Wir leben in einer eng vernetzten und digitalen Welt. Nachrichten werden in Echtzeit verbreitet und konsumiert, der Informationsaustausch wird immer unübersichtlicher und die Hierarchien der Verteilung flacher. Jede*r kann theoretisch daran über Blogs, Mikroblogging-Portale oder andere Soziale Medien teilhaben. Das heißt auch: Es wird immer schwieriger herauszufinden, welche Informationen verlässlich sind und welche nicht.
Ist »Fake News« ein gutes Schlagwort?
Sprechen wir über dieses Thema, ist oft von »Fake News« die Rede. Der Begriff ist allerdings schwierig und mit unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen. In den USA ist »Fake News« das Äquivalent zur deutschen »Lügenpresse «, beinhaltet also den Vorwurf unsauberer journalistischer Arbeit. Dabei geht es auch darum, kritische Berichterstattung zu diskreditieren und zu delegitimieren.
In Deutschland werden unter »Fake News« verschiedene Desinformations-Strategien zusammengefasst: v.a. manipulativ verbreitete, vorgetäuschte Nachrichten oder Falschmeldungen, die sich überwiegend im Internet verbreiten und mitunter auch von Journalist*innen aufgegriffen
werden. In der Regel arbeiten Desinformationen emotional zu Themen, die Menschen aufwühlen und empören. Ziel ist es, einen Handlungszwang zu suggerieren. Besonders problematisch ist das, wenn Desinformationen menschenfeindliche Narrative bestärken und legitimieren,
wie es etwa Lügen über Geflüchtete tun.
Was tun?
Im Endeffekt geht es um unser aller Medienkompetenz. Grundlegend sollte klar sein, dass sich an Internet-Informationen alles manipulieren lässt. Gelogen wird in Wort, Bild und Video, über Inhalte, Aufenthaltsorte und Kompetenzen.
Die goldene Regel: Doppelter Quellencheck
- Aus welcher Quelle stammt meine Information? Ist mir die Quelle bekannt? Gilt sie als seriös (nach journalistischen oder wissenschaftlichen Kriterien arbeitend) oder als mutmaßlich tendenziös (z.B. Public Relations von Unternehmen, Parteien, Organisationen, manche staatlichen Quellen etc.)? Ist es eventuell eine Satire-Quelle? Bei Informationen über Social Media: Kommt die Meldung von einem verifizierten Social Media-Konto?
- Auch vermeintlich seriöse Quellen können Falsches berichten. Deshalb kurz checken (googlen): Berichtet mehr als eine (seriöse) Quelle über etwas, steigen die Chancen, dass die Information wahr ist.
- Andererseits können Blogs oder Whistleblower auch wichtige Informationen bereitstellen. Hier können Sie checken: Werden Behauptungen belegt (z.B. Fotos, Videos, Augenzeugenberichte etc.).? Werden Quellen oder Analysen genannt, vielleicht sogar verlinkt? Werden existierende Menschen zitiert, Expert*innen befragt? Wenn alles vorhanden ist, steigen die Chancen, dass es sich um seriöse Informationen handelt.
- Wenn eine Information Sie unsicher werden lässt, schicken Sie sie an www.mimikama.at oder www.internet-beschwerdestelle.de – die prüfen und berichten.
- Bei Social Media-Posts prüfen: Passt die Social Media-Vorschau, geben Überschrift und Teaser wirklich wieder, was auch im verlinkten Artikel steht?
- Bilder prüfen: Zeigt ein Bild wirklich das, was es angeblich zeigt? In der Bildersuche bei Google können Sie Dateien von Ihrem Computer hochladen und damit prüfen, wo dieses Bild bereits verwendet wurde und ob es somit aus dem behaupteten Zusammenhang stammt. Das gibt es auch für Video, z. B. auf https://citizenevidence.amnestyusa.org.
Was, wenn ich Desinformationen verbreitet habe?
Im Internet verbreiten viele Menschen Desinformationen auch, weil sie (zu) schnell reagieren (oft sogar, ohne den Text wirklich gelesen zu haben). Weil sie die Quellen nicht prüfen oder die angebotene Information so gut in unsere Argumentation passt. Das nennt sich »kognitive
Dissonanz« vermeiden – wir glauben gern, was unsere eigene Weltsicht bestätigt.
- Deshalb: Erstens an die »Goldene Regel« des doppelten Quellenchecks halten
Falls Leser*innen darauf hinweisen, dass wir (trotzdem) eine problematische, einseitige, nicht überprüfbare oder gelogene Information geteilt haben:
- Versuchen Sie, die Kritik nachzuvollziehen und sie zu bedenken.
- Ist sie berechtigt, ziehen Sie Schlüsse, löschen oder kommentieren Sie z.B. den Post entsprechend.
- Erscheint sie Ihnen unberechtigt, können Sie begründen, warum Sie sie stehen lassen (Transparenz, Leser*innen ernst nehmen).
Und wenn ich auf Desinformationen stoße?
- Weisen Sie denjenigen, bei dem Sie die Desinformation lesen, auf Ihre Zweifel oder Erkenntnisse hin und bitten Sie um Löschung oder ergänzende Kommentierung.
- Kommentieren Sie unter der Desinformation, um Mitlesende von Ihren Zweifeln oder Erkenntnissen zu berichten.
- Melden Sie die Falschinformation an das Soziale Netzwerk – häufig sind »Fake News« eine eigene Melde-Kategorie.
- Falls die Falschinformationen Sie selbst betreffen, können Sie die Verbreitenden auf Unterlassung oder Richtigstellung verklagen. Dies lohnt sich besonders, wenn Falschinformationen gezielt und absichtlich von vielen oder reichweitenstarken Sendern verbreitet werden, zum Beispiel in einem Shitstorm. Wenn Sie eine Website, einen Blog oder Social Media-Seiten haben, veröffentlichen Sie eine Stellungnahme – dann ist beim Googlen nicht nur die Falschinformation, sondern auch Ihre Sicht der Dinge zu finden.
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