14.11.-19.11.2013

Minden:  Verband verhandelt Rassismus- Vorwürfe+++Rassismus in italienischen Fan-Kurven+++Rechte Hooligans und Ultras+++Fußballclubs und Medien verharmlosen Neonazi-Probleme+++Neonazikonzert für "SS-Siggi"+++Österreich: Hitlergruß im Stadion – Verfassungsschutz nicht motiviert genug+++Hakenkreuz-Tattoo fotografiert: Betreuer von Roter Stern Leipzig vor Gericht+++Eintracht Braunschweig veranstaltet Workshop gegen Rassismus+++Veranstaltungstipp: Vortrag zu Rassismus im Stadion in Dortmund

Minden:  Verband verhandelt Rassismus- Vorwürfe

Nach den Vorfällen beim Kreisliga-B-Spiel von Tuspo Meißen beim VfB Gorspen- Vahlsen verhandelt nun die Verbandsspruchkammer über den in Raum stehenden Vorwurf rassistischer Äußerungen. Diese seien auch in sozialen Netzwerken veröffentlicht worden, erklärte der Kreisvorsitzende Thomas Schickentanz. Grundlage für die Verhandlung ist der Sonderbericht des Schiedsrichters und eine Eingabe des Gastvereins. Der konkrete Verhandlungstermin ist noch offen. (mt-online.de)

Rassismus in italienischen Fan-Kurven

Nicht nur in Deutschland gibt es Probleme mit rechtsextremen Fußballfans:  In Italien wird die ursprünglich links geprägte Ultra-Kultur mittlerweile von rechten Gruppierungen dominiert. Affenlaute und rassistische Parolen seien in Italien gesellschaftsfähig, sagt  Kai Tippmann, ein Kenner der italienischen Fußballszene. Eine Vielzahl der dortigen Ultra-Gruppen ist rechts-offen, einige sind sogar ganz offen neofaschistisch. Tippmann schätzt außerdem die Sensibilität der italienischen Verbände als  gering ein. (spiegel.de) Zuletzt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangten die "italienischen Zustände " durch den Eklat beim Freundschaftsspiel des AC Milan gegen den Viertligisten Pro Patria. Dort sah sich Kevin-Prince Boateng bei jeder Ballberührung "Urwaldgeräuschen " ausgesetzt und verließ daraufhin den Platz. Das Spiel wurde abgebrochen. (handelsblatt.com)

Rechte Hooligans und Ultras

Rechte Hooligans und Ultras erstarken in Deutschlands Stadien. Unterstützt werden sie hierbei häufig durch die Einstellung "normaler" Fans, die meinen, dass Rechte in Ruhe gelassen werden sollten, so lange sie nicht offen im Stadion agitieren. So werden diejenigen, die Nazis als solche benennen, plötzlich zu Unruhestiftern, die Politik ins Stadion tragen. Für Nazis, die sich im Umfeld von Fußballclubs bewegen, ein paradiesischer Zustand. (spiegel.de) Der Schulterschluss zwischen Rechtsextremen und Hooligans erreicht darüber hinaus eine neue Qualität: 17 Hooligangruppen aus ganz Deutschland haben sich unter dem Namen "GnuHonnters" zusammengeschlossen. Unterstützung bekommen sie von der militanten rechten Szene. Die Hooligans und die Rechtsextremen eint ein gemeinsames Feindbild: linksorientierte Ultragruppierungen.  (spiegel.de) Doch auch in den unteren Spielklassen werden Neonazis immer präsenter. Dort ist die DFL mit ihrem heftig umstrittenen Konzept "Sicheres Stadionerlebnis" nicht zuständig, Verbände, Funktionäre und Polizei nicht aufmerksam genug. "Rechtsextremismus wird in unteren Ligen als nachrangiges Problem wahrgenommen", meint die sächsische Landtagsabgeordnete der Partei  "Die Linke", Kerstin Köditz.  (spiegel.de)

Fußballclubs und Medien verharmlosen Neonazi-Probleme

Trotz der  Attacken auf Andersdenkende durch gewalttätige Rechtsextreme leugnen viele Fußballvereine die Existenz eines Nazi-Problems in ihren Fanblöcken. So stellte der MSV Duisburg vor wenigen Wochen eine "politische Motivation" für den Angriff auf die als links geltende Ultra-Gruppierung "Kohorte" in Abrede – obwohl Augenzeugen des brutalen Überfalls polizeibekannte Neonazis unter den Angreifern erkannt hatten. Auch andere Vereine bedienen sich einer solchen Verdrängungstaktik, wie Ereignisse bei Fortuna Köln, Alemannia Aachen und Eintracht Braunschweig zeigen. In Duisburg allerdings schwenkt der Verein nun um und gesteht Fehler ein.  (spiegel.de) Darüber hinaus thematisiert rbb-Moderator Jörg Thadeusz die Rolle der Medien bei der Aufarbeitung rechter Gewalt im Fußball. Diese zeigten oft zu viel Verständnis für rechte Hooligans. Die Nazilaufbahn von Fußballfans dürfe nicht mit ihrem "schweren Umfeld" begründet werden.  Jeder Nazi sei für seine Entscheidungen und Taten persönlich verantwortlich. Aber vor allem sei die Mehrheit der Fußballfans gefragt, dieser Minderheit entgegen zu treten. (berliner-zeitung.de)

Neonazikonzert für "SS-Siggi"

Am Samstagabend versammelten sich etwa 120 Neonazis im badischen Söllingen, um den Geburtstag des bekannten rechtsextremen Hooligans und Mitbegründer der neonazistischen "Borussenfront" Siegfried Borchardt zu feiern. Das Konzert sollte gleichzeitig den Kommunalwahlkampf der Partei "Die Rechte " einläuten, deren Spitzenkandidat Borchardt ist- allerdings in NRW. Zu dem Kuriosum eines Wahlkampfauftakts im tiefen Süden kam es, weil die Stadt Dortmund das Konzert an seinem ursprünglichen Veranstaltungsort  verboten hatte. So wurden die Neonazis erst kurzfristig zu ihrem alternativen Ziel, 400km von Dortmund entfernt, gelotst. Das Geburtstagskind ließ sich gar nicht erst blicken.  (endstation-rechts.de, taz.de,spiegel.de,bnr.de) Der SWR berichtet ausführlicher über den Veranstaltungsort,  das Gasthaus "Rössle" in Rheinmünster-Söllingen. (swr.de) In Dortmund kam es derweil zu rechtsextremen Solidaritätsbekundungen: der "Borsigplatz" wurde mittels Plakaten kurzfristig in Borchardtplatz umgewidmet, wie ein Blog berichtet. (nordstadtblogger.de)

Österreich: Hitlergruß im Stadion – Verfassungsschutz nicht motiviert genug

Nachdem rechtsextreme Hooligans bereits 2011 beim Spiel Austria Wien gegen Metalist Charkiw Hitlergrüße gezeigt hatten, rügt nun das Justizministerium die Ermittlungen des Verfassungsschutzes. Dieser hätte nur "wenig ambitioniert" ermittelt. Auch deshalb blieb der Vorfall ohne strafrechtliche Konsequenzen – nun fordert das Ministerium den Fall neu aufzurollen.  (derstandart.at)

Hakenkreuz-Tattoo fotografiert: Betreuer von Roter Stern Leipzig vor Gericht

Am Dienstag begann die Berufungsverhandlung gegen einen Betreuer des Fußballvereins Roter Stern Leipzig. Dieser hatte im Anschluss des Spiels seines Vereins gegen Lipsia Eutritzsch einen Spieler der gegnerischen Mannschaft fotografiert, auf dessen Arm ein Hakenkreuz-Tattoo zu sehen war. Weil er aber das Gesicht des Spielers vor der Veröffentlichung im Internet nicht unkenntlich machte, steht nun der Betreuer selbst vor Gericht - wegen Verstoßes gegen das Recht am eigenen Bild. Ein Sprecher von Roter Stern äußerte sich kritisch: Es sei unverständlich, dass derjenige verfolgt würde, der eine neonazistische Straftat öffentlich machte. (l-iz.de)

Eintracht Braunschweig veranstaltet Workshop gegen Rassismus

Unter dem Motto "Zeig Rassismus die Rote Karte" haben sich Schülerinnen und Schüler mit dem  Thema Rassismus und Diskriminierung beschäftigt. Der Workshop wurde im Eintracht-Stadion gemeinsam mit dem Verein " Show Racism the Red Card – Deutschland e.V. " ausgerichtet. Auch Eintracht-Spieler Domi Kumbela besuchte die Veranstaltung. (eintracht.com)

Veranstaltungstipp: Vortrag zu Rassismus im Stadion in Dortmund

Am 21. November findet in Dortmund eine Veranstaltung mit Vortrag und anschließender Diskussion zum Thema "Rassismus und Randale im Stadion – Schritte zu mehr Toleranz?" statt. In die Diskussion einführen wird der Sportjournalist Ronny Blaschke, anschließend diskutieren unter anderem Fanvertreter, Norbert Dickel und Vertreter der Stadt Dortmund.  Die Veranstaltung wird ausgerichtet vom  Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e. V. (dortmundgegenrechts.com, facebook.com)

 

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