Potsdam: Studenten filmen gegen Neonazismus

Fünf Filmteams von Studenten und Studentinnen der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" aus Potsdam haben Kurz-Spots gegen Rechtsextremismus gedreht. Manche regen zum Kichern, andere zum Denken an.

Die Idee zu den fünf Social Spots zum Thema "Für Toleranz und gegen Rechtsextremismus entstand an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung und der Koordinierungsstelle "Tolerantes Brandenburg".

Die Kurzfilme, die besonders Jung- und Erstwähler ansprechen sollen, wurden von Teams unter Anleitung von Regie-Professor Klaus Stanjek gedreht und sollen u.a. im Kino, im Fahrgastfernsehen der Regionalexpresszüge,im Internet, durch Handy-Videos oder durch Ausstrahlung um rbb-Fernsehen zu ihren Adressaten gelangen.

Die 5 Filmideen

Ein Spot mit dem Titel „TEUTDORF“ besteht aus einer absurden Utopie. Ein Dorf im Hinterland, das es geschafft hat. Seit 4 Jahren ist es durch und durch deutsch, reinrassig und einsam. Seit 4 Jahren regiert die „TNT“-Partei. Der Bürgermeister nimmt uns mit auf eine Tour durch sein Dorf. Was er stolz verkündet, wird gebrochen durch drastische Szenen, die man sieht (Kinder bei der Feldarbeit, Lehrer mit gelangweilten Schülern, randalierende Jugendliche u. a.). Am Ende ein Slogan: „Tu uns einen Gefallen: Denk nach!“

Ein nächster Spot mit dem Titel „KEIN PLATZ FREI FÜR RECHTS“ knüpft an eine wahre Begebenheit an. Während der Fußball-WM stehen auf einer Brücke ausgelassene Menschen vor einem Monitor. Sie singen, feiern friedlich, weltoffen. Als am Rande dieser Brücke plötzlich eine Gruppe junger Nazis auftaucht und „Deutschland! Deutschland!“ ruft, klingt das laut und scharf. Die Menge lässt sie abblitzen.

Ein derb-drastischer Spott-Spot mit dem Titel „BRAUN IST SCHEISSE“. Ein junger Nazi in einer Klokabine will sich mit einem Hakenkreuz verewigen, kämpft mit einem schwarzen Filzstift, dessen Tinte ausläuft, tupft sich dabei versehentlich ein Hitlerbärtchen an die Oberlippe...

Im Spot „NICHTS ZU SEHEN“ betrachtet man eine weite Landschaft, ein Dorf, eine Straßenkreuzung, eine Bushaltestelle... anschwellende Geräusche wie ein akustisches Fragezeichen. Die erschreckende Auflösung erfolgt zum Schluss.

Eine deutschtümelnde Familie zeigt der ironische Spot „FREMDES KULTURGUT“. Sie gehen zu Fuß ihrem Urlaubsziel entgegen. Über die Autobahn. Autos waren keine komplett deutsche Erfindung. Aber „ER“ hat den Deutschen die Autobahn gebracht. Eine Groteske.

Filme gegen Rechtsextremismus haben oft das Problem, stark mit Stereotypen zu arbeiten. Da machen auch die Arbeiten der Studenten nicht immer eine Ausnahme. Das Problem ist etwa im Film "Braun ist scheiße" zu sehen: Hier agiert ein Stereotyp-Neunziger-Jahre-Bomberjacken-Springerstiefel-Nazi zunehmend dämlich - damit geht der Film von inaktuellen Voraussetzungen aus und macht zudem das Problem klein, denn wenn Nazis alle nur dumm wären, wäre es sehr viel einfacher, gegen sie vorzugehen. Dafür ist er lustig. Positivbeispiel ist dagegen "Nichts zu sehen": Intelligente Idee mit Schockeffekt.

Sie können drei der fünf Spots im Internet sehen:
| www.hff-potsdam.de/_deutsch/aktuelles/spots-toleranz.html

Mehr auf netz-gegen-nazis.de:

| Statement-Videos gegen Rechtsextremismus

| Satire-Videos gegen Rechtsextremismus

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