Zur Kundgebung von Gemeinsam Stark Deutschland kamen zwar nur wenige Hundert Menschen, unter ihnen war der Anteil von Neonazis jedoch besonders hoch.
© Robin Dullinge

Hooligan Demo floppte in Dortmund

Eintausend Teilnehmende hatte die Polizei zur Demonstration der Hooligans von "Gemeinsam Stark Deutschland" in Dortmund erwartet – letztlich kamen nur einige Hundert. Trotz der geringen Zahl muss auf die Gefährlichkeit der Versammelten hingewiesen werden, die sich teils in mutmaßlich rechtsterroristischen Kreisen zu Hause fühlen. 

Von Robin Dullinge

Der extrem rechte Verein „Gemeinsam Stark Deutschland“, eine Abspaltung der „Hooligans gegen Salafisten“, versuchte am 8. Oktober 2016 nach zwei Jahren erneut in Dortmund zu demonstrieren, um Stärke zu beweisen. Rund 300 Teilnehmende hatte der Anmelder und Neonazi Marcel Kuschela, auch bekannt unter dem Namen „Captain Flubber“, bei der Dortmunder Polizei angekündigt. Unter dem Motto „Schicht im Schacht – Gemeinsam gegen den Terror“ wollten Neonazis und rechte Hooligans eigentlich durch die Dortmunder Innenstadt ziehen. Das Oberverwaltungsgericht in Münster folgte jedoch einer Argumentation der Polizei und wandelte die Demonstration in eine Kundgebung um.

Mit Terrorismus gegen den Terror?

Der Anmelder hatte zwar nur rund 300 Teilnehmer_innen angekündigt, erwartet wurden m Vorfeld, auch wegen einer bundesweiten Mobilisierung rund 1.000 Neonazis und rechte Hooligans. Durch den Auflagenbescheid der Dortmunder Polizei und eine engmaschige Polizeitaktik kamen letztendlich nur 500 Menschen zur Kundgebung. Überwiegend bekannte Neonazis und kaum organisierte rechte Hooligans fanden so den Weg nach Dortmund.

Auch wenn die Versammlung damit unter den Erwartungen blieb und die befürchteten Ausschreitungen ausblieben, wird insbesondere nach Recherchen von „Recherche Nord“ deutlich, dass sich der Verein „Gemeinsam Stark Deutschland“ in mutmaßlich rechtsterroristischen Kreisen bewegt. So nahmen unter Anderem Marco Gottschalk, Frontmann der „Combat 18“-Band „Oidoxie“ an der Kundgebung teil, die sogar einen Live Auftritt hatten. Auch ein Brieffreund von Beate Zschäpe, Robin Schmiemann, der Teil einer „Combat 18“-Zelle in Dortmund gewesen sein soll, war bei der Versammlung zugegen. Letztlich fand auch der als Gründer und Anführer von „Combat 18“ geltende britische Neonazi William „The Beast“ Browning den Weg nach Dortmund. Unterstützung gab es auch von niederländischen Neonazis, die sich teilweise in rechtsterroristischen Kreisen organisieren.

Kaum organisierte Hooligangruppen in Dortmund

Offenbar hatte „Gemeinsam Stark“ versucht an die erste Kundgebung von „HoGeSa“ in Dortmund anzuknüpfen, die als Vorbote für die Ausschreitungen am 26. Oktober 2014 bei der „HoGeSa“ Demonstration in Köln gilt. Doch entgegen der Erwartungen nahmen kaum organisierte Hooligan-Gruppen an der Demonstration teil. Neben der neonazistischen Hooligan-Gruppe „Borussenfront“ waren kaum „echte“ Hooligans zugegen. Vielmehr wurde es zu einem zweiten „Tag der deutschen Zukunft“ und einem Zusammenkommen von diversen Menschen, die sich zwar als Hooligans definieren, im Stadion und in klassischen fußballbezogenen Schlägereien jedoch keinerlei Relevanz haben.

Noch vor zwei Jahren hatte „HoGeSa“ diverse rechte Hooligan-Gruppen aus der gesamten Bundesrepublik mobilisieren können, so dass am Ende rund 4.000 Teilnehmer_innen zusammen kamen. Aus Nordrhein-Westfalen beteiligten sich damals diverse Hooligans aus Düsseldorf und Bochum an der Demonstration.

Zwischen Technikpanne und Alkoholkonsum

Probleme hatten die Organisator_innen der Demo vor allem mit der Technik. Mit eineinhalb Stunden Verspätung startete die Kundgebung mit Redebeiträgen von Tatjana Festerling, Edwin Wagensfeld (beide „Festung Europa), und Torsten Frank („Bekenntnis für Deutschland“). Währenddessen zog es viele Teilnehmer_innen dauerhaft in den Hauptbahnhof, vor allem um Alkohol zu konsumieren. Dabei wurden, wie die TAZ berichtet, beispielsweise auch migrantische Passant_innen angepöbelt und volksverhetzende Lieder in der Bahnhofstoilette gesungen.

Bereits um 17 Uhr beendeten die Organisator_innen die Kundgebung, nachdem ihnen rund die Hälfte aller Teilnehmer_innen quasi davon gelaufen war. Viele von ihnen verpassten den Kurzauftritt der Rechtsrock-Band „Oidoxie“, weil offenbar auch sie nicht mehr damit rechneten, dass diese auftreten würden. Für „Gemeinsam Stark Deutschland“ dürfte die Veranstaltung somit größtenteils frustrierend gewesen sein, selbst aus den eigenen Reihen ernteten die Teilnehmer_innen massive Kritik wegen des hohen Alkoholkonsums.

Am Ende bleibt dennoch ein fader Beigeschmack in Anbetracht dessen, dass es sich auch um ein Get-Together von Akteur_innen aus dem mutmaßlich rechtsterroristischen Spektrum handelte. Dortmund war damit zum zweiten Mal in wenigen Monaten der Ort für eine solche Zusammenkunft, was zeigt, dass vor den zivilgesellschaftlichen Kräften noch eine Menge Arbeit liegt bevor „Es reicht!“ tatsächlich auch in Taten umgesetzt werden kann.

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