Das "Bündnis für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt" lud am vergangenen Donnerstag zur Preisverleihung des "Wettbewerbs für Demokratie und Toleranz 2012" ein. In der Staatskanzlei Potsdam wurden neun Initiativen aus Berlin und Brandenburg, die sich in besonderem Maße gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und für ein besseres Miteinander engagieren, ausgezeichnet.
Von Assahli Alla
"An unserem letzten Turnier waren Fußballer aus 17 verschiedenen Nationen beteiligt", erzählte Elisabeth Jänisch, Schülerin und Organisationschefin der "Pokalspielserie gegen Fremdenfeindlichkeit", stolz. Besonders beeindruckend ist dabei auch, dass diese Turniere, die es bereits seit 1995 gibt, inklusive kulturellem Rahmenprogramm komplett von Schülerinnen und Schülern wie Elisabeth organisiert werden. Und: es handelt sich hierbei nicht um Veranstaltungen in Berlin, Köln oder anderen Ballungszentren, sondern um sportliche Wettbewerbe, die in Ostbrandenburg stattfinden. Wohl auch aus diesen Gründen zeichnete das "Bündnis für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt" (BfDT) die Initiative "Jugend gegen Gewalt" für ihr Engagement aus.
Acht weitere Projekte aus Berlin und Brandenburg, die sich für ein besseres Miteinander einsetzen, wurden an diesem Abend mit bis zu 5000 Euro dotierten Preisen prämiert- darunter Theaterprojekte, Dialog-Workshops und Eventreihen. In seiner Laudatio machte der Oberbürgermeister von Potsdam, Jann Jakobs, dabei noch einmal deutlich, dass es der Jury wichtig war, mit der Auszeichnung möglichst viele soziale Bereiche abzudecken. Auch sollten die ausgezeichneten Projekte im Sinne der "Best Practice" zum Nachahmen motivieren und so für Nachhaltigkeit sorgen. Für all dies stehe auch die "Pokalspielserie gegen Fremdenfeindlichkeit" vorbildlich, wie der Leiter der Geschäftsstelle des BfDT, Dr. Gregor Rosenthal, bei der Preisübergabe bekräftigte.
Neben der "Pokalserie" wurden noch zwei weitere Initiativen aus dem Sport ausgezeichnet: Das Projekt "Luckis Muckis-Luckenwalder Kinder stärken!" und die Kampagne "Fußballfans gegen Homophobie". In Rahmen des Projektes "Luckis Muckis" lädt der "1. Luckenwalder Sportclub e.V." seit 2011 Kinder im Alter zwischen sieben und zehn Jahren aus Luckenwalde zu einem einwöchigen Ringer-Trainingslager ein, an dem verstärkt auch Kinder aus sozial schwächeren Familien und aus dem Luckenwalder Asylbewerberheim teilnehmen. "Im Eins-gegen-Eins trifft man sich auf einer Ebene, egal welchen Hintergrund man hat", lobte der Projektleiter Ronald Huster den positiven Einfluss des Sports. Auch sei die Woche enorm wertvoll für das Selbstbewusstsein der Kinder, da sie sich einerseits vormittags im Eins-gegen-Eins durchsetzen müssten, andererseits als Gruppe nach dem gemeinsamen Mittagessen Freizeit- und Bildungseinrichtungen der Stadt besuchten, um eine Geschichtenrally durchzuführen. Potsdams OB Jakobs lobte in seiner Ansprache die Wahl der Sportart Ringen für das Projekt, da diese lokal stark verankert sei und sich die Teilnehmer damit identifizierten.
Für ihr Engagement wurde auch die Initiative "Fußballfans gegen Homophobie" von "Tennis Borussia Berlin/ Abteilung Aktive Fans" ausgezeichnet. Christian Rudolph, Sprecher der Initiative, erklärte, dass das Thema Homophobie bei Tebe schon lange ein Thema sei: "allein die Trikotfarben lila-weiß führten dazu, als schwul abgestempelt zu werden". Dies musste der eingefleischte Tebe-Fan bereits seit frühester Kindheit selbst erfahren, wie er weiter berichtete. Als Reaktion auf diese Erfahrung behandelte die Fanszene diese Thematik sehr intensiv und setzte sich schon früh gegen Homophobie ein. "In der Saison 2000/ 2001 setzten wir uns geschminkt, in Frauenkleider gehüllt und mit Handtäschchen ausgerüstet in den Zug nach Cottbus zum Auswärtsspiel. Das war ein Spaß", führte Rudolph weiter aus. Als Konsequenz aus seinen Erfahrungen und, um andere Fangruppen, die sich ebenfalls gegen Homophobie aussprachen, zu unterstützen, gründete er dann mit einigen Mitstreitern 2011 die Initiative "Fußballfans gegen Homophobie". Dieser Slogan ist als Aufschrift nun auch auf einem sechs Quadratmeter großen Banner neben einem sich küssenden schwulen Paar zu sehen. Fangruppen, die sich gegen Homophobie aussprechen, können das Banner inklusive Informationsmaterial kostenlos für ein Wochenende ordern. Mittlerweile war das Transparent in ungefähr 50 Stadien, u.a. auch in Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Kroatien und Griechenland unterwegs. Selbst in Portland (USA) gab es eine identische Kopie, was die Initiatoren sehr freute.
Alle Preisträger haben sich durch die Auszeichnungen darin bestärkt gefühlt, auch in Zukunft weiter zu machen, bzw. noch aktiver zu werden. Und sie hoffen, im Sinne der "Best-Practice" andere Fans zu mehr Engagement zu motivieren.