 1. FC Kaiserslautern, 2. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 15:30 Uhr: 1. FSV Mainz 05 – VfL Wolfsburg, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 22.3., 17:30 Uhr: FC Bayern München – Borussia Mönchengladbach, 1. Männer-Fußball-Bundesliga
  • 23.3., 20:15 Uhr: 1. FC Nürnberg – VfL Bochum, 2. Männer-Fußball-Bundesliga
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