19.06. – 25.06.2014

Blackfacing bei der WM: FIFA stellt Ermittlungen gegen DFB-Fans ein+++Hitlergrüße und „Affenlaute“ beim Public Viewing in Leipzig+++Rassistische Twitter-Kommentare bei Deutschland-Spiel+++Homophobie: FIFA stellt Ermittlungen gegen mexikanische Fans ein+++Flitzer bei Deutschland- Ghana: Nazi oder nicht?+++ARD und ZDF: Fußballberichterstattung mit „Nationalcharakter“+++Rassismus: „Balotelli steht ständig unter Bewährung“+++Hannover: DFB verhüllt erneut Anti-Rassismus-Plakat+++Neues FARE-Dossier zu diskriminierender Symbolik in Fußballstadien+++FC Puchheim setzt Zeichen gegen Rassismus+++Türkei: Emre von Gericht wegen Rassismus verurteilt+++Interaktiver Webtalk: Über den rechten Flügel – Neonazis und Fußball+++Washington Redskins: Markenschutz wegen Verunglimpfung weg.

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von Fussball-gegen-Nazis.de

Blackfacing bei der WM: FIFA stellt Ermittlungen gegen DFB-Fans ein

Nach einem Bericht des Antidiskriminierungsnetzwerks FARE über deutsche Fans, die sich beim Spiel gegen Ghana der rassistischen Praxis des Blackface bedienten, hatte die FIFA- Disziplinarkommission Ermittlungen gegen Fans der deutschen Nationalelf eingeleitet. Auch gegen Fans der französischen und schweizerischen Nationalelf wurde wegen ähnlichen Vorfällen ermittelt (spiegel.de, taz.de). Die FIFA traf dann allerdings die Entscheidung, die Ermittlungen einzustellen, weil es keine „faktische und legale Grundlage“  für ein Verfahren gebe (ran.de).

Hitlergrüße und „Affenlaute“ beim Public Viewing in Leipzig

Der Blog „weltnest“ berichtet über rassistische und neonazistische Zwischenfälle beim Public Viewing in Leipzig. Dort zeigten mehrere Männer beim Abspielen der deutschen Nationalhymne den Hitlergruß, Ballberührungen ghanaischer Spieler wurden mit „Affenlauten“ begleitet. Besonders erschreckend: Niemand von den anderen Anwesenden schritt bei diesen Ausfällen ein (weltnest.de).

Rassistische Twitter-Kommentare bei Deutschland-Spiel

Der Blog „Lichterkarussell“ hat rassistische Twitter-Kommentare deutscher User*innen während des Spiels Ghana gegen Deutschland dokumentiert. Sie zeigen eindrucksvoll, wie weit rassistische Haltungen auch in der Mitte der Gesellschaft verbreitet sind – und auch, dass ein Länderspiel der DFB-Elf als Katalysator zur Manifestation  eben solcher Haltungen wirkt. Die Taz hat den Blogger von Lichterkarussell interviewt und ebenfalls einen Text zu den rassistischen Tweets geschrieben. Warnung: Die verlinkten Texte enthalten gewaltvolle und rassistische Sprache (lichterkarussel.net, taz.de).

Homophobie: FIFA stellt Ermittlungen gegen mexikanische Fans ein

Die Disziplinarkommission der FIFA hat auch die Ermittlungen wegen homophober Beschimpfungen gegnerischer Torhüter von Seiten mexikanischer Fans eingestellt.  Die homophoben Rufe stellten „keinen Bruch des Artikels 67 des FIFA-Disziplinarreglements“ dar, erklärte ein Sprecher. Auch der mexikanische Verband spielte die Vorfälle herunter. „Ich sehe das weder als verbale Aggression noch als Homophobie. Es gibt schlimmere Beleidigungen in den Stadien“, sagte Hector Gonzalez Inarritu, Sportdirektor der mexikanischen Nationalmannschaft (ran.de, tt.com).

Flitzer bei Deutschland- Ghana: Nazi oder nicht?

Während des Spiels Deutschland gegen Ghana ist ein nur spärlich bekleideter Mann mit bemaltem Oberkörper aufs Spielfeld gelaufen. Die Schriftzüge auf dem Körper des Mannes, eine Telefonnummer und eine Emailadresse, erweckten die Aufmerksamkeit vieler Beobachter*innen. Sowohl die Buchstabenkombination „HH“ (eine beliebte Abkürzung für "Heil Hitler") als auch Schriftzeichen, die SS-Runen sein könnten, waren zu lesen. Der Mann selbst bestreitet Neonazi-Zusammenhänge. Er sei ein Comedian aus Polen, der mit seinen Kontaktdaten Geld für seine Reise nach Brasilien sammeln wolle (derwesten.de, ftbpro.com).

ARD und ZDF: Fußballberichterstattung mit „Nationalcharakter“

Der Blog „GegenDenBall“ hat eine lesenswerte Kritik an der aktuellen Fußball- und Sportberichterstattung des öffentlich rechtlichen Fernsehens veröffentlicht.  Die ModeratorInnen von ARD und ZDF verknüpften unzulässiger Weise sportliche Leistungen mit pauschalen Zuschreibungen über die „nationalen Eigenschaften“ der Teams. Weiter heißt es: „[B]ei bei der WM […] werden in stundenlanger Berichterstattung, für deren Rechte mehr Geld an die FIFA geflossen ist, als sich je refinanzieren ließe, gebührenfinanziert Klischees reproduziert in einer Weise, die etwa manche Politiker um ihren Job bangen ließe“ (gegendenball.com).

Rassismus: „Balotelli steht ständig unter Bewährung“

Die "Zeit" hat sich ausführlich mit dem Schwarzen Nationalspieler Mario Balotelli und dessen schwieriger Beziehung zu Italien beschäfigt. Als Schwarzer sieht er sich dort schon sein ganzes Leben lang mit Rassismus konfrontiert. Als Sohn ghanaischer Einwanderer müsse sich Balotelli doppelt beweisen, um anerkannt zu werden, stellt Mauro Valeri, Leiter der Beobachtungsstelle für Fremdenfeindlichkeit im italienischen Fußball, fest. Immer wieder sagen ihm Afrikaner, egal welcher Generation, dasselbe, so Valeri weiter: "Du musst 200 Prozent geben, um 100 Prozent zu bekommen." Den Rassismus habe Italien auch nach Ende des Faschismus nie überwunden (zeit.de).

Hannover: DFB verhüllt erneut Anti-Rassismus-Plakat

Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit hat der DFB in einem deutschen Stadion ein Banner verhüllt, welches sich gegen Rassismus wendet. Anlass war das Meisterschaftsspiel der A-Junioren von Hannover 96 und 1899 Hoffenheim. Silvia Müller vom "Arbeitskreis 96-Fans gegen Rassismus“ äußerte sich empört: "Wir sind empört, dass der DFB aus dem Vorfall von St. Pauli nichts gelernt hat. Wenn das innerhalb solch kurzer Zeit passiert, kann das einfach kein Versehen sein". DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock begründete die Entscheidung damit, dass dem Stadion ein „einheitliches Aussehen“ gegeben werden sollte (zeit.de).

Neues FARE-Dossier zu diskriminierender Symbolik in Fußballstadien

Das Antidiskriminierungsnetzwerk FARE hat einen überarbeiteten Leitfaden zu diskriminierenden Zeichen und Symbolen im europäischen Fußball veröffentlicht. Das Dokument soll Fußballfans dabei helfen,  rassistische, homophobe, neonazistische und anderweitig diskriminierende Symbolik in ihren Stadien zu erkennen. Der Leitfaden ist über den nachfolgenden Link frei verfügbar, allerdings bisher leider nur auf Englisch (farenet.org).

FC Puchheim setzt Zeichen gegen Rassismus

Der Verein FC Puchheim aus dem Kreis Fürstenfeldbruck hat als einer der ersten bayrischen Vereine offiziell und öffentlich Stellung gegen Rassismus bezogen. Zur Sensibilisierung seiner Fans hat der Verein ein Banner mit der Aufschrift „"Gemeinsam für Fairness, Respekt und Toleranz. Nein zu Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rassismus" im Stadion aufgehängt. Damit reagiert der Verein auf rechte Umtreibe unter seinen Anhänger*innen (br.de).

Türkei: Emre von Gericht wegen Rassismus verurteilt

Der Fenerbahçe-Profi Emre Belözoğlu ist wegen rassistischen Äußerungen gegenüber Didier Zokora (damals Trabzonspor) von einem türkischen Strafgericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Damit ist Emre der weltweit erste Fußballprofi, der wegen Rassismus auf dem Platz in einem regulären Gerichtsverfahren schuldig gesprochen worden ist (gazetefutbol.com).

Interaktiver Webtalk: Über den rechten Flügel – Neonazis und Fußball

Die Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet am morgigen Donnerstag, 26. Juni, einen Live-Webtalk zum Thema Rechtsextremismus und Fußball. Mitdiskutieren werden der Sportjournalist Ronny Blaschke und Gerd Wagner von der Koordinationsstelle Fanprojekte. Dabei sollen unter anderem folgende Fragestellungen angesprochen werden: Wie lassen sich Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus im Fußball überhaupt sinnvoll und nachhaltig bekämpfen? Welche Akteure stehen in der Verantwortung zu handeln? Wie man am Webtalk teilnehmen kann, wird unter nachfolgendem Link erklärt (bpb.de)

Washington Redskins: Markenschutz wegen Verunglimpfung weg

Schon lange haben sich Aktivist*innen gegen den Namen des NFL-Teams Washington Redskins eingesetzt. Der Name des Teams reproduziere und fördere eine rassistische Bezeichnung für Native Americans. Nun haben fünf Native Americans vor der amerikanischen Patentbehörde einen möglichen Durchbruch erzielt: Das Team aus Washington verliert den Markenschutz für seinen Eigennamen, weil dieser Native Americans verunglimpfe, erklärte die Behörde. Damit ist dem NFL-Club die Nutzung des Namens nicht verboten, er verliert aber möglicherweise einen großen Teil seiner Merchandise-Einnahmen. Ein Argument, den Namen vielleicht doch zu ändern. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass der Besitzer des Teams in Berufung geht (zeit.de).

 

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