Chronik: Gewalt und Bedrohung durch Neonazis, Rassist*innen, Antisemit*innen - Mai 2014

Permanent bedrohen Neonazis Menschen in Deutschland, schüchtern sie ein oder greifen sie sogar an. Sie schaffen so ein Klima der Angst. Wir versuchen, das mal im Überblick zu behalten - aus Presseberichten, die wir in die Presseschau aufnehmen.  Chronik Mai 2014.

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Wenn etwas fehlt, bitte per Mail an netz@amadeu-antonio-stiftung.de.

31.05.2014, Eisenberg

Ein 40 Jahre alte Inder und ein 20 Jahre alte Pakistaner waren in der Nacht zum Sonntag auf dem Weg zum Stadtfest, als sie von drei unbekannten Männern ohne ersichtlichen Grund geschlagen wurden. Die Opfer erlitten Schwellungen am Kopf und Schürfwunden am Arm. Die Täter hätten die beiden zudem mit ausländerfeindlichen Äußerungen beschimpft. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und sucht nach Hinweisen auf die Täter (Focus online)

30.05.2014, Berlin-Adlershof

Rassistischer Angriff in Adlershof: In der Nacht zum 31. wurde ein Mann von drei Personen in der Dörpfeldstraße rassistische beleidigt. Als er die Beleidigungen ignorierte warf einer der Rassisten eine Glasflasche nach ihm, die ihn verfehlte. Danach sprang einer der Rassisten dem Mann in den Rücken und sie traten auf den am Boden liegenden ein. Als dieser flüchten wollte, warf die dritte Rassistin eine weitere Flasche nach dem Flüchtenden, die ihn abermals verfehlte (Berliner Register).

28.05.2014, Hannover

Ein russisches Ehrenmal in Hannover ist mit einem Hakenkreuz besprüht worden. Ein Passant hatte nach Polizeiangaben am Donnerstagmorgen einen Schriftzug und das Nazi-Symbol auf einer der beiden Gedenktafeln entdeckt (T-Online-News).

27.05.2014, Berlin-Friedrichshain

Rechtsextreme Täter sind in ein Lokal in der Koppenstraße eingebrochen und haben es verwüstet - in einer Gegend, in der Neonazis bisher kaum in Erscheinung getreten sind. Rechtsextreme Täter sind in das Lokal "Costallino" an der Koppenstraße eingebrochen. Die Gaststätte ist danach verwüstet. Rassistische Parolen in schwarzer Farbe verunzieren die erst vor wenigen Monaten neu gestrichenen Wände, der Inhalt mehrerer Feuerlöscher ist in den Räumen versprüht worden, Einrichtungsgegenstände wurden mutwillig zerstört. Der 43 Jahre alte Besitzer des Lokals, Hussein B., zeigte sich entsetzt. Noch immer sitzt der Schock tief. "Das kann man nicht verdrängen und einfach zur Tagesordnung übergehen", sagt der Geschäftsmann (Berliner MorgenpostB.Z.).

27.05.2014, Neuruppin

Gegen 2.00 Uhr nachts greifen etwa acht Personen das linksalternative Jugendwohnprojekt »Mittendrin« in der Bahnhofstraße an. Mit einem Stein zerschlagen sie ein Fenster im Wohnbereich des Projektes. In dem Raum hält sich zu diesem Zeitpunkt eine Person auf. Anschließend zerstören sie mit einer Eisenstange das Fenster und den Rahmen. Zwei der Angreifer können gefasst werden. Verletzt wurde niemand (Opferperspektive).

25.05.2014, Merseburg

Ein 27-jähriger Brasilianer ist in der Nacht zum 25. Mai auf dem Weg von Schkopau nach Merseburg erst ausländerfeindlich beleidigt und später mit Faustschlägen ins Gesicht und gegen den Oberkörper attackiert worden. Er konnte sich zu einem Wohnhaus retten und die Polizei alarmieren (Mitteldeutsche Zeitung).

25.05.2014, Buchenwald

Mutmaßlich Neonazis richteten in der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar schwere Schäden an. Die Täter schändeten eine Erinnerungsstätte für Personen aus dem kirchlichen und dem militärischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Es muss in den frühen Morgenstunden des vergangenen Sonntags gewesen sein, als sich die Täter an dem Gedenkort im Bereich der ehemaligen SS-Kasernen zu schaffen machten. Sie zerstörten eine Gedenktafel und beschädigten den Treppenzugang zu der 1999 eingeweihten Erinnerungsstätte. Den Sachschaden beziffert ein Sprecher der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers mit etwa 10 000 Euro (Blick nach rechts).

25.05.2014, Dortmund

Etwa 25 Neonazis aus dem Umfeld der Partei "Die Rechte" griffen am späten Sonntagabend eine Wahlparty im Rathaus von Dortmund an. Unter der Führung von Siegfried Borchardt ("SS-Siggi"), dem Spitzen-Kandidaten der Partei „Die Rechte“, versuchte die Gruppe, sich Zugriff zum Rathaus zu verschaffen. Wie die Polizei in Dortmund erklärte, wurden die Rechtsextremen durch 80 bis 100 Mitglieder anderer Parteien am Eindringen gehindert. Es kam zu Handgreiflichkeiten, Pfefferspray wurde von den Neonazis eingesetzt. Laut Feuerwehr wurden 10 Menschen bei dem Angriff verletzt. Aus Sicht von Beobachtern offenbar viel zu spät sei die Polizei eingetroffen, zudem konnte ein Polizeisprecher nicht bestätigen, ob es überhaupt Festnahmen gab (focus.de,ruhrnachrichten.de). Pikant:  "Die Rechte" hat bei der Wahl einen Sitz im Stadtrat erlangt, der an Siegfried Borchardt geht. Bald darf er also ins Rathaus (bnr).  Bei der Attacke wird ein Kameramann wird von Neonazis verprügelt, der Spitzenkandidat der Piratenpartei wird von einer Flasche am Kopf getroffen und erleidet eine Platzwunde, weitere Gäste der Wahlparty werden durch Pfefferspray der Neonazis verletzt (der westen.de).

25.05.2014, Bad Belzig

Pascal Stolle, der in Zukunft für die NPD in der Stadtverordnetenversammlung der Kur- und Kreisstadt Bad Belzig sitzen wird, soll am Wochenende einen Fotografen attackiert haben. Ausgangspunkt soll eine Feier auf einem privaten Grundstück anlässlich der Wahlen gewesen sein. Wie der Geschädigte berichtet, habe er sie beobachtet und sei eingeladen worden, an dem Fest teilzunehmen. Als er dort Bilder machen wollte, hätte er schließlich nach verbalen Angriffen einen Schlag kassiert. Er blieb unverletzt (MAZ).

24.05.2014, Berlin-Treptow-Köpenick

Das zehnte Fest für Demokratie fand in der Nähe des S-Bhf. Schöneweide statt. Während des Fests sind Neonazis aus dem Umfeld der NPD (u.a. Sebastian Schmidtke) aufgetaucht und haben Besucher*innen fotografiert und gefilmt. Ein Besucher des Fests der, als Reaktion auf die Neonazis, diese ebenfalls filmte wurde bedrängt. Als der Besucher für kurze Zeit das Fest verließ wurde ihm von den Neonazis das Bein gestellt und er wurde beschimpft (Berliner Register).

24.05.2014, Siegen

Der Hagener Staatsschutz ermittelt gegen eine Gruppe Neonazis, die am vergangenen Wochenende einen Studenten aus Siegen zusammengeschlagen hat. Der junge Mann erlitt Kopfverletzungen und musste auf der Intensivstation behandelt werden. Die mutmaßlichen Täter sind alle einschlägig vorbestraft. Die Neonazis hatten wohl zu einem Nazi-Konzert ins fränkische Scheinfeld fahren wollen, welches aber abgesagt wurde. Daraufhin seien sie durch die Siegener Oberstadt gezogen. Dass die Polizei die Neonazis nicht schon vor dem Übergriff unter Beobachtung hatte, wird nun kritisiert. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) berichtet, der Treffpunkt der Neonazis für die Reise zum Konzert sei bekannt gewesen. Siegener Beamten hätten im Austausch mit ihren Kollegen in Bayern sein, und die Gruppe von 30 Neonazis nach der Konzertabsage begleiten müssen (derwesten.de 1derwesten.de 2Störungsmelder).

23.05.2014, Berlin-Treptow-Köpenick

Gegen 19:30 Uhr haben 2 glatzköpfige Männer in der S-Bahn einem Mann, wegen seiner schwarzen Hautfarbe verboten zu sprechen. Nur durch ein eingreifen von anderen Mitfahrer*innen konnte weitere Gewalt verhindert werden (Berliner Register).

22.05.2014, Berlin-Friedrichshain

Eine Gruppe Punks hat am Ostkreuz einen Straßenmusiker belästigt und ihn als „schwul“  beleidigt. Anschließend sangen sie ein Lied mit Holocaust verherrlichendem Inhalt. Bereits zwei Tage zuvor hatten sie s am selben Ort einen Straßenmusiker bedrängt, sich lautstark über seine „Negermusik" beschwert und versucht, ihn zu vertreiben. Als zwei Passanten sich einmischten wurden diese als „Judenschwuchtel", „Scheißnigger" und „Itzi" beschimpft. Aus der Gruppe hinaus wurde dabei mehrfach auch der Hitlergruß gezeigt (Berliner Register).

19.05.2014, Neuruppin

Ein Wahlhelfer der Linken, der eine Tasche mit der Aufschrift seiner Partei um hat, fährt am Abend auf seinem Fahrrad an dem Neuruppiner NPD-Kandidaten Dave T. und einer weiteren Person vorbei. Diese hängen gerade NPD-Plakate auf. Der NPD-Funktionär zieht den 21-Jährigen unvermittelt vom Rad, sodass dieser zu Fall kommt. Mit dem Ruf "Verpiss dich du Stück Scheiße" und weiteren Faustschlägen wird der am Boden Liegende von T. traktiert. Der zweite Täter tritt gegen seinen Oberkörper. Der 21-Jährige wird aufgrund seiner Verletzungen ins Krankenhaus gebracht (Opferperspektive).

18.05.2014, Bergisch-Gladbach

Am Sonntagabend wurde der Bürgermeisterkandidat der Linken, Tomás Santillán, mit einem Messer angegriffen, als er in Refrath beschädigte Wahlplakate seiner Partei neu befestigen wollte. Der Angreifer beschimpfte den Politiker als „Missgeburt" und zeigte mit dem Hinweis, „dies sei die richtige Partei" mehrfach auf ein Plakat der NPD. Die alarmierte Polizei ermittelt gegen den 27-jährigen polizeibekannten Angreifer wegen des Verdachtes einer politisch motivierten Tat (Opferberatung Rheinland, Kölner Stadtanzeiger).

18.05.2014, Dresden

Eine Gruppe von Migranten ist in Dresden mit Hitlergruß und ausländerfeindlichen Parolen angepöbelt worden. Ein 29-Jähriger beleidigte sie am Sonntagmorgen an einer Haltestelle, teilte die Polizei am Montag mit. Als sich ein couragierter 21-Jähriger einmischte, wurde er von dem 29-Jährigen ins Gesicht geschlagen und zu Boden getreten (LVZ).

17.05.2014, Wanzleben

Aus Wut über ein verlorenes Fußballspiel haben Jugendliche in Wanzleben aus der Türkei stammende Austauschschüler ausländerfeindlich beschimpft. Der Polizei sei es drei Wochen nach dem Vorfall gelungen, die Täter dingfest zu machen, hieß es am Dienstag von den Ermittlern in Haldensleben. Es seien mehrere 16-Jährige und ein 13-Jähriger darunter. Alle haben gestanden. Die betrunkene Gruppe soll nach eigenen Angaben am 17. Mai nach einer Geburtstagsfeier an dem Wohnhaus vorbeigekommen sein, in dem einige Austauschschüler wohnten. Sie warfen Steine gegen Fenster, urinierten gegen die Haustür und grölten fremdenfeindliche Parolen, hieß es. Die Jungen, die in Wanzleben und Groß Germersleben wohnen, hätten zuvor ein Fußballspiel gegen die türkische Mannschaft verloren (MZ-Web).

17.05.2014, Regensburg

Eine junge Frau wurde am Samstag auf der Dult zuerst rassistisch beleidigt, dann brach ihr eine unbekannte Täterin das Bein. Die Polizei will bei der Vermutung eines fremdenfeindlichen Hintergrundes „keine voreiligen Schlüsse ziehen“. Trotzdem ermittelt jetzt der Staatsschutz. „Im gesamten Verlauf blieb es zumeist friedlich.“ Das schreibt die Regensburger Polizei in ihrer Bilanz des zweiten Dultwochenendes. Ganz und gar nicht friedlich war eine Gruppe Dultbesucher am Samstagabend: Sie feindete eine 28-jährige Frau und ihren Partner in der Nähe des Riesenrades wegen ihres „asiatischen Aussehens“ rassistisch an. Als sich Passanten schützend vor das Pärchen stellten, zogen die Pöbler zunächst ab. Kurze Zeit später kehrte eine Frau aus der Gruppe jedoch unvermittelt zurück und trat der 28-Jährigen so gegen das Schienbein, dass dieses brach – das Opfer leidet an einer seltenen Knochenkrankheit. Die Täterin konnte flüchten (Regensburg DigitalRadio Ramasuri).

16.05.2014, Stolpen

Vier Männer beleidigten Betreiber, Mitarbeiter und Gäste eines Döner-Lokals in Stolpen rassistisch,bedrohten und schlugen schließlich auf Betreiber und Mitarbeiter ein. Als die Polizei eintraf drohten und beschimpften sie weiter (RAA Sachsen).

16.05.2014, Delitzsch

In der Nacht vom 16.05.2014 wurden 2 junge Alternative aus dem Schlaf gerissen, als sie Tritte gegen die Tür wahrnahmen. Dann standen 4-5 junge Nazis in ihrer Wohnung. Sie schlugen sofort auf die beiden jungen Männer ein. Sie konnten sich nur mit einem Pfefferspray wehren. Danach sind die Angreifer geflohen (RAA Sachsen, No Dancing with Nazis)

15.05.2014, Uecker-Randow

Die Angriffe auf den gegen Nazis engagierten SPD-Politiker Patrick Dahlemann gehen weiter. Und sie kommen immer wieder aus dem Hinterhalt. Erst die Pflastersteine auf sein Torgelower Büro, jetzt wurde sein Wahlplakat an der Bundesstraße abgerissen. Der Europawahl-Aufsteller der SPD gleich daneben blieb unberührt. Da hat es offensichtlich jemand speziell auf Patrick Dahlemann abgesehen. „Zum Wahlkampf gehören auch Plakate“, sagt er. Doch nicht einmal die Wahlplakate können seine politischen Gegner ertragen. „Das zeigt doch, wes’ Geistes Kind sie sind“, sagt Dahlemann. Sie schrecken auch vor Straftaten nicht zurück. Dahlemann hat Anzeige erstattet. „Gerade bei einem Großaufsteller ist der Schaden besonders hoch.“ Der an der B 109 überstand nicht einmal eine Nacht. Dahlmann lässt sich aber nicht einschüchtern (Nordkurier). 

14.05.2014, Berlin-Treptow-Köpenick

In der Bahnhofstr. zwischen S-Bhf. Köpenick und Sellenbinderstr. wurden ca. 30 Aufkleber der NPD mit rassistischem Inhalt entdeckt. Bei deren Entfernung wurde eine Gruppe von Antifaschist_innen von zwei Jugendlichen beleidigt und bedroht (Berliner Register).

11.05.2014, Wittstock

Am Abend wird eine Gruppe linksalternativer Jugendlicher, die sich am Dosseteich aufhalten, von drei Rechten zuerst beschimpft. Nachdem sich ein Wortgefecht ergibt, attackieren die drei Rechten die Jugendgruppe körperlich. Dabei werden drei Jugendliche leicht verletzt (Opferperspektive).

11.05.2014, Bobitz

In der Nacht zu Sonntag, 11.05.2014, beschmierten Unbekannte den „Demokratie-Bus“ der Landeszentrale für politische Bildung mit Parolen und verschütteten eine übelriechende Flüssigkeit, die seinen Einsatz vorübergehend unmöglich macht. Außerdem wurde die Bützower Innenstadt mit Neonazi-Schmierereien überzogen sowie in Teterow Wahlplakate demokratischer Parteien zerstört (Endstation rechts)

11.05.2014, Magdeburg

In der Nacht von Samstag auf Sonntag, 11.05.2014, kam es in Magdeburg zu einem Angriff, bei dem mehrere Antifaschist*innen von Anhängern der AfD mit einem Messer bedroht, festgehalten und mit einem Baseballschläger verletzt wurden. Zuvor sollen die Nazigegner*innen versucht haben, eine größere AfD-Werbetafel umzustürzen. Infolgedessen stürmten zwei Unbekannte aus einem in der Nähe parkenden Auto und bedrohten die Gruppe mit einem gezogenen Messer und einem Baseballschläger. »Dabei griffen sie sich immer wieder eine Person heraus, die sie festhielten. Der Baseballschläger kam dabei wiederholt zum Einsatz und verletzte mindestens eine Person, die im Anschluß mit schweren Prellungen im Krankenhaus behandelt werden mußte. Das gezogene Messer wurde dabei wiederholt in die Richtung der bedrohten Gruppe gestoßen und mit den Worten ›Ich stech’ euch ab!‹ begleitet«, schilderten Antifaschisten die nächtlichen Vorgänge gegenüber Junge Welt.

10.05.2014, Münster

Die „Al­ter­na­ti­ve für Deutsch­land“ (AfD) ließ am Sams­tag, 10.05.2014, ihren Info­stand in der Müns­te­ra­ner Fuß­gän­ger­zo­ne durch eine Schlä­ger­trup­pe be­wa­chen. An­ti­fa­schis­t_in­nen ver­teil­ten in den Mit­tags­stun­den Flug­blät­ter, die den Na­tio­na­lis­mus der Par­tei kri­ti­sier­ten, und kom­men­tier­ten den Wahl­kampf durch ein Trans­pa­rent mit der Auf­schrift „Ras­sis­mus ist keine Al­ter­na­ti­ve“. Ob­wohl sich die An­ti­fa­schis­t_in­nen in deut­li­cher Ent­fer­nung von zirka 20 Me­tern zum Info­stand der AfD auf­ge­baut hat­ten und der Wahl­kampf zu kei­nem Zeit­punkt be­ein­träch­tigt wurde, be­droh­te die zu­erst sechs­köp­fi­ge Schlä­ger­trup­pe die Pro­tes­tie­ren­den. „Ihr ver­pisst euch jetzt hier, sonst haue ich dir in die Fres­se!“, war eine bei­spiel­haf­te Dro­hung. Mehr­fach ver­such­ten die ag­gres­siv auf­tre­ten­den Män­ner ihre Worte durch di­rek­ten Kör­per­kon­takt, Rem­pe­lei­en und Weg­drän­gen zu un­ter­strei­chen. Nach ei­ni­ger Zeit tauch­ten sogar zudem zwei be­kann­te Neo­na­zis aus Müns­ter auf, die die "Ordner" per Handschlag begrüßten (antifalinkemünster.blogsport).

10.05.2014, Erfurt

Zwei Wochen vor den Kommunal- und Europawahlen ist es am Wochenende in Erfurt zu einem gewalttätigen Übergriff von NPD-Aktivisten auf antifaschistische Gegendemonstrant*innen gekommen. Teilnehmer einer angemeldeten antifaschistischen Gegendemonstration und Sitzblockade gegen zwei NPD-Infostände in Erfurt, zu der mehrere Parteien und Organisationen aufgerufen hatten, wurden dabei nach Augenzeugenberichten von drei Männern aus den Reihen der Neonazi-Partei heraus tätlich angegriffen. Diese durchbrachen gewaltsam eine Polizeikette und verletzten zwei Gegendemonstranten unter anderem durch Fußtritte im Gesicht und am Handgelenk (NDdtodayinsuedthueringen.de).

10.05.2014, Gardelegen

Gegen 19 Uhr kommen einer 15-jährigen, augenscheinlich Alternativen und ihrer Freundin auf dem Hansefest in der Nähe einer Bühne zwischen den Verkaufsständen fünf Männer entgegen, starren sie aggressiv an und zeigen dabei auf die Logos ihrer Thor-Steinar-T-Shirts. Die erheblich älteren Männer laufen auf einer Höhe und gehen so auf die beiden Mädchen zu, dass die Freundin ausweichen muss. Die 15-Jährige wird beim Vorbeigehen von zwei der Unbekannten von beiden Seiten massiv angerempelt. Die Schülerin, die zuvor Zeitungen gegen Nationalismus auf dem Fest verteilt hatte, hat in der Folge Schmerzen im Schulterbereich (Mobile Opferberatung).

09.05.2014, Bonn

Die Fraktionsvorsitzende der Liste Undogmatischer StudentInnen im Studierendenparlamant (LUST) wurde bei einen Wahlkampfstand der AFD von Torsten Lange angegriffen. Die Studentin hatte beim Vor­bei­ge­hen einen  Papp­kar­ton mit Wer­be­ma­te­ria­li­en vom Tisch geschoben und war danach von dem ehemaligen PRO-NRW´ler und jetzigem Unterstützer der AFD mit Fäusten und Knien angegriffen und verletzt worden. Die Studentin erstattete An­zei­ge wegen Kör­per­ver­let­zung, woraufhin der Beschuldigte eben­falls eine An­zei­ge auf denselben Tat­be­stand stellte (Opferberatung Rheinland, linksunten.indymedia.org).

06.05.2014, Magdeburg

Gegen 23:10 Uhr wird ein 18-jähriger Magdeburger in einer Straßenbahn der Linie 93 auf Höhe der Haltestelle Kirschweg von einem Unbekannten u.a. mit den Worten "Mach dich aus unserem Land und verpiss dich dahin, wo du herkommst!" rassistisch angepöbelt. Während eines kurzen Wortwechsels schlägt er dem schwarzen Deutschen mit der Faust ins Gesicht. Die Straßenbahnfahrerin informiert umgehend die Polizei, die noch vor Ort einen polizeibekannten 25-Jährigen stellen kann (Mobile Opferberatung).

06.05.2014, Eisenach

In Eisenach haben vier Männer, vermutlich aus der Neonazi-Szene, einen 29-Jährigen Kubaner angegriffen und geschlagen. Dabei riefen sie rechte Parolen. Die Tat ereignete sich auf offener Straße am Dienstagnachmittag. Anschließend versuchten sie auch in die Wohnung des Opfers einzudringen, erst die Drohung der Freundin des Kubaners die Polizei zu rufen, vertrieb die Angreifer. Nun ermittelt  die Fahndungsgruppe zur Aufklärung rechter Straftaten "BAO Zesar" (thueringer-allgemeine.de).

06.05.2014, Weißenfels

Gegen Mitternacht wird ein 36-Jähriger in einem Imbiss von einem Unbekannten gefragt, ob er ihn wiedererkenne. Der Mann hatte ihn bereits zwei Wochen zuvor an einer Tankstelle unvermittelt mit einem Messer bedroht und dabei erklärt‚ er "hasse Ausländer". Dann holt er erneut ein Messer heraus und droht dem gebürtigen Iraker damit. Der Imbissbesitzer verweist ihn und seine drei Begleiter, darunter eine Frau, des Lokals. Draußen zeigt der Mann noch mehrfach den sog. Hitlergruß und fordert den Iraker auf, heraus zu kommen. Der Imbissbesitzer und der 36-Jährige verschließen die Tür und warten mehrere Stunden, bevor sie sich kurz vor 4:00 Uhr nachts zum Gehen entschließen. Nur wenige Meter weiter treffen sie erneut auf die Gruppe, können diese aber zunächst ungehindert passieren. Plötzlich hält der Rechte mit einem Fahrrad kurz neben dem 36-Jährigen und durchsticht mit dem Messer den linken Oberarm des Betroffenen. Der Imbissbesitzer alarmiert die Polizei. Gemeinsam mit einem Passanten versucht er, die stark blutende Wunde zu stillen. Der Betroffene, der zwischenzeitig ohnmächtig wird, muss noch in der Nacht notoperiert werden und kann das Krankenhaus erst nach sechs Tagen verlassen. Der polizeiliche Staatschutz ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung gegen einen 22-Jährigen. Es wurde Haftbefehl erlassen (Mobile Opferberatung).

05.05.2014, Berlin-Treptow-Köpenick

Im Zentrum für Demokratie wird ein Mitarbeiter am Telefon bedroht und beleidigt. Ihm wird damit gedroht, dass „im neuen Auschwitz“ er vergast werden würde. (Berliner Register)

05.05.2014, Torgelow

SPD-Politiker Patrick Dahlemann aus Torgelow hat schon viel Mut gegen Rechtsextreme und Nazis bewiesen. Sein Kampf ist aber immer noch nicht vorbei. Jetzt wurde sein Bürgerbüro beschädigt, die Frontscheibe wurde eingeworfen (Tagesspiegel).

04.05.2014, Berlin-Hellersdorf

Weil er eine dunkle Hautfarbe hat, ist ein 26-jähriger Deutscher am Samstagnachmittag in Hellersdorf von zwei unbekannten Männern beschimpft und geschlagen worden. Die beiden Angreifer rempelten ihr Opfer kurz vor 15 Uhr im Regine-Hildebrandt-Park erst an, riefen fremdenfeindliche Sprüche und schlugen dem jungen Mann dann mit der Faust ins Gesicht. Danach flüchteten sie. Der 26-Jährige erlitt eine leichte Gesichtsverletzung. Die Ermittlungen hat der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes übernommen (Tagesspiegel,Berliner Zeitung).

03.05.2014, Halle-Saale

Kurz nach Mitternacht wird ein 20-Jähriger im Stadtteil Silberhöhe von drei Unbekannten bedroht und ausgeraubt. Nach der Frage, was er in Deutschland suche, wird der gebürtige Guineer mit der Faust geschlagen und mit einer Glasscherbe sowie einem Messer bedroht. Bevor das Trio flüchtet, entwendet es dem Betroffenen noch Bargeld aus seiner Jackentasche. Dieser alarmiert über Notruf die Polizei, die nun wegen schweren Raubes und Bedrohung ermittelt. Laut Polizeiangaben blieb der 20-Jährige unverletzt (Mobile Opferberatung).

03.05.2014, Berlin-Buch

Seit Wochen wird der Wahlkampf der demokratischen Parteien in Karow und Buch massiv behindert. Aufgehängte Wahlplakate werden nach kurzer Zeit gestohlen. Am Samstag, dem 3. Mai 2014, wurden nun SPD- Wahlkämpfer beim Hängen von Wahlplakaten in Buch und an einem Infostand im Ortskern massiv von Neonazis bedrängt. “Junge Männer, später auch eine Frau, sammelten sich in der Nähe und begannen, uns zu fotografieren. Danach suchten sie die direkte Konfrontation. Eine 60jährige Frau wurde von einem Neonazi zu Boden gestoßen”, schildert der örtliche SPD-Vorsitzende Carsten Reichert. Da die Kapazitäten der Polizei nicht ausreichten, musste ein Infostand der SPD etwas früher als geplant beendet werden. Ein Großteil der anwesenden SPD- Mitglieder verließ unter Gewaltandrohungen mit der S- Bahn Buch. Einzelne von ihnen wurden auch in Karow noch von den Neonazis bedroht (Pankower Allgemeine ZeitungND)

01.05.2014, Frankfurt (Oder)

In Frankfurt (Oder) griffen am 1.Mai mehrere Teilnehmer einer NPD-Kundgebung GegendemonstrantInnen an. Die Angreifer gingen mit Stöcken und Holzlatten auf die DemonstrantInnen los. Es gab mehrere Verletzte. Eine Person musste zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus. Ein mutmaßlicher Angreifer war Augenzeugen zufolge bereits an einer Attacke auf GegendemonstrantInnen im vergangenen Jahr bei einer NPD-Kundgebung in Eisenhüttenstadt beteiligt (Opferperspektive).

Mehr auf netz-gegen-nazis.de:

| Rechtsextreme Gewalt

| Weitere Chroniken der Gewalt und Bedrohung durch Neonazis 2014
drucken