Die Hetze gegen Flüchtlinge und damit in Zusammenhang stehende Demonstrationen erhalten in Berlin derzeit enormen Aufwind. Heute Abend zum Beispiel findet in Pankow/Buch wieder eine der rassistischen Versammlungen mit einer antifaschistischen Gegenveranstaltung statt. Nach bisherigen Informationen wird für morgen ins Allende-Viertel nach Köpenick mobilisiert. Um die Proteste gegen neonazistische Demonstrationen, Kundgebungen und andere Aktionen der extremen Rechten an ein möglichst großes Publikum heran zu tragen, hat die Plattform „Berlin gegen Nazis - Wir sind viele!“, die es seit einem Jahr gibt, eine ganz besondere Möglichkeit hierfür geschaffen: Die App „Berlin gegen Nazis".
Von Mira Erdmann
In Berlin sind neonazistische Demonstrationen, vor allem solche gegen Flüchtlingsunterkünfte und Flüchtlinge selbst, im Moment eine große Herausforderung für alle, die sich dem Sumpf aus organisierten Neonazis und rassistischen Anwohner_innen der Unterkünfte entgegenstellen. Seit einigen Wochen gibt es regelmäßige Termine für Nazis: Die Demonstration gegen die geplante Container-Unterkunft für Flüchtlinge in Hellersdorf-Marzahn, auf der sich zeitweise bis zu 1.000 Rechtsgesinnte versammelten, sowie die Hetze gegen Flüchtlinge im Allende-Viertel in Köpenick oder Buch. Wer in diesem Sinne gegen das Recht der Geflüchteten auf Asyl demonstriert, verneint damit ein Menschenrecht. Wenn dieser Hass in Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit mit solch einer Selbstverständlichkeit im Mantel vermeintlich besorgter Anwohner_innen auf die Straße getragen wird, ist ein breites zivilgesellschaftliches Engagement gegen Neonazis notwendig. Nur wie kann man Menschen schnell und effizient mobilisieren?
Dieses Ziel hat die neue Smartphone-App „Berlin gegen Nazis“, die als Mobilisierungsplattform bei allen möglichen Versammlungen gegen solche rassistische und menschenfeindliche Hetze dienen soll. Die Macher_innen der Plattform „Berlin gegen Nazis - wir sind viele!“ versprechen sich eine höhere Mobilisierung, genauere Informationen zu Kundgebungen und Gegenkundgebungen, eine Art Informationspool über stattfindende Neonazi-Demonstrationen also. Und eben auch ein Qualitätsfilter, der unzuverlässige oder fälschliche Informationen eliminiert.
Die App für Smartphones kann man kostenlos im Google Play Store herunterladen. Sie informiert in den drei Sprachen Deutsch, Englisch, Türkisch über aktuelle Geschehnisse rund um Proteste gegen Neonazis, um viele Menschen über die Hintergründe und Möglichkeiten aufzuklären, wie sie sich den Rechten entgegen stellen können. Das Redaktionsteam von „Berlin gegen Nazis“ wird aktuelle Entwicklungen von geplanten oder stattfindenden Demonstrationen über Pushnachrichten bereitstellen. Auf Karten, die einem in der App angezeigt werden, sieht man dann die Routen der Demonstration und die der Gegner_innen. Ein roter Bär steht für antifaschistische Proteste, eine braune Tatze für die Nazis. Bei Bedarf kann man sogar seinen eigenen Standort anzeigen lassen, um einen möglichst schnellen Weg zu Blockadepunkten oder Gegenkundgebungen zu finden, in Stadtgebieten wie beispielsweise Marzahn-Hellersdorf, in denen sich nicht jeder Mensch gut auskennt. Selbstverständlich können die Meldungen, aber auch Karten und aktuelle Bilder über soziale Netzwerke oder per E-Mail geteilt werden, um Freund_innen oder Bekannte zusätzlich zu informieren. So soll eine schnelle Mobilisierung, eine genauere Kenntnis der Situation vor Ort und eine Einbindung von noch mehr Akteur_innen ermöglicht werden.
„Berlin gegen Nazis - Wir sind viele“ arbeitet mit vielen Partner_innen zusammen, um ein großes Spektrum an Menschen erreichen zu können. Angeboten wird die App vom Verein für Demokratische Kultur Berlin. Partner_innen sind unter anderem der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB), die AG gegen Rechtsextremismus der Gewerkschaft ver.di, die Abteilung Aktive Fans des Fußballvereins Tennis Borussia oder auch die Club Commission Berlin, ein Netzwerk für Berliner Clubkultur. Sie werden alle zu Gegendemonstrationen mit mobilisieren und wollen aktiv in die App eingebunden werden.
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