Verfassungsschutz zu Thor Steinar

Einschätzungen der Marke Thor Steinar vom Verfassungsschutz

Geert Piorkowski , stellvertretender Pressesprecher des Ministerium des Innern des Landes Brandenburg im Jahr 2008:

Die Bekleidung der Firma "Mediatex GmbH" wird innerhalb der rechtsextremistische Szene nach wie vor getragen. Hinweise auf eine Änderung der "Philosophie" der Firma Thor Steinar sind innerhalb der rechtsextremistischen Szene insofern nicht festzustellen. Das ursprüngliche Logo der Firma (Binderune: Kombination aus der Tiwaz und der Sowilo Rune) findet sich seit einiger Zeit nicht mehr im aktuellen Sortiment. Seit einige Gerichte eine Strafbarkeit wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen im Sinne von § 86 a Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 StGB geprüft haben, verwendet die Firma neue Logogramme.

Rechtsextremisten sehen jedoch in der Bekleidung der Firma Mediatex GmbH nach wie vor ein identitätsstiftendes Erkennungszeichen. Die Farbgebung und die Schriftzüge verstehen Rechtsextremisten als völkische Symbolik. Diese Aufmachung und das Austesten von juristischen Grenzen spricht Rechtsextremisten an. Sie bezeichnen die Firma in ihren Internet-Diskussionsforen als "zur Bewegung gehörig", die Bekleidung "werde nicht ohne Grund getragen".

Verfassungschutzbericht Brandenburg von 2006

Das in Zeesen (Dahme-Spreewald) ansässige Unternehmen Mediatex GmbH produziert die bei Rechtsextremisten hoch im Kurs stehende Marke „Thor Steinar“. Das Sortiment der Firma Mediatex kann als Bedienung völkischer Symbolik in Farbgebung und Schrifttyp – etwa durch das Verwenden von Tarnfarben und -mustern oder gedruckten Schriftzügen in Runenschrift- verstanden werden. Auch gibt es Bekleidungsstücke mit militärischen Reminiszenzen. Hierzu zählt die ME 262 - ein in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges als „Wunderwaffe“ angepriesenes
Flugzeug.

Das Tragen von „Thor Steinar“ dient als identitätsstiftendes Erkennungszeichen unter Rechtsextremisten. Nicht umsonst bezeichnet der einschlägig rechtsextremistisch bekannte Internet-Versandhandel „Rock-Nord“ die Käufer von „Thor Steinar“- Artikeln als „patriotische“ Kunden. Die rechtsextremistische Ausrichtung von „Thor Steinar“-Trägern wurde am 28. August 2007 in Königs Wusterhausen deutlich: Dort wurden mit blauer Farbe an den Kletterwänden auf einem Spielplatz Symbole und Schriftzüge wie „PUNKS RAUS - HITLER JUGEND - SIEG HEIL - HEIL HITLER - NAZIS4eva - Thor Steinar - SRS - NINO BITCHES - SS/SA - 18/88“ festgestellt.

Szene-Kleidung von Rechtsextremisten

Pressemitteilung vom Verfassungsschutz Brandenburg Februar 2008:
„Thor Steinar“ scheitert mit neuem Vertriebsweg

Auf der Suche nach neuen Vertriebswegen ist die Bekleidungsmarke „Thor Steinar" gescheitert. Sie hatte versucht, im Magdeburger Hundertwasser-Haus eine Verkaufsfiliale zu eröffnen. Unter Rechtsextremisten ist die Marke beliebt und gilt als szenetypisches Erkennungs- sowie Abgrenzungsmerkmal. Die Wochenzeitung „Die Zeit" schrieb von einer „Designer-Firma für Rechte".

Als Möchtegern-Mieter trat in Magdeburg die „Uwe Meusel Factory" auf. Mit dem Ladengeschäft mit der Bezeichnung „Narvik" im Hundertwasser-Haus sollte ein neuer Absatzweg in bürgerlicher Umgebung eröffnet werden. Meusel ist einer der Geschäftsführer der „Thor Steinar Mediatex GmbH". Sie hat ihren Sitz im brandenburgischen Zeesen bei Königswusterhausen. Mittlerweile zeigten die Proteste Wirkung. Der Vermieter hat den Vertrag unmittelbar nach Bekanntwerden des Hintergrundes des Mieters gekündigt.

Bekleidungsstücke von „Thor Steinar" bedienen in Farbgebung und Schriftzügen eine als völkisch verstandene Symbolik. Die gotischen Lettern werden von der Kundschaft mit dem NS-Regime in Verbindung gebracht. Inhaltlich nehmen die Schriftzüge Bezug auf vorchristlichen Germanen-Kult und eine glorifizierende Sicht der Wehrmacht. Beispielsweise ist ein T-Shirt mit der Aufschrift „Flugschule" bedruckt und zeigt eine Messerschmidt Me 262. Mit dieser „Wunderwaffe" hoffte Hitler noch am Endes des Zweiten Weltkrieges auf die aussichtslose militärische Wende. Auch wegen dieser verbrecherischen Rücksichtslosigkeit der Nationalsozialisten ließen alleine im Kriegsjahr 1945 noch Millionen Menschen ihr Leben. Andere Shirts tragen mit der anspielenden Grußformel „Weidmanns Heil" den Umriss eines Maschinengewehrs.

Dieses Spiel mit mehr oder weniger verhohlenen Andeutungen an der Grenze zur Strafbarkeit ist charakteristisch für das Sortiment der Firma. Rechtsextremisten fühlen sich davon angesprochen. Sie bezeichnen die Firma in Internet-Diskussionsforen als „zur Bewegung gehörig". Die Bekleidung werde „nicht ohne Grund getragen". Im Zusammenhang mit strafrechtlichen Ermittlungen wurde das ursprüngliche Thor-Steinar-Logo (Binderune: Kombination aus der Tiwaz und der Sowilo Rune) inzwischen aus dem Sortiment genommen. Denn einige Gerichte prüften eine Strafbarkeit wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, die Rechtsprechung ist bislang noch nicht einheitlich. Unter Rechtsextremisten gelten jedoch auch die neuen Logos als identitätsstiftender Erkennungs-Code.

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