Web 2.0-Angebote kämpfen oft damit, dass Rechtsextreme sie nutzen. YouTube geht in die Offensive und startet einen Schüler-Videowettbewerb, um gegen Rassismus zu sprechen und Nazis zu signalisieren, dass sie nicht erwünscht sind.
Von Simone Rafael
"Wir müssen die Internetcommunity stark machen gegen Rechtsextremismus", sagt Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung, "die Nazis sind im Netz äußerst aktiv. Jetzt ist es an uns, ihre Wortergreifung zurückzudrängen." Genau das möchte der Schülerwettbewerb "361 Grad Toleranz", dessen Start am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Berlin eingeläutet wurde.
Auf einem eigenen YouTube-Channel können Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren bis zum 16. Oktober ihren Spot gegen Ausgrenzung und Diskriminierung hochladen. Hauptgewinn ist ein exklusives Konzert der Band "Silbermond" in der eigenen Schulaula. Daneben gibt es Klassenreisen nach Berlin und Camcorder zu gewinnen.
"Engagement gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung sollte selbstverständlich sein", sagt Stefanie Kloß, Sängerin von "Silbermond", "aber weil es das immer noch nicht ist, engagieren wir uns." Die zierliche Frau fügt hinzu: "Wir kommen aus Bautzen. Da sitzt die NPD jetzt im Stadtrat. Da macht mich traurig und wütend. Deshalb möchte ich so vielen Jugendlichen wie möglich sagen: Es ist an Euch, was zu ändern!"
Ein Zeichen setzen möchte auch YouTube Deutschland mit dem Wettbewerb. "Ja, wir haben ein Problem mit rechtsextremen Videos", sagt Country Director Stefan Tweraser, "aber genau mit solchen Aktionen wollen wir YouTube für Nazis unattraktiv machen und diese Randgruppe zurückdrängen, so weit es geht." YouTube wolle durch Engagement gegen Nazis klarmachen, dass diese nicht erwünscht seien.
Mit den weiteren Wettbewerbspartnern, der Amadeu Antonio Stiftung, der Aktion "Laut gegen Nazis", der Bundeszentrale für politische Bildung und "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" sollen Jugendliche zur Teilnahme ermöglicht werden. Vor allem aber gibt es auf dem YouTube-Channel "361 Grad" bunte Spots, in denen Prominente wie Schauspieler Daniel Brühl, Fußballer Philip Lahm oder zur Teilnahme aufrufen und erklären, was für sie 361 Grad, also ein Grad mehr als die Drehung um die eigene Achse, eigentlich bedeuten.
Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel hat als Schirmherrin ein Video-Grußwort beigesteuert und findet, "mit Toleranz und Weltoffenheit lässt sich besser leben". Was die anwesenden Initiativen zu der Spitze ermunterte, Merkel solle den Kampf gegen Rechtsextremismus im Internet doch einmal mit mehr als warmen Worten unterstützen. Wobei warme Worte schon einmal eine gute Sache sind.
YouTube Deutschland-Sprecher Henning Dorstewitz verkündete jedenfalls froh, rechne man die YouTube-Nutzer weltweit zusammen, wäre YouTube das drittgrößte Land der Erde. Wenn sich darin eine breite Front gegen Rassismus und Ausgrenzung bilden ließe, wäre schon einiges erreicht.
Der YouTube-Channel:
www.youtube.com/361grad