Die Schüler_innen des Gymnasiums Tiergarten in Berlin zusammen mit Christina Dinar von der Amadeu Antonio Stiftung, Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek vom Bundesministerium für Frauen, Senioren, Familie und Jugend und Schulleiterin Cynthia Segner.
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Wird der Hass im Netz immer stärker? – Der „Safer Internet Day 2016“

Pegida hat als kleine Facebookgruppe begonnen, heute steht das Kürzel Synonym für den zunehmenden Rassismus in Deutschland. Die barbarischen Enthauptungsvideos des IS sind für jeden von uns mit nur wenigen Klicks abrufbar. In Form von Cybermobbing und „Hate Speech“ haben viele Menschen den Hass im Internet schon an ihrer eigenen Haut zu spüren bekommen. „Extrem im Netz“ ist deshalb das diesjährige Thema des „Safer Internet Day“ 2016. Bei einer Veranstaltung in Berlin diskutierten Politiker, Prominente und Experten darüber.

Von Oliver Saal

Es ist Dienstagmorgen, 8.30 Uhr. Im Berliner „Gymnasium Tiergarten“ findet ein Workshop zu „Hate Speech“ im Internet statt. In der Eröffnungsrunde wird schnell klar: Alle Schüler sind „Digital Natives“, sie nutzen das Internet täglich und mit mehreren Geräten. So gut wie alle sind auf mehreren Plattformen aktiv. Instagram, Snapchat und natürlich Facebook und Whatsapp heißen die am Meisten genannten. Das macht deutlich: Die Trennung zwischen „Real Life“ und Internet ist eigentlich obsolet. Das sagt auch die Leiterin des Workshops, Christina Dinar vom Projekt no-nazi.net der Amadeu Antonio Stiftung: „Der Hass ist nun mal in der Welt. Daran ist nicht das vermeintlich böse Internet schuld. Er ist nicht neu, er wird durch das Internet nur sichtbarer.“

Die EU-Initiative klicksafe hat zu der Veranstaltung im Rahmen des „Safer Internet Day 2016“ eingeladen. Mit dabei sind unter anderem Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Nachwuchsschauspielerin Emilia Schüle sowie einer der erfolgreichsten deutschen Youtuber, Rob Zehn („Top Zehn“, 1,5 Mio. Abonnenten). Staatsminister Dr. Kleindiek betont, Politik muss „vor allen Dingen Rahmenbedingungen schaffen, die dafür sorgen, dass im Netz verboten ist, was auch sonst verboten ist.“ Ansonsten sei es wichtig, dass Initiativen gestärkt werden, die die Medienkompetenz bei Schülern, Eltern, Lehrern und überhaupt allen Menschen erhöhen. Renate Pepper, Direktorin der Landesmedienkonferenz Rheinland Pfalz, pflichtete ihm bei: „Kein Mensch wird mit der perfekten Medienkompetenz geboren. Qualifizierung und stetige Auseinandersetzung mit neuen Entwicklungen sind deshalb der Schlüssel zum Erfolg“. Pepper erklärt außerdem, das Internet würde nur insofern extremer, als auch der politische Zustand der Welt immer extremer wird – Krieg, Gewalt und Flucht würden sich natürlich auch im Internet abbilden.

Anlässlich des diesjährigen „Safer Internet Day“ stellt klicksafe die multimediale Aktionsseite „Extrem im Netz“ online. Das Format richtet sich an junge Nutzer und ist als Selbsttest angelegt: Welchen Stellenwert hat das Internet in meinem Leben? Führe ich mehr persönliche Gespräche oder kommuniziere ich vor allem online? Wie gehe ich mit Hassbotschaften im Netz um? Dass Jugendliche häufig sehr genau reflektieren, was sie im Netz zu sehen bekommen, soll außerdem die neue Online-Video-Reihe von klicksafe, „Truth be told“, zeigen. Jugendliche erzählen hier, wie und wann sie mit Themen wie Sexting, illegalen Downloads, Hate Speeches und Online-Stalking in Berührung gekommen sind und wie sie mit ein wenig Abstand über die Ereignisse denken.
 

Mehr der Videos gibt es auf YouTube.

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