26.06.- 02.07.2014

Brandenburg/Havel: 26-Jähriger zusammengeschlagen, der sich gegen Nazi-Parolen bei WM-Spiel aussprach +++ Nach WM-Aus der Elfenbeinküste: Toure wittert Rassismus +++ Überdurchschnittlich viele "Nazi"-Tweets während des WM-Spiels USA-Deutschland +++ Fußball-WM 2014: ORF-WM-Studio "scharf an der Grenze zum Sexismus" +++ "Adios Amigos": Tweet von KLM sorgt für Aufregung +++ Nach Reichskriegsflagge: "Die Rassisten werden sichtbarer" +++ Kritik an WM-Patriotismus: Schwarz-rot-goldene Begeisterung teilen nicht alle +++ Brasilien: Vorwand Fußball +++ Fanprojekt Wolfsburg: Wir schauen hin!... und sehen mehr als nur ein Fußballspiel +++ KICK-RACISM: Anstoß gegen Rassismus und Vorurteile in der Stadt Salzburg am 12. Juli +++ "No to Racism" und Fußball-Deutschland: Lieber streng schauen als "Nein" sagen +++ Herford: "Die Sprache des Fußballs sprechen alle" +++ Mönchengladbach: Mit "Halbstark" zu mehr Toleranz +++ Kirchlauter: Tore für Toleranz: Ein starkes Zeichen gegen Rechts +++ Hanau: Platzverweise für Intoleranz +++  Halle: Nach Ausschreitungen beim Pokalspiel: HFC-Fanszene beschließt Ehrenkodex gegen Gewalt und Rassismus +++ Krim nach Annexion: Im Abseits

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von Fussball-gegen-Nazis.de

Brandenburg/Havel: 26-Jähriger zusammengeschlagen, der sich gegen Nazi-Parolen bei WM-Spiel aussprach

Laut einer Meldung der Polizei Brandenburg kam es beim Public Viewing in Brandenburg/Havel nach dem Spiel Deutschland-Algerien zu einem gewalttätigen Übergriff auf dem Gelände der Fachhochschule Brandenburg. Drei Angreifer gingen auf einen 26-Jährigen los, schlugen ihm gegen den Kopf, bis er zu Boden ging. Dort wurde er von den drei Männern getreten, bis der Sicherheitsdienst eingriff und die Angreifer vom Opfer trennte. Der 26-Jährige hatte die drei Täter aufgefordert, das rufen nationalsozialistischer Parolen zu unterlassen. Die Täter entkamen unerkannt, die Polizei sucht Zeugen (Internetwache).

Nach WM-Aus der Elfenbeinküste: Toure wittert Rassismus

Yaya Toure übt nach dem späten Ausscheiden der Elfenbeinküste im letzten Gruppenspiel gegen Griechenland heftige Kritik an den Schiedsrichtern. Darüber hinaus werde auch öffentlich kein Aufsehen um das Ausscheiden gemacht, da es sich um ein afrikanisches Team handele (spox).

Überdurchschnittlich viele "Nazi"-Tweets während des WM-Spiels USA-Deutschland

Kaum treffen die USA und Deutschland bei einem Fußball-Spiel aufeinander, erfreuen sich Twitter-Posts, in denen das Wort "Nazi" vorkommt, besonderer Beliebtheit. Das zeigt eine Grafik der Webseite "Regressing". Sie verzeichnete alle Tweets während des WM-Spiels, in denen die Worte "Nazi" oder "Nazis" vorkamen. Besonders hoch war die Rate, als das deutsche Tor fiel, zu diesem Zeitpunkt wurden fast 25 Tweets pro Sekunde mit Nazi-Inhalt registriert. Ähnlich verhielt es sich zu Spielbeginn, bei Entscheidungen des Schiedsrichters und zum Spielende - mit dem Deutschlands Sieg dann feststand (Huffington Post).

Fußball-WM 2014: ORF-WM-Studio "scharf an der Grenze zum Sexismus"

Das WM-Studio des ORF steht in der Kritik. In sozialen Netzwerken und verschiedenen Medien gibt es für die ballermannmäßige Aufbereitung der Fußball-Show bereits seit WM-Beginn heftigen Gegenwind. Nun kommen auch kritische Stimmen aus dem ORF-Publikumsrat. "Scharf an der Grenze zum Sexismus" ortete etwa Eva Blimlinger die Inszenierung mit "Go-Go-Tänzerinnen" und war mit dieser Kritik nicht allein (news.at).

WM 2014: "Wir" sind Deutschland?

 

Wenn im fernen Brasilien der Ball rollt und Mannschaften aus aller Welt um den Titel des Weltmeisters streiten, werden auch in Deutschland wieder schwarz-rote-gelbe Fahnen wehen und Menschen mit der deutschen Elf mitfiebern, denen Fußball sonst herzlich egal ist. Viele halten das für harmlos. Aber das ist es nicht (Transparent-Magazin).

Sozialpsychologin: Fahnen lösen in verschiedenen Ländern Unterschiedliches aus

Flaggen könnten eine enorme emotionale Wirkung entfalten, sagte die Professorin Julia Becker. Sie forscht seit Jahren über dieses Thema. Bedenklich aus deutscher Sicht sei, dass die schwarz-rot-goldene Fahne bei einigen Deutschen noch immer Gefühle von Dominanz und Macht hervorrufe. Demgegenüber löse die US-Flagge bei Amerikanern eher Gedanken an Gleichheit und Gleichberechtigung aus. Deshalb sinke auch deren Hang zur Fremdenfeindlichkeit beim Anblick ihrer Fahne (Migazin).

"Adios Amigos": Tweet von KLM sorgt für Aufregung

Ein umstrittener Tweet der niederländischen Fluggesellschaft KLM hat nach dem Einzug der Elftal um Superstar Arjen Robben ins Viertelfinale der WM für großes Aufsehen in den sozialen Netzwerken gesorgt (spox.com).

Nach Reichskriegsflagge: "Die Rassisten werden sichtbarer"

Blackfacing, ein Flitzer mit mehrdeutigen Botschaften, eine Reichskriegsflagge – kehrt bei dieser WM der offene Rassismus in die Fußballstadien zurück? Ein Interview mit dem Anti-Rassismus-Netzwerk "Fare" (Tagesspiegel).

Kritik an WM-Patriotismus: Schwarz-rot-goldene Begeisterung teilen nicht alle

Die schwarz-rot-goldenen Überzieher vom Seitenspiegel geklaut, abgerissene Deutschlandfahnen. Buh-Rufe beim 1:0 für Deutschland. Es gibt sie, die sprichwörtlichen "Spielverderber" zum Fußballfest #WM2014. Und auch Wissenschaftler, Fußballer und Musiker argumentieren gegen den schwarz-rot-goldenen Fahnenhype (mdr).

Brasilien: Vorwand Fußball

Kicken gegen Gewalt und Ausbeutung – der Strandreporter besucht ein Spiel weitab der WM-Stadien. Auf dem Platz: Mädchen, die es in Brasilien nicht leicht haben (ZEIT online).

Bayern: Nazi-Sticker an Polizeiauto kein Fall für Justiz

 

"Kein Sex mit Zecken": In Würzburg haben Nazi-Aufkleber an einem Polizeiauto für Aufregung gesorgt. Strafrechtliche Konsequenzen hat der Vorfall nicht. Die Staatsanwaltschaft lehnt Ermittlungen ab. Der Fund von Aufklebern aus der rechten Szene in einem Mannschaftswagen der Polizei bleibt strafrechtlich ohne Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Würzburg leite keine Ermittlungen gegen den verantwortlichen Bereitschaftspolizisten ein, sagte Oberstaatsanwalt Frank Gosselke am Mittwoch. Der Inhalt der Aufkleber sei nach Prüfung der Behörde weder Volksverhetzung noch eine strafbare Beleidigung. Fußballfans hatten im Mai am Rande eines Bundesligaspiels Aufkleber aus der rechten Szene auf einer Holzkiste in einem Einsatzfahrzeug des Würzburger Unterstützungskommandos entdeckt. Sie trugen die Aufschriften "Good night left side", "Anti-Antifa organisieren. Den Feind erkennen. Den Feind benennen" und "Kein Sex mit Zecken". Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten Polizisten bei einer rechten Veranstaltung einen Händler kontrolliert, der die Aufkleber bei sich hatte. Dabei nahmen sie einige Aufkleber mit, um zu klären, ob sie strafrechtlich relevant sind. Sie sollten später eigentlich entsorgt werden, der Beamte klebte sie aber auf die Kiste für Funkgeräte. Er gab im Nachhinein an, gedankenlos gehandelt zu haben (Welt online).

Schwulenfeindlichkeit in WM-Stadien: Kulturgut Homophobie

Rassismus im Stadion gilt mittlerweile als pfui. Schwulenfeindlichkeit dagegen stört nur wenige. Auch die Fifa verhält sich scheinheilig. Puto, puto“, riefen mexikanische Fans unermüdlich bei jedem Abstoß des brasilianischen Torwarts Júlio César. Brasilianischen Fans gefiel das anscheinend so gut, dass sie den mexikanischen Torwart mit ebendenselben Rufen bedachten. Auch im ersten Spiel gegen Kamerun waren die Rufe unüberhörbar. Nun ermittelt die Fifa, denn „puto“ ist eine Beschimpfung, frei zu übersetzen mit „Schwuchtel“ (taz).

Fanprojekt Wolfsburg: Wir schauen hin!... und sehen mehr als nur ein Fußballspiel

Die Fußball-Weltmeisterschaft zeigt es gerade wieder: Fußball bringt Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Kultur und Religion zusammen. Für das Fanprojekt Wolfsburg geht es aber um mehr, sagt Mitarbeiterin Anke Thies: „Wir schauen weniger auf das Spielfeld, sondern versuchen stets das Ganze im Blick zu haben. Wir erleben gemeinsam mit dem VfL Wolfsburg und seinen Fans, dass Fußball Brücken schlagen kann. Wir sehen aber auch, dass Rassismus innerhalb und außerhalb der Stadien noch immer bundesweit präsent ist.“ Eine aktive Neonaziszene gebe es in Wolfsburg aber nicht (Wolfburger Blatt).

KICK-RACISM: Anstoß gegen Rassismus und Vorurteile in der Stadt Salzburg am 12. Juli

Fußball an sich ist ein Spiel, das eine universelle Sprache spricht und möglich macht, gegen Vorurteile anzukämpfen und die Vielfalt als wichtiges Element unseres Zusammenlebens zu erkennen. Aus diesem Grund wird auch heuer wieder – bereits zum dritten Mal -ein Tußballturnier veranstaltet, bei dem nicht das Gewinnen, sondern Toleranz und Spaß im Zentrum steht. “Lasst uns zusammenkommen, uns organisieren um klarzumachen, dass Rassismus, Sexismus, Homophobie, Antisemitismus und andere Vorurteile in Salzburg auf wackligen Beinen stehen! Kick it!”, fordert das Organisationsteam des "Kick Racism"-Turniers in Salzburg (02elf.net).

"No to Racism" und Fußball-Deutschland: Lieber streng schauen als "Nein" sagen

Rassismus und andere Verrücktheiten: Unterschätze nicht die Macht der guten Laune, rät neuerdings Josef Winkler in seiner Kolmune im Musikexpress.

Herford: "Die Sprache des Fußballs sprechen alle"

Der erste Cup der Kulturen im Herforder Ludwig-Jahn-Stadion war ein voller Erfolg. Mit einem kurzweiligen Fußballturnier für Hobby- und Betriebsmannschaften und einem Rahmenprogramm sorgten der Kreissportbund (KSB) Herford und die Integrationsagentur des Diakonischen Werks Herford für ein buntes Spiel- und Kulturfest im Herforder Ludwig-Jahn-Stadion (nw-news.de).

Mönchengladbach: Mit "Halbstark" zu mehr Toleranz

Steffen Andritzke vom Fanprojekt setzt sich für Kinder und Jugendliche ein. In seinem Verein "Halbstark" wachsen Kurden und Türken, Serben und Kroaten, Polen und Russen in Sportmannschaften zu einer Einheit zusammen (rp-online.de).

Kirchlauter: Tore für Toleranz: Ein starkes Zeichen gegen Rechts

21 Teams aus der ganzen Bundesrepublik traten zum Turnier in Kirchlauter an. Ein starkes Zeichen gegen rechts hat die „IHADG-Kirchlauter“ (I have a dream group) am Wochenende mit ihrem Fußballturnier „Tore für Toleranz“ in Kirchlauter gesetzt. Veranstaltet anlässlich der Fußballweltmeisterschaft, zeigten 21 Mannschaften aus der ganzen Bundesrepublik Flagge – für Demokratie, Toleranz, Mut zur Zivilcourage und ein starkes Miteinander (mainpost.de).

Hanau: Platzverweise für Intoleranz

Eine schöne Postkartenaktion hat die Aids-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis zur WM gestartet. Das Motiv mit der Aufschrift "Platzverweis für Intoleranz" wurde u.a. bei Public Viewings verteilt. Die Initiative gegen Homophobie wurde gemeinsam mit Spielern des 1. Hanauer FC 1893 entwickelt. Auch beim Fanturnier am vergangenen Samstag auf der Hanauer Heinrich-Sonnrein-Sportanlage waren die Postkarten präsent (queer.de).

Halle: Nach Ausschreitungen beim Pokalspiel: HFC-Fanszene beschließt Ehrenkodex gegen Gewalt und Rassismus

Fliegende Böller und Raketen beim Pokalendspiel, abgefeuert auf die Spieler, das soll es nicht noch einmal geben. Aus diesem Grund hat der erweiterte Vorstand des HFC-Fanszene e.V. einen Ehrenkodex beschlossen. “Wir respektieren unsere Gegner und deren Fans, das Schiedsrichtergespann, sowie unsere Spieler und Zuschauer”, heißt es gleich im ersten Punkt. Auch Rassismus, Gewalt, Diskriminierung und Vermummung werden abgelehnt. Diesen Kodex werde man allen Mitgliedern zur Unterschrift vorlegen. Wer später gegen den Kodex verstößt, riskiert seinen Rauswurf aus dem Fanszene-Verein (hallespektrum.de).

Krim nach Annexion: Im Abseits

Jewgenij Repenkow managte einen Fußballverein auf der Krim - bis er gegen ukrainische Faschisten kämpfen wollte. Nun gehört die Halbinsel zu Russland, und nicht nur der Alltag von Repenkow und seiner Mannschaft ist deutlich komplizierter geworden (Sueddeutsche.de).

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