NPD goes USA

Warum Globalisierung nur für andere? In der finanziellen Not sucht die NPD neue Freunde - und das ausgerechnet in dem Land, dass sie bisher eher als "Weltbrandstifter" brandmarkte und an dessen "US-Ostküste" sie "jüdisches Finanzkapital" walten sah: Die Website enpd.de versucht, amerikanische Sponsoren für den NRW-Wahlkampf der NPD zu akquirieren. Im Ernst.

Von Tilman Tzschoppe

Spendenaffären, ein veruntreuender Schatzmeister und auch noch der Verlust des Rieger-Erbes – es sieht schlecht aus mit der finanziellen Lage der NPD. Überraschend verursachen die wirtschaftlichen Engpässe kreative Ideen bei der NPD. Die sonst so US-Imperialismus-kritische und deutschtümelnde Partei muss wirklich unter Zahlungsschwierigkeiten leiden, denn sie versucht, dem ebenfalls klammen US-Amerikanischen Steuerzahler ein paar Spendendollar abzuringen. Doch in der Krise ist jedes Mittel recht und so präsentiert sich die neueste Internetpräsenz der NPD in feinstem deutschen Schulenglisch. Gewollt weltmännisch stellt man sich unter www. enpd.de dem potentiellen amerikanischen Spender vor, der den deutschen Nationalen finanziell unter die Arme greifen soll. Natürlich bleiben die skurrilen Momente bei einer solchen „Netzseite“, so der NPD-Jargon, nicht aus.

Antiamerikanismus und NPD?

Wo früher „Siegerjustiz“ und „amerikanische Kriegsverbrechen“ im Vordergrund standen, versucht der NPD-Vorsitzende Udo Voigt heute die Parteilinie, zumindest auf dieser Fundraising-Internetseite, USA-freundlich zu gestalten. So wettert Herr Voigt schon auf der Startseite vor allem gegen Kommunismus und den multikulturellen Staat. Die Gefahr für die Deutschen durch den Kommunismus wird dabei schon fast beängstigend zum zentralen Aufruf. Die NPD sieht sich vor allem von den kommunistischen Parteien ausgebeutet, die viele Steuergelder für sich beanspruchen und durch ihre Propaganda die NPD aus den Medien fernhalten. Deshalb verbreiten die Nationalsozialisten ja ihr Programm über das Internet. Auch auf ihrer englischen Seite erklären sie die Idee des multikulturellen Staates als gefährlich und gescheitert. All dies lässt sich von amerikanischen Konservativen leicht verdauen und ist in ähnlicher Form auch aus dem eigenen Land bekannt. Man denke nur an den nationalkonservativen Radiomoderator Rush Limbaugh, der identische Themen auf seiner Agenda hat. Lässt sich also vielleicht doch Kapital aus der Gemeinsamkeit von kulturellen Ressentiments schlagen?

Stolperstein Deutsche Geschichte

Unter „About Us“ stellt die NPD wieder einmal/erst einmal klar, was unter deutscher Geschichte zu verstehen ist. Auch dem US-Bürger soll die Doktrin „Ostdeutschland ist eigentlich Mitteldeutschland“ und „Schlesien und Pommern sind seit dem Zweiten Weltkrieg von Polen besetzt“ deutlich gemacht werden. Trotz schlimmster englischer Grammatik will die NPD beweisen, dass sich Gebietsansprüche durchaus international vermarkten lassen.

Doch ob diese Aussagen im Hinblick auf das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Rolle der USA günstig gewählt sind, sei dahin gestellt. Nicht umsonst sprach sich Harry S. Truman, im Einklang mit der Mehrheit des amerikanischen Volkes, in der Potsdamer Konferenz 1945 für die Teilung und Machtbeschränkung Deutschlands aus. Offenbar hofft die NPD auf Geldgeber, deren Geschichtsinteresse 1945 endet.

Neben der reichlich holpernden Auslegung deutscher Geschichte leidet die NPD gegenüber dem internationalen Publikum sichtlich unter Größenwahn.

„Our first goal is to get strong like the “Front National” in France or the “FPÖ” in Austria”“

„Bundestag / Reichstag and the European Parliament are the next Targets / Goals we want to achieve”

Die Amerikaner, denen die Schrecken des Zweiten Weltkriegs bewusst sind, können diese vollmundigen Worte als deutsche Großmachtsbestrebung verstehen. Da sich die NPD aber wohl hauptsächlich an NS-verehrende Gesinnungsgenossen in den USA wendet, handelt es sich eher um eine grobe Täuschung über die Sachlage – denn bis in den Bundestag hat die NPD es ja nun noch nicht einmal ansatzweise geschafft.

Slogans gegen die Pleite

Mit markigen Sprüchen versucht die NPD seit jeher, Wahlen zu gewinnen, in den Medien Präsenz zu erkämpfen, einfach nur zu provozieren und nun auch Haushaltslöcher zu stopfen. Natürlich wurden diese Parolen auch ins Englische übersetzt. Wenn der potentielle amerikanische Spender sich dann genug über die Unterseiten „Home“ und „About Us“ der Homepage amüsiert hat, gelangt er direkt zum Spendenaufruf „Donations“. Dort wird dann mit „Join our Fight!“ direkt zur imaginären Kasse gebeten. Der Spender hat die Möglichkeit, via Kreditkarte die Neonationalsozialisten mit 10 bis 700 Dollar zu unterstützen. Das Geld kommt dann, laut www.enpd.de, direkt den Landtagswahlkampf der nordrhein-westfälischen NPD zu Gute und wird sich direkt in den Wahlergebnissen widerspiegeln. Diese Logik bleibt jedem Demokraten unerschlossen, scheint aber für NPD-Verhältnisse normal.

Schönheitsfehler allerdings: Am Ende des Wahlkampfes werden wohl viele amerikanische Spender von der konfusen NPD-Logik desillusioniert. Da hilft kein Schönreden, die NPD erreichte 2005 in der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen lediglich 0,9% der Wählerstimmen.

Meinen die das Ernst?

Es bleibt der Eindruck, dass die Versuche der NPD, im englischsprachigen Raum Fuß zu fassen, eher als schlechter Scherz verbucht werden müssen – es ist allerdings keiner, die Domain enpd.de ist bei der Intrnetaufsichtsbehörde "Denic" auf den NPD-Parteivorstand und Michael Petri registriert, der bei den Neonazis auf für den „NPD-Wochenbrief“ verantwortlich ist. Will die NPD also das Thema ernst nehmen, wünschte man ihr zumindest einen erweiterten Volkshochschulkurs in Englisch. Denn in unserer globalisierten Welt, wo Fremdsprachen so wichtig sind, kann die NPD noch viel über transatlantische und auch globale Völkerverständigung lernen. Bisher scheint die Resonanz jedenfalls nicht gerade groß: In den Foren der Seite („Meet the NPD!“ „Who is the NPD and why support the NPD“) gibt es seit November bisher keine Beiträge von BesucherInneN.

drucken