11.09. - 17.09.2014

Hamburger Fußballspiel wegen Nazi-Verdachts abgesagt +++ Gelsenkirchen: Landesliga-Spieler klagt über rassistische Anfeindungen +++ Mannheim: NPD-Politisierung im Stadion +++ Mexikanischer Politiker beschimpft Ronaldinho als "Affen" +++ Erbachs Trainer Laubinger erhebt Rassismus-Vorwürfe +++ "Unsterblich Wien" - Fußballfans sind sie nebenbei +++ Platini will Kampf gegen Rassismus vorantreiben +++ Sport und Politik gemeinsam gegen Rechtsextremismus +++ Rummenigge verwechselt Rassismus mit Transfer-Kritik +++ Italien: Affenlaute und Bananen +++ Brasilien: Rassismus plagt das Fußballland +++ Tschechien: Diplomaten setzen mit Fußball Zeichen gegen Rassismus +++ Bonn: Nachwuchsfußballer engagieren sich für guten Zweck.

Die wöchentliche Presse- und Blogschau von fussball-gegen-nazis.de

Gelsenkirchen: Landesliga-Spieler klagt über rassistische Anfeindungen

Hiannick Kamba vom Gelsenkirchener Fußballverein YEG Hassel soll bei einem Landesliga-Spiel rassistisch beleidigt worden sein. Nicht zum ersten Mal, wie der Kongolese berichtet. Er hat die Anfeindungen, Beleidigungen und Affengeräusche satt und überlegt deshalb, seine Fußball-Laufbahn zu beenden. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schlimm das im Amateurfußball geworden ist“, sagt er. „Sonntag für Sonntag werde ich wegen meiner Hautfarbe beleidigt. Vor ein paar Wochen wurde mir noch in Haltern von einem Zuschauer gesagt, dass ich froh sein muss, als Neger überhaupt in Deutschland leben zu dürfen. Meine Ehefrau Christina kommt schon gar nicht mehr zu den Spielen, weil sie das nicht ertragen kann" (Der Westen).

Nazi-Vorwürfe im Fußball: Probleme nicht neu

Der Hamburger Fußballverband (HFV) hat zum ersten Mal kurzfristig ein Punktspiel gestrichen, weil gegen eine der beiden Mannschaften der Vorwurf des Rechtsextremismus erhoben wurde. Die Fußballer der 5. Herrenmannschaft des SC Sternschanze lehnten es ab, die 3. Herren des SC Osterbek zu empfangen. Die Fußballer begründen ihre Entscheidung mit einem Vorfall in der vergangenen Saison. Der Osterbeker Libero habe vor dem Spiel auf dem Platz die erste Strophe der Nationalhymne angestimmt. Einige Mitspieler seien außerdem einschlägig tätowiert gewesen und hätten Kleidung "mit eindeutig rechtsextremistischem Bezug" getragen. "Da spielen wir nicht länger mit", so hatten es die Sternschanzen-Fußballer Ende vergangener Woche in einem offenen Brief an den HFV formuliert. Lieber nehme man einen Punktabzug in Kauf (NDR).

Mannheim: NPD-Politisierung im Stadion

Beim vergangenen Waldhof-Spiel haben mehrere Männer “Flagge für Hehli” gezeigt – sie beklagten ein Stadionverbot für den neu gewählten NPD-Stadtrat. Droht eine Politisierung der Fan-Szene durch Rechtsextreme über das “gewohnte Maß” hinaus? (Rheinneckarblog)

Mexikanischer Politiker beschimpft Ronaldinho als "Affen"

Der brasilianische Fußballstar Ronaldinho ist von einem Politiker in seiner neuen Wahlheimat Mexiko als "Affe" beleidigt worden. Carlos Manuel Trevino Nunez, Mitglied der konversativen Nationalen Partei Mexikos, regte sich in einem Beitrag auf Facebook darüber auf, dass es wegen der offiziellen Vorstellung des 34-Jährigen beim FC Querétaro zu massiven Verkehrsbehinderungen in der Stadt kam. "Ich versuche tolerant zu sein, aber ich hasse Fußball und die verdummenden Phänomene, die er mit sich bringt", schrieb Nunez in einem Beitrag, der mittlerweile wieder gelöscht wurde: "Ich hasse es noch mehr, weil die Menschen die Straßen verstopfen. Ich habe zwei Stunden gebraucht, um nach Hause zu kommen. Und das alles für einen Affen. Einen Brasilianer, aber trotzdem einen Affen" (Die Welt).

Erbachs Trainer Laubinger erhebt Rassismus-Vorwürfe

Neue Weisung für Fußball-Schiedsrichter. Sie müssen ab dieser Runde bei der elektronischen Bearbeitung des Spielberichts zwingend die Rubrik „Meldung zu Gewalthandlungen und/oder Diskriminierung“ mit Ja oder Nein beantworten. Oktay Akay, vergangenen Sonntag Leiter der A-Liga-Partie SG Niederems/Esch gegen SV Erbach (4:1), hat nach Auskunft von Klassenleiter Norbert Kremer ein „Ja“ gesetzt, es aber nicht in einem Sonderbericht begründet. Kremer hat diese Information an Einzelrichter Alfred Hollinger weitergeleitet. Hintergrund: Erbachs Trainer Thomas Laubinger spricht von schlimmen verbalen Entgleisungen aus dem Lager der SG Niederems/Esch. Der 49-Jährige hat sich erst nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, öffentlich Stellung zu beziehen. Das habe überhaupt nichts mit dem Ergebnis zu tun, die Niederlage sei völlig verdient gewesen (Wiesbadener Tagblatt).

"Unsterblich Wien": Fußballfans sind sie nebenbei

Nazisymbole im Stadion, "Blut und Ehre"-Tattoos, Hitlergrüße und rassistische Gesänge: Mehrere der Angeklagten im Prozess rund um den Angriff auf einen türkischen Verein im Wien-Favoritner Ernst-Kirchweger-Haus sind für Verfassungsschützer und Austria Wien wegen ihrer rechten Umtriebe keine Unbekannten. Sie nennen sich "Unsterblich Wien" und lassen Ideologien ihrer verstorbenen Urgroßeltern aufleben – Fußballfans sind sie nebenbei. Mit Vereinsrivalität und nationalen Grenzen nehmen sie es nicht so streng, wenn es darum geht, sich mit anderen rechtsextremen Fangruppierungen zusammenzutun – etwa mit "Ultras Slovan Bratislava", die im Stadion ganz offen Adolf Hitler huldigen (Der Standard).

Platini will Kampf gegen Rassismus vorantreiben

UEFA-Präsident Michel Platini will weiter entschlossen gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung im Fußball vorgehen. "Der Fußball ist verpflichtet, Werte zu verkörpern, die zu einer toleranteren Gesellschaft beitragen", sagte der 59-Jährige in Rom, wo er die Konferenz "Respekt für Vielfalt" der Europäischen Fußball-Union (UEFA) eröffnete. Die Beliebtheit des Fußballs bringe eine "Verantwortung mit sich, die weit über den Sport hinausgeht". Bei der Konferenz sollten mehr als 200 Delegierte zwei Tage lang über den Kampf gegen Diskriminierung diskutieren (sport.de).

Sport und Politik gemeinsam gegen Rechtsextremismus

Bundespräsident Joachim Gauck und Innenminister Thomas de Maizière haben gemeinsam zur Wachsamkeit gegenüber rechtsextremistischen Aktivitäten im Sport aufgerufen. Bei der Eröffnung der Ausstellung "VorBILDER. Sport und Politik vereint gegen Rechtsextremismus" in Berlin sagte der auch für den Sport zuständige Minister: "Der Sport ist eine gute Plattform für Zivilcourage und bürgerschaftliches Engagement." Er sei aber leider auch eine begehrte Plattform für Feinde der Demokratie (t-online.de).

Rummenigge verwechselt Rassismus mit Transfer-Kritik

Karl-Heinz Rummenigge greift die deutsche Presse wegen der Kritik an Bayerns Spanien-Transfers massiv an, wirft Medien sogar Rassismus vor. Der Bayern-Boss irrt sich: Kritik an der Strategie eines Clubs hat mit Ausländerhass nichts zu tun. Rummenigge will nur ablenken (Focus Online).

Italien: Affenlaute und Bananen

Der italienische Fußball hat nach wie vor ein massives Problem mit Gewalt und Diskriminierung. Vor allem offener Rassismus und territoriale Diskriminierung prägten die vergangene Saison (Blick nach Rechts).

Brasilien: Rassismus plagt das Fußballland

In Brasiliens Fußball kommt es immer wieder zu rassistischen Vorfällen. Vergangene Saison wurde der unterklassige Verein Esportivo aus Rio Grande do Sul aufgrund von Beleidigungen des Schiedsrichters mit Punktabzug bestraft und stieg daraufhin ab. Der Fall hatte – wohl vor allem deshalb, weil er sich kurz vor der WM ereignete – zu einer landesweiten Debatte um Rassismus geführt. Schiedsrichter Marcio Chagas, der den Vorfall angezeigt hatte, wurde daraufhin sogar von Präsidentin Dilma Rousseff empfangen. Die Regierung richtete eine Hotline ein, über die rassistische Vorfälle im Fußball gemeldet werden können (Die Presse).

Tschechien: Diplomaten setzen mit Fußball Zeichen gegen Rassismus

Weil keiner der örtlichen Clubs gegen einen tschechischen Roma-Fußballverein antreten wollte, haben sich Diplomaten aus Skandinavien demonstrativ zu einem Freundschaftsspiel bereiterklärt. «Wir zeigen Rassismus die rote Karte», teilte ein Sprecherin der schwedischen Botschaft in Prag am Dienstag mit (Europe Online).

Bonn: Nachwuchsfußballer engagieren sich für guten Zweck

Der Veranstalter zeigte sich zufrieden. "Ich denke, wir haben ungefähr doppelt so viel zusammenbekommen wie im vergangenen Jahr", sagte Daniel Nöllgen, 1. Vorsitzender des Vereins "Fußball gegen Gewalt". Und sein Stellvertreter André Gehrke ergänzte: "Um die 2000 Euro dürften wir wohl als Reinerlös übrig behalten." Ein stattlicher Betrag, der komplett für einen guten Zweck verwendet wird: Die Summe kommt der Hannah-Stiftung gegen sexuelle Gewalt zugute (General-Anzeiger).

drucken