Morde an Transpersonen nehmen weltweit zu +++ Homo- und transfeindliche Übergriffe in Berlin weiter auf hohem Niveau +++ Homohass im Fußball +++ Ex-Fußballer Hitzlsperger befindet: Homo- und Transfeindlichkeit gibt es kaum noch +++ Homofeindlichkeit und Antisemitismus weiterhin Alltag an Schulen +++ "Freie Bahn für Genderwahn!" +++ Ein tschetschenisches Folteropfer berichtet +++ Homo - und Transfeindlichkeit International +++ Drittes Geschlecht mit Segen des Bundesverfassungsgericht +++ #metoo geht auch im November weiter +++ “Frauenmorde” in Deutschland: Immer noch kein Thema
Am Ulmer Landgericht hat der Prozess gegen einen Jugendlichen begonnen, der einen 67-jährigen Mann mit etlichen Messerstichen in dessen Wohnung tötete. Das entscheidende Motiv soll dabei Homophobie gewesen sein. Der Angeklagte war von Zuhause ausgerissen und lebte zur Tatzeit auf der Straße. (Süddeutsche)
Am 20. November 2017 wurde anlässlich des Transgender Day of Remembrance weltweit an die Opfer transphober Gewalt erinnert. Die Zahlen sind alarmierend: Aktivisten des Trans Murder Monitoring Projekt der Organisation Transgender Europe registrierten weltweit mindestens 325 Morde an Transpersonen zwischen Oktober 2016 und September 2017 – und damit 30 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. LGBTI-Aktivisten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer weit höher liegt. (Queer.de)
Die Zahl homo- und transfeindlicher Übergriffe in Berlin liegt weiterhin auf hohem Niveau. In den ersten drei Quartalen 2017 wurden Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Interpersonen (LSBTI) 121-mal Ziel von Hasskriminalität wegen sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität. Das sagte der Opferbeauftragte der Berliner Polizei Wolfram Pemp und stützte sich dabei auf aktuelle Daten aus der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik. (neues deutschland)
Für den 1. FC Köln läuft es in der neuen Bundesliga-Saison nicht gut. Die Mannschaft von Trainer Peter Stöger verlor nicht nur mit 0:3 gegen die TSG Hoffenheim, wegen beleidigender Fan-Transparente aus der Südkurve drohen auch empfindliche Geldstrafen. Auf einem der Banner ist Hoffenheim-Mäzen und SAP-Mitgründer Dietmar Hopp in einer "Dinner for One"-Szene beim aktiven Analverkehr mit einem Butler zu sehen, um ihn herum fliegen Geldscheine. Hopps Anwalt Christoph Schickardt forderte bei Hass und Hetze durch Fans ein härteres Durchgreifen des DFB. (Queer.de)
Angriffe im Regenbogenkiez, Hassbotschaften auf Facebook: In Berlin sind homofeindliche Übergriffe Alltag. Ein Professor für Kriminologie untersucht diese Gewaltdelikte. Eine Spurensuche. (Tagesspiegel)
Das Bundesverfassungsgericht hat bekannt gegeben, die Verfassungsbeschwerde einer transgeschlechtlichen Frau zum Gutachterzwang im “Transsexuellengesetz” nicht anzunehmen, weil diese keine Aussichten auf Erfolg habe. Die Beschwerdeführerin wollte erreichen, dass sie ihren Namen und ihre Geschlechtszugehörigkeit in offiziellen Dokumenten ändern kann, ohne – wie vom Gesetzgeber gefordert – zwei Gutachter unabhängig voneinander von ihrer Transsexualität überzeugen zu müssen. (Queer.de)
In einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit", in der er sich Anfang 2014 als schwul geoutet hatte, hat der frühere Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger betont, dass sich die Lage von Schwulen und Lesben in Deutschland stark verbessert habe. Auf den Einwand des "Zeit"-Journalisten Moritz Müller-Wirt, das klinge "alles fast zu schön, um wahr zu sein", betonte Hitzlsperger: "Ich war auch überrascht, wie reibungslos es ging. Ein paar wenige gibt es noch, die öffentlich mit dummen, homophoben Sprüchen auffallen. Das sind Spinner, die in einer schrägen Filterblase gefangen sind. Oder mal so gesagt: Nicht der Schwule ist doch heute die Randgruppe, sondern der, der über ihn lacht." Diese Grundaussage führte zu Kritik in sozialen Netzwerken. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld teilte etwa in ihren Profilen auf Facebook einen Artikel über das Interview mit Hitzlsperger und fragte, ob die Follower das auch so sehen würden. "Schön, dass Herr Hitzlsperger diese guten Erfahrungen macht", betonte Stiftungs-Vorstand Jörg Litwinschuh. "Für viele gesellschaftliche Bereiche und Gruppen stimmt dies sicher. Zugleich steigen die Zahlen homophober Gewalttaten leider an." (Queer.de)
Lesbisch oder schwul? In der Schule ist das selbst in Zeiten der Ehe für alle oft immer noch ein Tabu. So geht nicht einmal die Hälfte der homo-, bisexuellen und transgeschlechtlichen Lehrkräfte an ihrer Schule offen mit der eigenen sexuellen oder geschlechtlichen Identität um. Auch viele, die bei Familie und Freunden vollständig geoutet sind, sind damit an der Schule vorsichtiger. Das ergibt eine bundesweite Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes unter mehr als 830 LGBTI-Lehrkräften. (Tagesspiegel)
Nachdem mehrere Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare regulär anbieten, hätten die betreffenden Landeskirchen oder der Info-Service der EKD zahlreiche Briefe und E-Mails mit kritischen bis feindseligen Stimmen gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Homosexuellen erhalten. Die Inhalte gehen häufig mit Wertun gen und Vorurteilen, teilweise auch mit Herabsetzungen und Verunglimpfung einher und machen einen innerkirchlichen Konflikt deutlich. (Mannschaft Magazin)
Der Wuppertaler Felix Kruppa (27) hat für seine Masterarbeit 668 Schüler befragt – und herausgefunden, dass unter anderem Homofeindlichkeit und Antisemitismus Alltag sind. Für Kruppa kommt das nicht überraschend – er hat erlebt, wie „Jude“ immer wieder als Schimpfwort benutzt wurde und kennt Menschen jüdischen Glaubens, die sich dazu in der Schule nicht bekennen wollen, sagt er. Und Homophobie sei unter Jugendlichen fast immer ein Faktor. (Westdeutsche Zeitung)
Der 16. November ist laut UN-Beschluss der Internationale Tag der Toleranz - ein Thema, das auch Europas Sportler bewegt, nicht zuletzt bei ihrem Kampf gegen die Homophobie. Auf den Weg gebracht wurde die Kampagne "Keine Toleranz für Intoleranz" maßgeblich in Skandinavien, wo Stars wie Anja Pärson, Kajsa Bergqvist oder der Handballer Tobias Karlsson (SG Flensburg) regelmäßig klar Stellung beziehen. (Eurosport)
"Freie Bahn für Genderwahn!", lautet das Motto für den Hamburg Pride 2018. Darauf haben sich Mitglieder von Hamburg Pride e.V. und der Community geeinigt, teilte der Verein auf seiner Facebookseite mit. Zur Begründung heißt es: "Der kraftvolle Slogan greift den diffamierenden Begriff 'Genderwahn' bewusst auf, um ihn zu einem selbstbewussten Aufruf für mehr Akzeptanz und Selbstbestimmung zu nutzen."' (Queer.de)
Die "Tagesspiegel"-Kolumne "Heteros fragen, Homos antworten" ist in Berlin mit dem Respektpreis 2017 ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung des Bündnisses gegen Homophobie, die seit 2010 jedes Jahr verliehen wird, nahmen die verantwortlichen Journalisten Anja Kühne, Tilmann Warnecke und Björn Seeling von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) im Marshall-Haus auf dem Berliner Messegelände unter dem Funkturm entgegen. Die vergangenes Jahr gestartete Kolumne räume mit Vorurteilen auf, lobte das Bündnis gegen Homophobie. (Queer.de, Tagesspiegel)
Ausland
Maxim Lapunow ist einer von denen, die es offiziell nie gegeben hat: ein Folteropfer der tschetschenischen Sicherheitsorgane; entführt und festgehalten in einem Geheimgefängnis in Grosny, geschlagen und erniedrigt wegen seiner Homosexualität. "Sie haben mich mit dem Gesicht zur Wand gestellt, und dann haben sie mich lange Zeit geschlagen, erst einer, dann der andere", sagte der gebürtige Russe aus dem sibirischen Omsk aus. Er ist der erste öffentliche Zeuge in einer Affäre, die seit einem halben Jahr in den Medien kursiert, die tschetschenische Führung zu zahlreichen Dementis nötigte und sogar die politische Führung in Moskau auf den Plan rief: Russlands Präsident Wladimir Putin versprach, die "Informationen oder Gerüchte" überprüfen zu lassen. (der Standard)
Ein Gericht in Kairo hat 14 homosexuelle Männer zu jeweils drei Jahren Haft verurteilt. Wie ihr Anwalt Ishaq Wadie mitteilte, wurden sie wegen "anormaler" sexueller Beziehungen verurteilt. Demnach kamen sie nach Zahlung einer Kaution von umgerechnet 230 Euro bis zum Beginn der Berufungsverfahren frei. Die Verfahren gegen drei weitere Angeklagte seien aus verfahrenstechnischen Gründen vertagt worden. Homosexualität als solche ist nach ägyptischem Recht zwar nicht strafbar, allerdings sehen sich Schwule in jüngster Zeit zunehmender Verfolgung unter dem Vorwurf der "Unzucht" oder der "Beleidigung der Religion" ausgesetzt. Nachdem Ende September Besucher eines Popkonzerts in Kairo die Regenbogenflagge schwenkten, wurden nach Angaben der Behörden 31 Menschen festgenommen. (derStandard)
Seit 1997 ist Homosexualität in China legal, und seit dem Jahr 2001 wird sie nicht mehr als psychische Erkrankung geführt. "Es gibt keine soliden wissenschaftlichen Beweise, dass die angeborene sexuelle Orientierung verändert werden kann", hieß es erst im vergangenen Jahr in einer Aussendung der globalen Psychiatervereinigung WPA, der auch China angehört. Und doch drängen Familien ihre homosexuellen Angehörigen in Spitäler – teilweise unter Einsatz von Gewalt. Dort werden ihnen laut HRW unbekannte Medikamente oral verabreicht oder gespritzt. In manchen Fällen werden sie an Elektroschocker angeschlossen. "Dabei werden ihnen etwa Filme mit schwulem Sex gezeigt", sagt HRW-Forscherin Maya Wang zum STANDARD: "Wenn sie erregt sind, werden ihnen Stromschläge verabreicht." Ohne jede Auswirkung auf ihre sexuelle Neigung, wie alle Betroffenen angaben, die für den Bericht interviewt wurden. (der Standard)
Das Gouverneursamt der Provinz Ankara untersagte jüngst LGBTI-Filmtage, die von der deutschen Botschaft organisiert waren. Die Begründung erweckt den Eindruck, es sollten nicht Filme vorgeführt, sondern ein Putschversuch initiiert werden: "(Die Veranstaltung) könnte einen Teil der Bevölkerung gegen einen anderen zu Hass und Feindschaft aufhetzen, es könnte eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit entstehen, aufgrund gesellschaftlicher Sensibilität gegen teilnehmende Gruppen könnten manche Kreise gegen die Vorführungen protestieren, es könnte zu Provokationen kommen ..." Nach dem Beschluss aus dem Gouverneursamt protestierte der für Europäische Angelegenheiten zuständige deutsche Staatsminister Michael Roth mit folgenden Worten: "Die Freiheit der Kunst und die Rechte der Minderheiten sind unantastbar." Die LGBTI-Bewegung erklärte, der Kampf gehe weiter. Daraufhin verhängten die Behörden ein unbefristetes Verbot über sämtliche in der Stadt geplanten LGBTI-Veranstaltungen. (Zeit, Telepolis, derStandard)
Danica Roem ist die erste Trans-Abgeordnete in einem amerikanischen Parlament. Innerhalb der Demokratischen Partei setzte sie sich gegen ihre vier parteiinternen Mitbewerber durch und wurde Kandidatin für das Abgeordnetenhaus von Virginia. Unterstützt wurde sie unter anderem von Ex-Vize-Präsident Joe Biden. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus am siebten November setzte Roem sich gegen den Republikaner Robert G. Marshall durch, der den 13. Distrikt seit 25 Jahren vertrat. Ein interessantes Detail am Rande: Marshall war der Urheber der sogenannten 'Bathroom Bill', die Trans-Menschen unter Androhung von Strafe vorschreiben wollte, dass sie in öffentlichen Gebäuden die ihrem biologischen Geschlecht entsprechende Toilette benutzen müssen. (RTL Next)
Nach dem Rücktritt des 93-jährigen simbabwischen Präsident Robert Mugabe hoffen LGBTI-Aktivisten auf eine Öffnung ihres Landes gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten. "GALZ hat die Nachricht des Rücktritts von Robert Mugabe mit Jubel aufgenommen", erklärte die Organisation Gays and Lesbians of Zimbabwe (GALZ) in einer ersten Reaktion. "Seit 1995 hat GALZ die Brutalität und den Hass Robert Mugabes abbekommen, nur wegen seine Abneigung von Vielfalt. Wir sind begeistert, dass das Gesicht der Brutalität und des Hasses, von der unsere Community verfolgt wurde, Geschichte ist." Ricky Nathanson von der Trans-Organisation Sexual Rights Center's Trans Research, Education, Advocacy and Training (TREAT) erklärte gegenüber "Washington Blade", dass ihr eine große Last von den Schultern gefallen sei, als sie von Präsident Mugabes Rücktritt erfuhr. Gleichzeitig sei es zu früh vorherzusagen, ob sich die Lage für die LGBTI-Community im Lande verbessere: "Wir können nur hoffen, dass die neue Führung das Ruder herumreißen kann." (Queer.de)
Homofeindlichkeit im Fußball ist nach wie vor ein großes Thema, weltweit. Der offen schwule Kicker Robbie Rogers, der kürzlich sein Karriere-Ende bekannt gab, machte im Sommer 2016 eine schwulenfeindliche Beschimpfung öffentlich. Eine Woche lang zeigt nun jeder englische Fußballliga-Platz beispielsweise regenbogenfarbene Eckfahnen zur Unterstützung der „Rainbow Laces“-Kampagne von Stonewall. Die Aktion dauert vom 25. November bis zum 3. Dezember. Die Kampagne wurde 2013 ins Leben gerufen und ist ein Zeichen der Solidarität mit queeren Spielern, Mitarbeitern und Fans. In Russland dagegen, wo nächstes Jahr die Fußball-WM stattfindet, behaupten Funktionäre gerne, es gäbe gar keine schwulen Kicker. (Mannschaft Magazin)
Die Vorwürfe gegen mächtige Männer in Hollywood reißen nicht ab. Neben Produzent Harvey Weinstein, Schauspieler Kevin Spacey und Comedian Louis C.K. wurden auch gegen Regisseur Brett Ratner schwere Anschuldigungen erhoben: Sechs Schauspielerinnen beschuldigten ihn in der „Los Angeles Times“, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Nun hat auch Schauspielerin Ellen Page dem Regisseur Ratner Fehlverhalten am Set vorgeworfen. Bei den Dreharbeiten zu „X-Men: Der letzte Widerstand“ habe er ihr gegenüber anzügliche Bemerkungen gemacht und sie schließlich vor der gesamten Crew geoutet. Die inzwischen offen homosexuell lebende Page, die zum Zeitpunkt des Vorfalls 18 Jahre alt war, hatte sich bis dahin selbst noch nicht geoutet. (FAZ)
Gleichberechtigung:
Die Karlsruher Richter haben ein gutes, sinnvolles Urteil gesprochen. Die Kritik wird nicht lange auf sich warten lassen. Doch mit „Genderwahn“ oder einem ins Abstruse gesteigerten Gleichstellungsfuror hat die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nichts zu tun. Es geht vielmehr um die Anerkennung der Tatsache, dass es biologisch nicht nur Männer und Frauen, sondern eben auch Intergeschlechtliche – früher auch Zwitter genannt – gibt. Dadurch, dass dies künftig in Geburtsurkunden seinen Niederschlag finden kann, wird niemandem etwas weggenommen. (Augsburger Allgemeine)
Die EU-weit einmalige Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dass ein drittes Geschlecht im Geburtenregister eingeführt oder gänzlich auf eine Geschlechtsangabe verzichtet werden müsse, ist von LGBTI-Aktivisten und der Antidiskriminierungsstelle des Bundes begrüßt worden. Vereinzelt gab es auch Kritik – manchen Aktivisten ging der Beschluss nicht weit genug, der AfD dagegen viel zu weit. (Queer.de)
Drittes Geschlecht: Potenzial für eine Gesellschaftsveränderung (Badische Zeitung)
Die Mehrheit in Australien hat in einer brieflichen Befragung deutlich Ja gesagt zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Die Gegner unter dem früheren Premierminister Tony Abbott wollen den Kampf weiterführen. (der Standard)
Der langjährige Trend zu mehr Gleichberechtigung weltweit ist einer Studie zufolge ins Stocken geraten. Die Lücke zwischen den Geschlechtern im Hinblick auf Gesundheit, Bildung, ökonomische Teilhabe und politische Mitwirkung ist 2017 erstmals seit 2006 gewachsen, wie ein Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) zeigt. „Ein Jahrzehnt des langsamen, aber stetigen Fortschritts beim Verbessern der Gleichheit zwischen den Geschlechtern kam 2017 zum Erliegen“, heißt in dem Papier. (Tagesspiegel, Süddeutsche)
Sexismus / sexualisierte Gewalt:
Es geht die Angst um unter den mächtigen und einflussreichen Männern Hollywoods. Fast täglich gibt es neue Vorwürfe von sexueller Belästigung gegen Produzenten, Regisseure, Drehbuchschreiber und Schauspieler. Der Status eines Stars, eines Filmheldens schützt nicht mehr. Viele haben sich schuldig gemacht, direkt oder indirekt, und fast alle haben weggeschaut. Seit dem Skandal um Studioboss und Oscarpreisträger Harvey Weinstein, der nach letzter Zählung knapp 80 Frauen sexuell belästigt oder vergewaltigt haben soll, wagen es immer mehr Opfer, offen über ihre Erlebnisse zu sprechen. Hollywood ist nicht mehr so wie noch vor wenigen Wochen. (Welt)
Nach Harvey Weinstein und Roy Price jetzt Kevin Spacey: Die Liste mutmaßlicher sexueller Übergriffe durch mächtige Männer in Hollywood wird immer länger. Immer mehr Opfer trauen sich, ihre Geschichten zu erzählen, die die Medien jetzt dankbar aufnehmen – obwohl viele Vorwürfe lange bekannt waren. Umso wichtiger ist, dass die Debatte nicht abrupt abreißt, wenn das Thema nicht mehr "heiß" ist. (Meedia)
In der Debatte um sexuelle Übergriffe und Sexismus in Hollywood dringen immer neue Vorwürfe nach außen: Der Oscarpreisträger Dustin Hoffman soll Mitarbeiterinnen, darunter eine Minderjährige, sexuell belästigt und begrapscht haben. (Süddeutsche)
Es ist eine Schmutzlawine, die über die US-Unterhaltungsbranche niedergeht, seit die ersten Vorwürfe gegen den Produzenten, Harvey Weinstein, laut wurden. Den digitalen Aufschrei #metoo mögen manche als Hysterie bezeichnen. Und leider ist die mediale Aufbereitung des Skandals oft voyeuristisch, sich an immer neuen Namen aufgeilend. Dennoch ist #metoo wichtig. Die Kampagne macht Opfern Mut, endlich mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, sich wehren zu können. Und sie vermittelt einen Eindruck von den Dimensionen des Problems. (Südwest Presse)
In Großbritannien mehren sich die Aussagen von Journalistinnen und früheren Mitarbeiterinnen, von hochrangigen Politikern sexuell belästigt worden zu sein. Nun ist der britische Verteidigungsminister Michael Fallon zurückgetreten und räumt Fehlverhalten ein. (Süddeutsche, Handelszeitung, Kurier)
Sexuelle Übergriffe, Belästigungen, Sexismus sind derzeit ein großes Thema. Besonders brisant - und bisher kaum beachtet und aufgearbeitet - ist dies in einem Bereich, wo das natürlich eine besondere Rolle spielt: Bei der deutschen Polizei. Liest man, sogar offizielle, Berichte darüber fragt man sich durchaus, ob man dann das Vertrauen haben kann, dass unsere "Ordnungshüter" mit so etwas angemessen umgehen - oder nicht selbst an sich arbeiten sollten, damit auch so etwas bei Tätern richtig erkannt und damit umgegangen werden kann. (Huffington Post)
158 Frauen wurden 2016 in Deutschland von ihrem Partner oder Ex-Partner umgebracht, 211 überlebten den versuchten Totschlag. Was in Lateinamerika, aber auch in Italien, Spanien, oder Irland längst unter dem Begriff “Frauenmorde” als gesellschaftliches Problem diskutiert wird, bleibt hierzulande dennoch ein Randthema, das höchstens in die Boulevardpresse Einzug hält. Unter dem Slogan “Keine mehr” (“Ni una menos”) haben 2015 und 2016 Hunderttausende in Mexiko, Argentinien und Peru gegen Frauenmorde protestiert. Doch was kann in Deutschland gegen Gewalt an Frauen getan werden? (neues deutschland)
Wieso sind Proteste gegen den Feminismus zunehmend polemischer und diffamierender geworden, fragt in einem neuen Forschungsvorhaben ein Team des Zentrums für Genderforschung. (Oberhessische Presse)
MEHR MENSCHENFEINDLICHKEIT AKTUELL, November 2017:
| Menschenfeindlichkeit November 2017: Antisemitismus
| Menschenfeindlichkeit November 2017: Internet, Social Media, Hate Speech
| Menschenfeindlichkeit November 2017: Islamfeindlichkeit
| Menschenfeindlichkeit November 2017: Rassismus und Feindlichkeit gegen Flüchtlinge
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