In Sozialen Netzwerken gibt es viele nette Menschen – und leider auch nicht wenige, die rechtsextreme, rassistische, antisemitische, antiziganistische und weitere menschenfeindliche Inhalte verbreiten. Wie können Userinnen und User darauf reagieren – am besten kreativ, ohne sich selbst zu gefährden und ohne sich selbst auf ein menschenfeindliches Niveau herabzulassen? Um diese Fragen dreht sich ein neues Projekt der Amadeu Antonio Stiftung mit dem Titel „no-nazi.net – Für Soziale Netzwerke ohne Nazis“. Unterstützt wird es von SchülerVZ, Wer-kennt-wen, Jappy - und erstmals von Facebook.
Von Simone Rafael
Tim E. schreibt: „tot allen kinderschändern ich würde diese menschen gern selber richten“. Der User „Mein Weg - Gegen Missbrauch“ meint dazu: „Ich würde mich freuen, wenn wir noch mehr Leute dazu bewegen könnten ‚hinzusehen‘ anstatt die Augen zu verschließen!“ Ingrid P. findet: „Die Strafen sind viel zu gering“. Die Initiatoren der Seite schreiben: „Wir sind frei, sozial und heimattreu!“, werben für rechtsextreme Blogs und posten Nazi-Musik. Bei Diskussionen in Sozialen Netzwerken – gerade zu emotionalen oder politischen Themen - steht schnell Demokratie- und Menschenfeindliches neben völlig legitimen Aussagen. Rechtsextreme Propaganda ist oft nur wenige Klicks entfernt. Die Netzwerke reagieren auf offenen Rechtsextremismus. Doch mit subtileren Kommentaren müssen sich die Userinnen und User selbst auseinandersetzen.
Gerade Jugendliche zeigen sich in Sozialen Netzwerken vielfältig politisch interessiert. Sie sind aber auch von allen politischen Seiten ansprechbar. Die Amadeu Antonio Stiftung startet deshalb das neue Projekt "no-nazi.net - Für Soziale Netzwerke ohne Nazis“, um mit Jugendlichen an einer demokratischen Kultur in den Sozialen Netzwerken zu arbeiten.
Das Projekt
no-nazi.net geht in die Sozialen Netzwerke. Konkret sind es SchülerVZ, Wer-kennt-wen, Jappy und Facebook. Dort wollen wir mit Jugendlichen über die Stolperfallen von rassistischen Verallgemeinerungen, abwertender Streitkultur oder nur scheinbar unpolitischen Bands zu diskutieren. Mit den Mitteln des Web 2.0 - Filme, Grafiken, Umfragen, Quizzes und Wettbewerbe - erzeugen wir dort Aufmerksamkeit, wo demokratische Kultur, Gleichwertigkeit und die ungefährdete Entfaltung Aller durch Neonazis bedroht werden. „Das Projekt no-nazi.net unterstützt Jugendliche darin, Bedrohung, Mobbing und Gewalt nicht als legitimes Mittel zum Durchsetzen der eigenen Meinung anzuerkennen, sondern sich für einen demokratischen, offenen Umgang miteinander auch in den Sozialen Netzwerken zu engagieren“ sagt Anna Groß, Projektreferentin von no-nazi.net. Wo Rechtsextreme durch ihre Postings Rassismus, Antisemitismus oder NS-Verherrlichung als Normalität darstellen wollen, sollen ihnen demokratische Jugendliche selbstbewusst, informiert und kreativ entgegen treten können - ohne sich selbst zu gefährden oder auf ein menschenfeindliches Niveau herabzulassen. Mit no-nazi.net können sie Ideen entwickeln und umsetzen und Gleichgesinnte finden. Deshalb sind die Gruppen in den Sozialen Netzwerken nur für Jugendliche von 13 bis 18 Jahren gedacht. Wer älter ist, kann auf dem Projektblog no-nazi.net mitlesen und mitdenken. Für interessierte MultiplikatorInnen, Projektmitarbeitende oder (Medien)-PädagogInnen bietet no-nazi.net Fortbildungen zum Thema „Rechtsextremismus im Web 2.0“ an.
Der Ansatz ist ganz neu
Können Projekte im Internet und über das Internet mit Jugendlichen für eine demokratische Kultur arbeiten? Bleibt Engagement im Internet darauf beschränkt - oder hat es Effekte auch in der realen Welt? Auf diese Fragen wird "no-nazi.net - Für Soziale Netzwerke ohne Nazis" in den kommenden drei Jahren Antworten suchen. Möglich macht dies eine Förderung als Modellprojekt im Rahmen des Programms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und die Freudenberg Stiftung. Unterstützt wird no-nazi.net im Besonderen von den VZ-Netzwerken, Jappy, Wer-kennt-wen und Facebook.
Das passiert bei no-nazi.net!
no-nazi.net wendet sich speziell an jugendliche Userinnen und User von 13 bis 18 Jahren. In dieser Zielgruppe sind 63 Prozent täglich im Internet – und davon 70 Prozent täglich auf sozialen Netzwerken. Wir wollen die Jugendlichen also dort ansprechen, wo sie ihre Freunde treffen, ihre Freizeit verbringen und sich entsprechend auch positionieren und engagieren wollen. Deshalb gibt es jetzt no-nazi.net-Gruppen in den Netzwerken SchülerVZ, Wer-kennt-wen.de, Jappy und Facebook, in denen wir mit interessierten Jugendlichen gemeinsam diskutieren und arbeiten wollen. No-nazi.net ist das erste Projekt, das diesen methodisch neuen Ansatz versucht: Über die sozialen Netzwerke mit Jugendlichen für eine demokratische Kultur zu arbeiten.
Das Projekt no-nazi.net:
- - Bietet Informationen zum Thema Rechtsextremismus und Gegenstrategien in jugend- und internetgerechter Aufmachung, humorvoll und anregend, das heißt "Gute Ideen gegen Nazis":
- Videos (über Rechtsextremismus und den ganzen Rest)
- Grafiken (z.B. schicke Wallpaper!)
- Fotostorys (von nett bis böse...)
- Umfragen (zum Mitreden)
- und Quizzes (für NeueinsteigerInnen bis Profis)
- - Auch der verantwortungsvoll Umgang mit (eigenen) Daten und Fotos, ein guter demokratischer Umgangs- und vor alle Streitton im Internet, Gewaltfreiheit und Diskurs über demokratische Grundwerte gehören zum thematischen Repertoire.
- - Über Aktionen, Umfragen und Wettbewerbe wollen wir die kreativen Ideen der Jugendlichen anregen, sich auf vielfältige Art und Weise mit demokratischer Kultur auseinander zu setzen.
- - no-nazi.net will im nächsten Schritt interessierte Jugendliche ausbilden und befähigen, selbst in ihren Freundes- und Bekanntenkreisen im Internet aktiv zu werden, um Menschenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Hass mutig entgegen zu treten.
- - Und wer älter als 18 Jahre alt ist, darf auf dem Projekt-Blog http://no-nazi.net mitlesen und sich inspirieren lassen.
no-nazi.net ist ein Projekt der Amadeu Antonio Stiftung, die zivilgesellschaftliche Arbeit gegen Rechtsextremismus unterstützt und auch eigene Projekte entwickelt – wie etwa netz-gegen-nazis.de, aus dessen Aktivitäten no-nazi.net entstanden ist. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt.
no-nazi.net wird als Modellprojekt gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken”. Weitere Projektförderung kommt von der Freudenberg Stiftung.
Mehr Informationen auf dem Blog des Projektes:
http://no-nazi.net
Das sagen die beteiligten Netzwerke zum Projekt:
Eva-Maria Kirschsieper, Manager Policy, Facebook:
„Wir begrüßen und unterstützen die Initiative no-nazi.net. Facebook ist kein Ort für jene, die rassistische Ansichten verbreiten wollen. Facebook ist eine Plattform, auf der sich Menschen über ein breites Spektrum von politischen Meinungen austauschen, und Diskussionen über die gesellschaftlichen Auswirkungen von Rassismus und Rechtsextremismus sind ein wichtiger Teil davon. Aus diesem Grund unterstützen wir die Aktion no-nazi.net“.
Stefanie Waehlert, CEO der VZ Netzwerke Ltd:
„Ich freue mich, dass wir die mehrjährige Zusammenarbeit der VZ Netzwerke mit der Amadeu Antonio Stiftung mit dem Projekt „no-nazi.net“ weiter fortsetzen und ausbauen können. Das Eintreten für eine demokratische Kultur, Toleranz und Offenheit liegt gerade uns als größtem deutschen sozialen Netzwerk seit jeher besonders am Herzen. Die aktive Arbeit mit Jugendlichen in sozialen Netzwerken wie schülerVZ ist hierfür ein wichtiger Grundstein. Mit der „no-nazi.net“-Gruppe im schülerVZ erreicht das Projekt junge Menschen genau dort, wo sie mit Freunden und Bekannten kommunizieren und einen Großteil ihrer Freizeit verbringen.“
Eva-Maria Bauch, Geschäftsführerin von wer-kennt-wen.de:
„Wir freuen uns sehr, dass wer-kennt-wen.de bei dem Projekt no-nazi.net dabei ist. Es ist uns als soziales Netzwerk sehr wichtig, gerade unsere jugendlichen Nutzer zu stärken, damit sie sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus einsetzen – auf wer-kennt-wen.de und im realen Leben.“
Carolin Wimmer, Jugendschutzbeauftragte Jappy.de:
"Jappy verbindet. Und das unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Nationalität oder sozialem Hintergrund. Wir möchten allen Menschen, besonders aber jungen Usern, eine unbegrenzte und freie Kommunikation ermöglichen. Und wo geht das besser als in einer demokratischen Kultur? Um demokratische Grundwerte zu bewahren ist es aber wichtig, gegen Rassismus und Hass mutig einzustehen und Diskriminierungen und Rechtsextremismus entschlossen entgegenzutreten. Hier Strategien mit einem klaren "Nein" zur Gewalt, dafür aber einer Auseinandersetzung mit und Aufklärung über das Thema zu entwickeln, ist einfach spitze.
Wir finden es stark, dass das Projekt no-nazi.net einen neuen Weg bestreitet und mit kreativen, spielerischen und spannenden Mitteln eine demokratische Kultur unter Jugendlichen in sozialen Netzwerken fördern will. Das Projekt findet unsere volle Unterstützung und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit."
Anna Groß, Projektleiterin no-nazi.net:
„no-nazi.net ist total toll, weil es die Jugendlichen dort „trifft“, wo sie sich jeden Tag aufhalten – oft fernab vom Einfluss durch Schule, Jugendclub, Eltern. Das Spannende am Projekt wird sein, ob auch über die Sozialen Netzwerke eine enge persönliche Bindung zu den Jugendlichen aufgebaut werden kann, um mit ihnen nachhaltig zusammen arbeiten zu können. Auf jeden Fall warten viele kreative Ideen auf uns. Ich freue mich darauf!“
no-nazi.net in den Sozialen Netzwerken:
| SchülerVZ: www.schuelervz.net/nonazinet
| Wer-kennt-wen.de: www.wer-kennt-wen.de/club/2dwy6xmo
| Jappy: www.jappy.de/com/620753/presentation
| Facebook: www.facebook.com/nonazinet
| Google+: plus.google.com/u/0/102422145485583032470/
Mehr auf netz-gegen-nazis.de:
| Neues Projekt: no-nazi.net – mit Social Media Jugendliche aktivieren
Netz-gegen-Nazis.de berichtet natürlich ab jetzt fortlaufend über die Aktivitäten und Materialien auf no-nazi.net!