Wohin mit dem Rechtspopulsimus, der Empörung, Rassismus und Islamfeindlichkeit? Die neuesten Trend-Vereine: Direkte Demokratie für Europa (DDfE, oben) und Gemeinsam-Stark Deutschland e.V. (GSD, unten). Pegida und HoGeSa sind so 2014!
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Trendreport: Direkte Demokratie für Europa (DDfE) und Gemeinsam-Stark Deutschland e.V. (GSD)

In der Rechtsaußen-Szene kommen und gehen die Trends im Moment wie auf der Pariser Modewoche. Pegida und HoGeSa waren gestern - nun gibt es DDfE (Direkte Demokratie für Europa) und Gemeinsam-Stark Deutschland e.V.  (GSD). Wir machen den Check: Was kommt, was bleibt? Oder, um mit Monty Pythons "Leben des Brian" zu sprechen: Wer ist die "Judäische Volksfront" und wer die "Volksfront von Judäa"?

Von Simone Rafael

DDfE (Direkte Demokratie für Europa)

  • entwickelt aus: Pegida (Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes)
  • Grund der Spaltung: Top-Organisator Lutz Bachmann blamiert die "Bewegung" mit Hitler-Kostüm und rassistischen Internetpostings, will aber weiter bei Pegida mitspielen. Außerdem Streit über den Umgang mit dem offener rechtsextrem motivierten Ableger Legida (Leipzig).
  • Ort: Dresden - eine Ost-basierte Veranstaltung wie Pegida
  • Verein? Ja; Gründungsmitglieder: Sechs Pegida-Abtrünnige
  • Veranstaltungen: bisher 1 Kundgebung, 500 Teilnehmer_innen, 08.02.2015, Dresden
  • Personen: Kathrin Oertel, René Jahn und vier weitere aus dem Pegida-Gründungskreis
  • Ausrichtung: Organisator_innen sagen: Bürgernaher, konservativer, rechts der CDU. Da trifft man die AfD genauso wie die NPD. Mit Mitgliedern von beiden Organisationen sprechen DDfE-Leute. Kathrin Oertel sagt, sie seien "Sprachrohr des Volkes". Fragt sich nur, von welchem Volk.
  • Inhalte (Positionspapier): Direkte Demokratie, Meinungsfreiheit darf niemand zum Nachteil gereichen, Innere Sicherheit, Einwanderung und Asylrecht begrenzen (heißt hier: "reformieren"), bessere Renten- und Familienpolitik, Friedenspolitik (zielt auf Russland, man will also auch Montagsmahnwachler_innen mitnehmen), kein TTIP (ist ja auch im Trend)
  • Unterschiede zu Pegida: Kein Wort zur Islamisierung. Muss man sich bei "Einwanderung" mitdenken.
  • Fans bei Facebook (heute): 2.700 / Pegida: 160.000
  • Minus: Man soll nicht "Lügenpresse" schreien; mag Schleswig-Holstein nicht, vergisst es im Logo.
  • Verwechslungsgefahr: Diverse Initiativen für direkte Demokratie, die so ähnlich heißen; Pegida wegen prominenter Rolle von Frau Oertel in beiden Fällen

Gemeinsam-Stark Deutschland e.V. (GSD)

  • entwickelt aus: HoGeSA (Hooligans gegen Salafisten)
  • Grund der Spaltung: die HoGeSa-Organisatoren hätten den Hooligan-Grundsatz "Gemeinsam sind wir stark" missachtet - wie auch immer.
  • Ort: Fulda (Gründung) / Nürnberg (Vereinssitz) - eine West-basierte Veranstaltung wie HoGeSa
  • Verein? Ja; Gründungsmitglieder: 16 ursprünglich bei HoGeSa organisierte Hooligans
  • Veranstaltungen: bisher 1 Kundgebung, 400 Teilnehmer_innen, 08.02.2015, Ludwigshafen
  • Personen: Marcel Bolle (erster Vorsitzende), Sven „Captain Flubber“ Heuke (zweiter Vorsitzende), Ivan Bogdanov (Kassenwart), Manu Schreiber (Kassenwart ) und Butcher (Schriftführer). Alle vorher HoGeSa laut Faszination Fankurve.
  • Ausrichtung: Laut Website: "Bewahrung der patriotischen Interessen der Bürger in Deutschland"; "Heimat, Freiheit, Tradition".
  • Inhalte (Website): Die ersten 3 sollen reichen: "Für Weltoffenheit und einen natürlichen Austausch der Völker und Kulturen, ohne dabei Deutschland durch Massenzuwanderung zu islamisieren. Für den Erhalt deutscher Werte und Tugenden sowie gegen den Multi-Kulti-Wahnsinn. Für ein spezifisches Asylrecht und gegen den massenhaften Asylmissbrauch." Deutlicher Rechtssprech also, Ökothemen, Frieden (aka Russland), gegen EU und Nato kommen auch vor.
  • Unterschiede zu HoGeSa: Die haben ja auf einen verschwörungstheoretisch basierten Anti-USA-Kurs umgeschwenkt, den findet man hier nicht.
  • Fans bei Facebook (heute): 2.300, dazu Website, Youtube
  • Minus: Noch keine praktischen T-Shirts
  • Verwechslungsgefahr: Diverse harmlose Initiativen mit ähnlichen Namen, HoGeSa wegen Hooligan-Faktor und Logo-Klau

Und so sahen die Originale aus, nicht verwechseln:

Fazit:

PR-Technisch haben Pegida und HoGeSa weiterhin die Nase vorn: Einprägsamere Abkürzungsnamen, bessere Schrei-Sprüche (Pegida), Fan-Shirts (HoGeSa). Das alte Problem, wenn man Mäßigung hineinbringen will: Je radikaler, desto einprägsamer.

Spaltungen führen allerdings in der Regel zur Schwächung der Gesamtbewegung. Zum Glück ist da in Deutschland bisher die Rechtsaußen-Szene gut drin. Mal sehen, wann wir Pegida und DDfE, HoGeSa und Gemeinsam-Stark e.V. vergessen dürfen.

Und: Wann schwappt der Trend zur Spaltung ins Parteienspektrum? Wann spaltet sich die AfD - und in wie viele?

 

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